AW: Kapuzinerkresse essen?
Hallo!
Ich schließe mich an - auch wir essen die Kapuzinerkresse, dafür hab ich sie ja extra ausgesät hier im Balkonkasten. ;-) Hier mal ein Auszug aus meinen gesammelten Kräuterdaten - ich bitte um Vergebung, wenn sich dadurch manches hier nochmal wiederholt:
Sie schmeckt ein bissel wie eine Mischung aus Senf und Rauke und natürlich dem typischen, etwas pfeffrig-scharfem Kressegeschmack. Die Blüten sind bei sehr vielen Menschen beliebt - die jungen Blätter immerhin noch bei einigen, die nicht mehr so zarten Blätter schmecken dann allerdings recht intensiv und sind nicht jedermanns Sache. Allerdings enthalten diese Blätter auch die meisten Wirkstoffe - wenn man die Kapuzinerkresse als Heilkraut nutzen mag. Aber für heilende bzw. medizinische Zwecke wird nur die Große Kapuzinerkresse (also Tropaeolum majus) genutzt, da nur diese die besonderen Inhaltsstoffe und Eigenschaften besitzt.
Übrigens: Das Zeug wächst quasi "wie Unkraut" - und ist überhaupt nicht anspruchsvoll. Je besser der Boden ist bzw. je mehr/öfter man düngt - um so mehr/größere Blätter und weniger Blüten gibt es jedoch. Will man also eher viele Blüten und hin und wieder ein paar zarte Blättchen ernten - lieber gar nicht oder nur höchstselten düngen.
Dieses tolle Kräutlein ist sehr vitaminreich, es enthält z. B. ganz besonders viel Vitamin C (mit 285 mg pro 100 g deutlich mehr als z. B. schwarze Johannisbeeren und sogar noch mehr als Sanddornbeerensaft), reichlich Vitamin A (etwa doppelt so viel wie Feldsalat) sowie Eisen und Schwefelverbindungen. Außerdem enthält die Kapuzinerkresse Senföle(z. B. das antibakterielle Benzylsenföl) sowie Senfölglykosid.
Kapuzinerkresse wirkt blutreinigend, abwehrstärkend, entzündungshemmend, antibakteriell/antibiotischsowie bakterien-, viren- und pilzhemmend, schleimlösend, auswurffördernd, fiebersenkend und allgemein kräftigend, stoffwechselankurbelnd und anregend. Dabei wirken die jungen Blätter vor allem blutreinigend - und die älteren, nicht mehr ganz so zarten Blätter glänzen mit ihrem hohen Vitamin-C-Gehalt sowie den antibiotischen Stoffen. Bei regelmäßigem Verzehr wird der ganze Körper gekräftigt in seiner Abwehr - zumal die Stoffe auch gegen tierische Parasiten und Pilze oder so helfen.
Achtung aber: Kindern unter 4 Jahren sowie Personen mit Magen- oder Darmgeschwüren, chronisch-entzündlichen Nierenerkrankungen o. a. Magen-, Darm- oder Nierenproblemen wird vom Genuss abgeraten. Außerdem sollte man je nach Empfindlichkeit generell keine großen Mengen davon essen, da es sonst zu Magen-Darm-Reizungen kommen kann. Die "Kapern" aus der Kapuzinerkresse wirken in großen Mengen genossen stark abführend. Wer von den Frauen bereits unter starker Menstruation leidet - sollte sich insbesondere kurz davor und währenddessen eher zurückhalten mit dem Verzehr der Kapuzinerkresse - da sie leicht menstruationsfördernd wirkt. Es mag sein, dass es noch weitere Gegenanzeigen, Nebenwirkungen usw. gibt - wie immer mit Heilpflanzen also eher vorsichtig und dosiert anwenden sowie die Verträglichkeit testen!
