Tomaten (bewusst) Kreuzen

HundundKatze

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Hallo,

nach dem ich (wieder Mal) überlesen wurde, oder (wieder Mal) die Antworten überlesen habe ;)

Eröffne ich mal ein Thema zu diesem Thema :)

Ich frage mich, wer von Euch absichtlich "züchterisch" Aktiv ist, was die Sorten Vielfalt der Tomaten betrifft. Kreuzt ihr absichtlich? Wie viele der F1 Generation sät ihr dann im Folgejahr aus? Erfahrungen (Positiv und Negativ?)

Ich würde es dieses Jahr gerne mal versuchen... Und bin mir bewusst, welch ein Platzaufwand in den nächsten Jahren auf mich zu kommt.

Liebe Grüße
 
  • K

    katekit

    Guest
    Ich hab dich nicht überlesen, aber um wirklich zu züchten fehlt mir einfach die Kapazität... Man muss ja auch die entsprechende Auslese/Selektion machen können.

    Ich probiere und erhalte erst mal die Sorten, die es gibt und die ich habe....
     

    Werder Bremen

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    Selber "züchten" kann sicher ein spannender Spass sein, eine Herausforderung ........, aber bei der Sortenvielfalt reizt mich das trotzdem nicht.
     
  • S

    Schmid, Anneliese

    Guest
    Hallo HundundKatze,
    ich werde, sofern ich die nötigen Blüten habe ein paar für mich probieren.
    Einen Versuch hatte ich letzte Saison gemacht - mal sehn, ob man bei der F2 schon was sieht.
    Ob ich selektiere - noch keine Ahnung - von dem halte ich sowieso nix. Mach das eh nur für mich.
    Wenn ich es schaffe, möchte ich noch eine oder zwei von der F2 anziehn und schaun, ob sich da was verändert. Wäre dann F3.
    LG Anneliese
     
  • Simone 23

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    Also ich hab ganz fest vor zu züchten.

    In einem anderen Forum wird eine blaue Ananas vorgestellt (auch ne Züchtung).

    Auf Grund der Stutenbissigkeit die mit diesen Samen betrieben wird, plane ich eine eigene Blaue zu züchten; aber natürlich nicht mit der gelben Ananas, sondern ich werde eine andere Bicolor benutzen.

    LG
    Simone
     
  • S

    Schmid, Anneliese

    Guest
    Simone,
    das hab ich auch vor...verrate aber nix.
    LG Anneliese
     
    S

    Schmid, Anneliese

    Guest
    ob ich ne bicolor nehme, das weiss ich noch nicht - bin am überlegen...
    Bei der Soyuz ist auch keine Bicolor drin...aber die Cosmo....
    LG Anneliese
     

    Simone 23

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    Ich weiß Du stehst nicht so auf bicolor.
    Ich hab ja 2012 die Cosmo in eine der Wagners eingekreuzt. Die Keimquote dieser Samen ist aber bescheiden...
    Von 10 ist 1 Samen aufgegangen.

    LG
    Simone
     
  • H

    *Hope*

    Guest
    Hallo ihr Zwei,

    gutes Gelingen.

    Spione sind überall ;)


    Liebe Grüße

    Hope
     
  • samsarah

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    Also die Ananas ist für mich geschmacklich -und was die Konsistenz angeht- schon aller oberste Liga. -Sozusagen die Krönung der Saison.
    Also geschmacklich würde ich züchterisch so wenig wie möglich an der "rumpfuschen" wollen...

    Nur ist die halt nicht gerade ertragreich, superspät, anfällig und wärmebedürftig... -bis jetzt war sie immer die Letzte....

    Also, wenn ich mich jemals an der Ananas züchterisch zu schaffen mache, dann mit dem Ziel Geschmack und Konsistenz zu erhalten -die Größe dürfte ruhig etwas schrumpfen- nur dürfte sie gern wesentlich ertragreicher, unempfindlicher und früher sein :)

    Sicher keine leichte Aufgabe. Und was da rein durch Selektion machbar wäre ?? Bestimmt könnte man da auch noch Einiges rausholen...
    Mit Einkreutzungen wird doch nur unnötig die Sorte verfälscht, oder nicht ?

    Hat hier vielleicht jemand andere Erfahrungen mit der Ananas ?

    Und hat jemand Erfahrung mit der Pineaple Fog ?
     

    Lieschen M

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    Ich freu mich, wenn meine Tomaten wachsen und gedeihen. Züchten werde ich garantiert nicht. (Backe schon mein Brot jetzt selber.) Zuviel Zeit ginge da drauf.

    Wenn man die F1-Generation weiter züchtet, sagte Herr Mendel, bekäme man eine Generation, bei der einige Pflanzen die Eigenschaften von Vater, einige von Mutter und der Rest die der F1-Generation hat. Man müßte also genaue Auslese betreiben - denke ich mal.
     

    HundundKatze

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    Hallo und danke für das tolle feedback!

    Danke Hope, für den link, werde ihn mir gleich durchlesen!

    ich muss ja gestehen, dass ich zwar von Genetik ein gewisses Grundwissen habe, aber es bisher nur in der Kleintierzucht Anwendung fand.
    Und ich denke, Pflanzen sind noch um einiges Anspruchsvoller ;)
    Insofern gehe ich- was die Pflanzen angeht- mit Null Ahnung an die Sache heran und werde einfach zusehen, soviel wie möglich, von der Kleintierzucht zu übernehmen und einfach mal zu testen!

    Es gibt ja 2 Möglichkeiten, an die Sache heran zu gehen... Einmal das "entwickeln" neuer Sorten und einmal das Rückkreuzen.

    Wie ich mitbekommen habe, haben hier schon ein paar Leute starkes Interesse an vergessenen/alten und ausgestorbenen Tomatensorten. Für diese Leute wäre ein Rückkreuzversuch bestimmt interessant!

    Fürs Rückkreuzen (bei Kleintieren) nimmt man in der Regel Geschwister und deren Nachkommen aus einer Blutlinie.

    Für "normales" Kreuzen gilt die Regel, Versuch macht klug, ein gewisses Grundwissen über Dominanz und Rezesivität bei den Sorten wäre von Vorteil, muss aber gestehen, dass ich -was die Tomaten angeht- keines habe!
    In der Regel jedoch ist der "Ur-Typ" immer dominant, dass heißt, kreuze ich Wildsorten ein, so werde ich davon ausgehen, dass diese F1 Generation- rein Optisch, wieder die Wildsorte ist. Interessant wird es hier dann erst, wenn ich diese Nachkommen wieder untereinander kreuze! Dann müssten diese sich aufspalten.

    Dazu gehört es jedoch auch, eben nicht nur 1 oder 2 Samen der jeweiligen Generation unter die Erde zu bringen, sondern im Idealfall ALLE.
    Nur dann, ist die genetische Vielfalt auch sichtbar. Andernfalls laufe ich ja immer Gefahr dass ich vielleicht die Samen mit "Interessantem" Gen einfach in der Samenkiste liegen lasse.

    Dass sind meine bisherigen Gedanken zu diesem Thema.

    Liebe Grüße
     
    S

    Schmid, Anneliese

    Guest
    Hallo,
    ich mach mir da überhaupt keine Gedanken, ich probier wieder mal - und meistens funktioniert das bei mir...schaun wir mal, was dabei raukommt.
    LG Anneliese
     

    Sunfreak

    Unreife Tomate
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    Hi HundundKatze!

    Im Prinzip muss man Dir nix mehr erklären! Sehe schon: Du bringst durch die Tierzüchtung jede Menge Vorwissen mit, die du genauso in der Pflanzenzüchtung umsetzen kannst.

    "Einfach drauf los" ohne sich Gedanken zu machen bringt einen in der Züchtung, sei es Pflanzen- oder Tierzüchtung niemals weit. Gewisse Sorgfaltspflicht und konkrete Vorstellungen sind das A und O. Beginnt ja schon bei der Wahl der Eltern für eine Kreuzung. Weist du ja alles. Aber an der Stelle die Frage: Hast du irgendwelche konkreten Vorstellungen?

    In der Pflanzenzüchtung bedient man sich, wird in der Tierzüchtung nicht anders sein, häufig mehrerer Elemente. Sprich Kreuzen und später Rückkreuzen. Beispiel: Jemandes und ich wollen 'ne Fish Pepper x Habanero Kreuzung machen. Wir haben es da auf das light-sensitive mosaic (lsm) Gen von Fish Pepper abgesehen und wollen das in 'ne Habanero einkreuzen. Dummerweise gehören die beiden Sorten jeweils unterschiedlichen Arten an - Fish Pepper ist 'ne Capsicum annuum und die Habanero 'ne Capsicum chinense. Glücklicherweise lassen sich beide Arten direkt miteinander kreuzen - es braucht keine dritte Brücken-Spezies für 'nen Gen-Transfer. Aber die C. annuum x C. chinense Hybride wird sehr viel Einfluss von C. annuum haben. Daher auskultivieren und in der F2 die Aufspaltung erwarten und da dann das gewünschte selektieren und die Selektion wieder rückkreuzen mit der Habanero C. chinense, um den Fokus wieder mehr auf C. chinense zu lenken. Verstehst?