In ihrer Heimat Peru wurde die Kapuzinerkresse als Heilkraut vor allem gegen/bei Wundinfektionen verwendet. Nachdem die Pflanze Ende des 17. Jh. aus Südamerika hier ankam - wurde sie in vielen Klostergärten gezüchtet und z. B. als Heilmittel gegen Skorbut sehr geschätzt. In der Volksheilkunde wird Kapuzinerkresse z. B. bei/gegen Infektionskrankheiten (vor allem im Blasen-/Nierenbereich), zur Stärkung der Abwehrkräfte, als blutreinigende Frühjahrskursowie als Hautdesinfektionsmittel eingesetzt. Bereits sehr früh wurde die Kapuzinerkresse als eines der ersten (oder das erste?) natürliche Antibiotikumeingesetzt bzw. zur Herstellung der ersten natürlichen Antibiotika verwendet. Der besonders hohe Vitamin-C-Gehalt sowie die entzündungshemmende und antibiotische Wirkung macht die Kapuzinerkresse zudem zu einem bewährten Hausmittel gegen Erkältungskrankheitenbzw. grippalen Infekten oder auch bei Husten und Bronchitis. Auch die Ausbreitung von den verschiedensten Viren, Bakterien, Candida-/Hefepilzen usw. wird durch den Verzehr von frischer Kapuzinerkresse oder von Frischpflanzensaft daraus gehemmt bzw. sogar völlig unterbunden.
Nutzbar ist übrigens fast alles von dieser tollen Pflanze: Die ungewöhnlich-markanten runden Blätter, die Stiele, die Knospen, die leuchtenden Blüten (in verschiedensten Gelb-, Orange- und Rottönen) und die Fruchtstände/Samenkapseln. Es ist jedoch ein Heilmittel, was in erster Linie "einfach gegessen" wird und so auch seine Wirkstoffe am besten entfaltet. Kapuzinerkresse eignet sich nicht besonders für Tees, Tinkturen oder ähnliche Rezepturen und schon gar nicht zum Trocknen - es wäre zudem schade um all die wertvollen Inhaltsstoffe.
Die jungen Blätter kann man im Ganzen wie (etwas würzigerer) Blattsalat für Salate (z. B. grüne sowie Kartoffelsalate), aufs Butter- oder Quarkbrot oder so verwenden oder auch einfach mal so pur vernaschen. Die nicht mehr so zarten Blätter passen streifig geschnitten als eher würzende Zutat an Salate, Kräuterquark, Frischkäse, Kräuterbutter, Eierkuchenteig, zu Kartoffeln, Eierspeisen, Remouladen usw. - oder fein gehackt an Salatsaucen, Kräutersaucen, Salate, Quark, Frischkäse, Kräuterbutter usw. Und selbst die älteren, bereits ledrigen Blätter kann man immer noch grob zerhackt für Kräuteressig verwenden - evtl. für die Optik mit ein paar Blüten dazu. Die Stiele lassen sich (etwa wie Schnittlauch geschnitten) ebenfalls für Salate, Quark usw. verwenden und mitessen. Die Blütenknospen sowie die noch grünen/unreifen Samenkapseln kann man in Salzlake oder Essig einlegen - und dann wie Kapern verwenden. Sie passen aber auch frisch an Salate oder so - und würzen gebratenen oder gegrillten Fisch, Hühnchen, Schwein oder so. Die Blüten kann man im Ganzen oder gehackt für Salate, Kräuterquark, Frischkäse, Kräuterbutter usw. verwenden - sowie im Ganzen als Dekoration von Salaten, Suppen, als Teller-Deko, für Käseplatten oder sogar für Süßspeisen und Torten sowie in Wasser-Eiswürfel eingefroren usw. Ich persönlich würde sie bei Süßspeisen oder so aber nie mitessen - denn auch die Blüten haben noch den leicht pfeffrig-scharfen Kressegeschmack, wenn auch weit zarter als die Blätter.