    Beispielsweise um der Züchtung wieder mehr Schärfe einzuhauchen. Fish Pepper schafft es auf läppische 5.000 bis 30.000 Scoville. Daher eher was fürs Frühstück. Während es die Habanero (je nachdem welche Habanero-Sorte wir dann letztlich tatsächlich einsetzen) zwischen 150.000 und 450.000 Scoville schafft. Ohne jetzt exakt "genetische Wirken" des Capsaicins (der Schärfe) zu kennen, schätze ich mal, dass bei 'ner Fish Pepper x Habanero Kreuzung ziemlich viel an der Schärfe auf der Strecke bleiben wird. Muss nicht, kann aber. Aber wenn nicht die Schärfe, dann werden andere Merkmale Grund genug sein, warum sich 'ne Rückkreuzung lohnt, wenn man als Endprodukt 'ne "gestreift-früchtige Habanero" züchten will.

    Oder anderes Beispiel: Kreuzt man drei Wildformen der Tomaten in die Kulturtomate ein, das sind Solanum lycopersicoides, S. chilense und S. cheesemanii, kreuzt man drei Gene ein: Aubergine (Abg), Anthocyanin fruit tomato (Aft) und atroviolaceae (atv). Betreibt man dann massive, aggresive Selektion ohne Rücksicht auf Verluste auf ein gewünschtes Züchtungsziel, dann bekommt man als Ergebnis das hier:

    tomatoblue2.jpg

    tomatoindigorose0.jpg

    Nun habe ich durch 'ne Einkreuzung dieser dreien Wildformen und aggresiver Selektion 'ne optisch ganz tolle Linie mit dem Namen P20-3-1 (neuerdings als Indigo Rose bekannt) vor mir liegen mit ganz viel Anthocyane, die aber zu mehr als eine Ziertomate nix taugt. Sie schmeckt außerordentlich bähh. Warum? Weil sich die Kollegen von der Oregon State University bei der Selektion einzig und allein auf die Anthocyane konzentriert haben. Der Geschmack blieb dabei auf der Strecke. Das ist nicht verwerflich. Ich würde es genauso machen. Man kann mit seiner Linie nicht auf alle Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Und man muss 'nen großen Dickkopf haben und wissen was man will. Und sie haben sich korrekterweise dazu entschieden das maximale aus der Selektion herauszuziehen was einen möglichst hohen Anthocyane-Gehalt betrifft. Nun haben Züchter aus aller Welt diese tolle Linie und können sie für eigene Projekte verwenden. Durch Kreuzen dieser Linie mit geschmackvollen Tomaten Sorten oder Linien lässt sich so Sorten züchten die sowohl intensiv schwarz/blau gefärbt sind, als auch 'nen tollen Geschmack haben. Merk grad das trifft jetzt nicht wirklich das Thema "rückkreuzen" - aber schöne Geschichte. Daher bleibt der Text jetzt auch so. Sonst hab ich ja umsonst getippt...!

    Das Schönste an der Tomatenzüchtung ist meiner Meinung nach jedenfalls die Tatsache, dass 'ne Generation nur wenige Zeit dauert - verglichen mit anderen Arten, wo es vom Samenkorn bis wieder zum Samenkorn viele, viele Jahren dauert. Und die Züchtung einer Sorte zur Lebensaufgabe wird. Und man idealerweise noch vor der eigenen Geschlechtsreife mit der Züchtung anfangen sollte, um die fertige Züchtung erleben zu dürfen. *duck und weg*

    Grüßle, Michi
     

    Sunfreak

    Unreife Tomate
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    AW: Tomatenzöglinge 2013

    Ja, das geht... ;)

    Die Samen die du von 'ner F1 gewinnst sind dann in der Filialgeneration 2 (F2). Da werden sie dann in ihren Merkmalen aufspalten. Und ab da wird die Linie von Generation zu Generation stabiler. Bis am Ende 'ne genetisch stabile, sog. samenfeste Sorte steht. Die genetische Stabilität lässt sich exakt in Prozent ausdrücken:

    F3 = 50% genetisch stabil
    F4 = 75% genetisch stabil
    F5 = 87,5% genetisch stabil
    F6 = 93,75% genetisch stabil
    F7 = 96,875% genetisch stabil
    F8 = 98,4375% genetisch stabil
    F9 = 99,21875% genetisch stabil
    F10 = 99,609375% genetisch stabil
    F11 = 99,8046875% genetisch stabil

    und so weiter...

    Soweit zum Einfachen teil. Die Tatsache, dass so Absaaten eben genetisch instabil sind macht die Sache kompliziert. Du musst in jeder Generation selektieren, Auslese betreiben. Das heißt du musst möglichst viele Pflanzen anziehen und dabei die Pflanze finden, welche einerseits am Besten ist (Ertrag, Geschmack, Gesundheit, ...) und gleichzeitig den Merkmalen der Original-Hybridsorte am Ähnlichsten ist.

    Und wiegesagt: Um so mehr Pflanzen du dabei hast wird das Endergebnis ein besseres sein. Die Schwierigkeit liegt als an der Menge der Pflanzen. Diese Dehybridisierung kann man in einem Spektrum von Hobbygärtner-Charakter bis professionelle Pflanzenzüchtung betreiben.

    Wahrscheinlich hast du bislang nicht verstanden, weshalb das Prinzip gilt "umso mehr, um so besser". Man könnte es so formulieren: Es wäre schade, wenn ein unentdecktes Talent in der Samentüte schlummern würde und du dann im Garten stehen würdest, und würdest 'ne weniger gute Pflanze selektieren und mit der weiterzüchten.

    Oder es geht da auch um die Merkmale. Ich mach mal ein Beispiel: Nehmen wir 'ne fiktive Hybridsorte. Diese fiktive Hybridsorte hat gelbe Früchte. Das Gen für gelbe Früchte "r" ist rezessiv. Da rezessive Gene im Verhältnis 3:1 aufspalten würde eine von vier Pflanzen gelbe Früchte produzieren. Die anderen drei Pflanzen würden rote Früchte produzieren. Willst du also eine gelbe Tomate selektieren benötigst du vier Pflanzen in Deinem Garten.

    So, nun nehmen wir an die fiktive Sorte hat ovale Früchte. Das Gen "o" für ovale Früchte ist ebenfalls rezessiv. Nun benötigst schon schon 16 Pflanzen. Eine von 16 Pflanzen wird Früchte produzieren, die sowohl gelb, als auch oval sind.

    Nun stellen wir uns vor die fiktive Hybridsorte hat neben den ovalen Früchte auch 'n kleinen Nippel am Blütenende. Das Gen dafür nennt sich "bk" - und es ist wieder rezessiv (rezessive Gene werden immer klein geschrieben, dominante positiv). Willst du also 'ne Pflanze, die gelbe, ovale Früchte und mit Nippel produzierst, wird eine von 64 Pflanzen diese drei Merkmale tragen.

    Packen wir 'n weiteres Gen dazu: "cr" für platzfeste Früchte. Eine von 256 Pflanzen wird alle vier Merkmale tragen.

    Und so kann man das weiter treiben:

    5 rezessive Merkmale: 1 von 1.024 Pflanzen
    6 rezessive Merkmale: 1 von 4.096 Pflanzen
    7 rezessive Merkmale: 1 von 16.384 Pflanzen
    8 rezessive Merkmale: 1 von 65.536 Pflanzen
    9 rezessive Merkmale: 1 von 262.144 Pflanzen
    10 rezessive Merkmale: 1 von 1.048.576 Pflanzen
    11 rezessive Merkmale: 1 von 4.194.304 Pflanzen
    12 rezessive Merkmale: 1 von 16.777.216 Pflanzen

    Vielleicht versteht mich ja jetzt einer, dass ich nicht verrückt bin und es schon seinen Grund hat, warum ich 'nen großen Acker benötige. :grins:

    Grüßle, Michi
     

    protour

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    AW: Tomatenzöglinge 2013

    Danke Michi,

    für diese schöne Erklärung. Die sollte mal angepinnt werden.

    Und ja dafür braucht man einen richtig großen Acker.
     

    Sunfreak

    Unreife Tomate
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    AW: Tomatenzöglinge 2013

    Also von den Hybridsorten eigentlich keine. So eine Dehybridisierung ist gegen geltende Sortenschutzgesetze, sowohl hier in Deutschland, als auch anderswo. Schon allein deshalb würd ich das öffentlich nie zugeben. Gut, wenn ein Hobbygärtner ein paar Körner rauspult, da wird sich wohl keiner dran stören, behaupte ich jetzt einfach mal, ohne jemand zu was anstiften wollen. Aber wenn ich mit meinem Feld daherkomme und würde in größerem Stil Hybriden dehybridisieren, dann hätte das schon ganz andere Dimensionen.