Vom Geschmack her ergänzt sich die Kapuzinerkresse z. B. im Quark, auf dem Brot, an Salaten oder so sowie auch von der Heilwirkung her gut mit Meerrettich. Salate mit/aus Kartoffeln, gekochten Eiern oder so eignen sich gut als Basis - man kann aber auch Eisbergsalat mit frischen Champignons, Paprikaschoten, Tomaten, Radieschen oder so gut mit Kapuzinerkresse ergänzen. Auch Mandarinen und Orangen passen gut zur Kapuzinerkresse - sowohl als Salatzutat, als auch als Saft im Dressing. Generell gilt: Wenn ich die Kapuzinerkresse einfach nur als aromatische Zutat verwende - lieber etwas sparsamer einsetzen, da sie sonst schnell alle anderen Zutaten übertönt. Will ich jedoch die Heilwirkung bzw. mag man das Aroma gerade besonders - dann kann sie auch mal deutlich hervorschmecken.
Was auch im Umfeld ganz besonders beliebt ist - ist die Kapuzinerkressebutter, die ich nun auf jede Grillparty mitbringen muss, weil sie so gut ankommt. Dafür 1 Stück Butter bissel im Zimmer stehen lassen, damit sie weich wird. Dann eine ordentliche Handvoll Kapuzinerkresseblüten sowie einige Kapuzinerkresseblätter hacken - und das dann mit etwas Salz sowie nach Belieben auch ein bissel Knobi zur Butter geben. Für die Optik gebe ich meist noch einige Borretschblüten (grob zerhackt) mit dazu. Das sieht erstens einfach schön bunt aus auf dem Brot - und schmeckt außerdem sehr lecker und würzig. Die Butter kann man auch einfrieren - entweder in Rollenform oder in kleinen Dosen.
Für Heilzwecke gibt es auch Frischpflanzensaftaus der Kapuzinerkresse zu kaufen - der sich z. B. bei Harnwegsinfekten, grippalen Infekten oder Bronchitis sowie für Blutreinigungs- oder Frühjahrskuren gut eignet. Hier nimmt man in aller Regel etwa 30 ml/Tag ein (oder je nach Packungsangabe) - besser (im Geschmack und von der Verträglichkeit her) wirds mit einem Glas Buttermilch verrührt. Außerdem gibt es auch Kapselnoder sowas in der Art mit den Wirkstoffen der Kapuzinerkresse (pur - oder ergänzt durch Meerrettich o. ä., z. B. Angocin) - die sich hochdosiert besonders zur Stosstherapie bei akuten Harnwegsinfekten sowie in niedrigen Dosen zur Prophylaxe bei häufigen oder chronischen Harnwegsinfekten, aber auch als allgemeines Mittel gegen Viren, Bakterien usw. und auch zur generellen Abwehrkräftigung eignen. Die Mittel sind jedoch in aller Regel recht teuer - während das Kraut für fast nix wie blöd wächst und dauernd beerntet werden kann.
Falsche Kapern - Variante I: Noch kleine(re) grüne Samenkapseln sowie dicke Blütenknospen mit Salz in ein Glas (z. B. ein Marmeladenglas oder so) schichten, dabei einzelne Wassertropfen zugeben, damit das Salz befeuchtet wird; im Kühlschrank lagern und immer mal wieder weitere Knospen sowie Samenkapseln mit Salz dazuschichten, bis das Glas voll ist; dann nochmal 7-10 Tage im Kühlschrank stehen lassen; in ein nicht zu grobes Sieb kippen und das Salz abspülen; in das ausgewaschene Glas zurückgeben und mit Essig bedecken. Weiterhin kühl lagern - und in etwa 1 Woche können die Kapern verwendet werden.
Falsche Kapern - Variante II: Noch kleine(re) grüne Samenkapseln sowie dicke Blütenknospen in ein Glas (z. B. ein Marmeladenglas oder so) geben; Weinessig mit ein paar Pfeffer- und Pimentkörnern, etwas Estragon (frisch oder getrocknet) sowie evtl. ein paar kleinen Meerrettichstückchen und etwas Salz aufkochen und dann darübergießen; gut verschlossen im Kühlschrank 1 Woche stehen lassen; Esig abgießen, erneut aufkochen und drübergießen; kann in etwa 1 weiteren Woche wie Kapern verwendet werden; weiterhin im Kühlschrank aufbewahren.
Sonnige Grüße von der Gänseblümin.