    Aber im Prinzip werden Hybriden nur insofern den Weg auf den Acker finden, um einen gewissen Vergleich zu haben und um ein paar Hybridsorten auszuprobieren. In irgendeiner Form gemendelt wird mit diesen nicht. Für mich als Züchter zählen die Hybridsorten eher zu einer Ansammlung verarmter genetischer Ressourcen. Abseits davon finde ich im Bereich der samenfesten Sorten viel, viel größere genetische Vielfalt, dass ich da garnicht wirklich scharf bin drauf. Das leuchtet eigentlich jedem ein, wenn er mal überlegt welche Vielfalt an Merkmalen (Fruchtfarbe, -form, -größe, Blattform, Wuchsform, ...) es bei samenfesten Sorten gibt und diese Vielfalt mal der Palette an Hybridsorten gegenüber stellt. Diese gewissen, samenfesten Sorten haben größtenteils den Vorteil (bis auf ein paar wenige Ausnahmen), dass diese keinem Sortenschutz unterliegen. Ich kann mit denen machen was ich will, obgleich ich den Züchter sofern es einen namentlich bekannten gibt und dieser überhaupt lebt, natürlich nach Erlaubnis frage. Das gehört sich meiner Meinung nach so. Aber da bin ich noch nie auf Ablehnung gestoßen - im Gegenteil.

    Kurzum: Die Dimensionen in der Pflanzenzüchtung sind ganz andere. Das vermeintliche Äckerchen mit Platz für 6.000 Pflanzen mutiert ganz schnell zu 'nem winzigen Fleckchen, wenn man sich die o.g. Auflistung mit den rezessive Merkmalen anschaut. Da will ich nicht mit irgendwelchen Hybriden rumwursteln, sondern mein eigenes Ding drehen.

    Grüßle, Michi
     

    HundundKatze

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    Hallo Sunfreak,
    vielen lieben Dank für deine ausführlichen Erklärungen!

    Wenn ich das Alles so lese, erkenne ich natürlich "rein theoretisch" tatsächlich viele Ähnlichkeiten zur Kleintierzucht, wo ich aber große Probleme habe, ist die Tatsache zu erkennen, welches Merkmal rezessiv und welches dominant ist... Hast du dir dein ganzes Wissen im "Selbstversuch" angeeignet, oder gibt es da Seiten, wo man nachlesen kann?

    Bei Kleintieren (in meinem Fall genau genommen Farbratten und Rennmäuse) ist dass natürlich einfacher... Nicht nur, dass die F1 Generation viel schneller den Phänotyp zeigt (Tragzeit zwischen 21 und 24 Tagen und die Welpen zeigen schon gut 10 Tage nach der Geburt ihre Fellfarbe). Das heißt, nach nem Monat kann man schon erkennen welche Merkmale dominant waren. Den Genotyp kann man dann etwa ein halbes Jahr später, durch die Weiterzucht, erkennen. Bei Tomaten ist dies natürlich ein längerer Prozess- aber- wie du sagtest, vermutlich immer noch ein relativ zügiger im Vergleich zu Apfelsorten o.Ä. wo einfach mal JAHRE vergehen, bevor das Pflänzchen eine Frucht hervor bringt.

    Zudem besteht bei Kleintieren auch immer die Möglichkeit einen Albino einzukreuzen, was sehr hilfreich sein kann.

    Bei Tomatenpflanzen entfällt diese Option natürlich.

    Auch muss ich dir recht geben, dass es, bei Kreuzungsversuchen, immer sinnvoll ist, schon mal im Kopf zu haben, was man denn eigentlich erreichen möchte. Und für den Anfang ist es sinnvoll sich auf ein bis Zwei Merkmale zu konzentrieren.

    Ich für meinen Teil, bin begeistert von dem gelben Birnchen!
    Diese Pflanze hat sich bei mir unter den widrigsten Umständen sowas von
    durchgesetzt und bewiesen.
    Auch als 2010 ALLE meine Tomaten von der Braunfäule verseucht waren (Freiland ohne Schutz), hat das gelbe Birnchen dazwischen gestanden und war gesund, munter und hat mir mehr als reichlich Früchte beschert.
    Absolut begeistert war ich dann aber, als ich im Herbst 2010 dann den kompletten Garten umgegraben habe und 2011 im Mai, überall, selbst in den Ritzen von den Gehwegplatten, absolut "selbstständig" ausgesäte Tomatenpflanzen hervor kamen. Ich hab sie stehen lassen und es waren... *trommelwirbel* alles gelbe Birnchen, die zwar nicht ganz so riesig wurden, aber dennoch frühzeitig, reife Früchte trugen!

    Kurz um... Ich mag das gelbe Birnchen! :)
    Nun hab ich mir das rote Birnchen für dieses Jahr dazu bestellt und meine Erwartungen sind dementsprechend hoch.

    Nun reizt es mich, weitere Farbvarianten des Birnchens hervor zu bringen...
    Der Geschmack ist, für mich, hierbei Zweitrangig (ich esse sowieso keine "rohen" Tomaten:p )

    An Farbenfrohen Tomatensorten hab ich dieses Jahr einige.
    Neben der Blue Berry und Dancing with Smurfs (ich nenn sie einfach mal "blau")
    sind hier noch die white Cherry und weißer Riese (weiß)
    eine "namenlose" Orange Sorte
    sowie einige die einfach ein tolles Farbspiel haben (Black Plum, Green und Black Zebra).

    Wenn mir nur jemand sagen könnte, ob eine dieser Farben Dominant ist und dabei eine rezessive Form hat, wäre ich schon um einiges weiter...
    Wenn nicht, konzentriere ich mich erst Mal auf einen Kreuzungsversuch und mache "learning by doing"... Denn DAS ist an Gemüse, im Gegensatz zu Kleintieren, dass tolle... Auch ohne viel Wissen, kann man drauf los probieren, ohne sich Sorgen um die Nachkommen zu machen und Verantwortung für hunderte von Tieren tragen zu müssen! ;)

    Liebe Grüße
     

    Sunfreak

    Unreife Tomate
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    Wenn du das gelbe Birnchen so magst, musst du unbedingt ein paar andere Sorten ausprobieren:

    Zum Beispiel Green Pear. Ein grünreifes Birnchen. Oder Michael Pollan auch ein grünreifes Birnchen mit gestreiften Früchten (ähnlich Green Zebra) und gigantischen Blütenständen (Multiflora-Typ). Oder Red Cluster Pear ein rotes Birnchen mit gigantischen Multiflora-Blütenständen. Oder vielleicht auch die Ildi auch Multiflora, gelb, aber in Form meist mehr oval als birnförmig, wobei birnförmige auch vorkommen.

    Die mag ich alle mehr wie das gelbe Birnchen, welches mir nicht schmeckt. Aber gut, du futterst die ja eh nicht roh.

    Was die Gene anbelangt: Es gibt dafür Listen & Informationen in ausschließlich englischer Sprache. Ich hab drei Dicke Ordner voll mit dem Zeuch. Es ist aber manchmal nicht einfach diese wissenschaftlichen Abhandlungen zu verstehen. Und nicht selten entsteht ein gewünsches Merkmal erst durch gezieltes Wechsel- und Zusammenwirken mehrerer Gene.

    Was ich auf jeden Fall sagen kann:

    Blaufrüchtigkeit (Blueberry und Dancing with Smurfs) entsteht durch drei Gene: Abg (= Aubergine), Aft (= Anthocyanin fruit) und atv (= atroviolacium).

    http://journal.ashspublications.org/content/133/2/262.full.pdf

    Braunfrüchtigkeit entsteht durch gf (= green flesh). Normalerweise wird bei der Reife das Chlorophyll abgebaut. gf sorgt dafür, dass dies nur vermindert passiert. Deshalb auch green flesh. Zusammen mit dem Lycopin erscheinen die reifen Früchte dann eben braun.

    http://www.extension.org/pages/32482/jewels-in-the-genome:-tale-of-the-tomato-green-flesh-mutant

    Fruchtfarbe gelb/orange/weiß ist jetzt nicht so einfach zu erklären. Weiß wüsste ich jetzt spontan garnicht wie diese Farbe entsteht. Und für Gelb und Orange kommen mehrere Gene in Betracht, die sowohl dominant als auch rezessiv sein können. Manchmal isses auch ein Zusammenwirken mehrerer Gene.

    Grünreife Früchte entstehen durch das rin (= ripening inhibitor) Gen.

    Die gestreiften Früchte von Green & Black Zebra oder Michael Pollan durch gs (= green stripe).

    Grüßle, Michi
     
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