"Deshalb frage ich mich oder auch andere, warum wir immer so wehleidig sind?" (Murmelchen)
"Diese lange Zeit ihres Leidens hat mich sehr wehleidig werden lassen. " (Rentner)
Missverstehst du die Bedeutung von "wehleidig"? Oder füllst du den Begriff anders als ich?
Ich weiß nicht, wie du mit dem Sterben deiner Tochter umgegangen bist.
Ich würde einen Menschen, der einen Todkranken und Sterbenden begleitet aber niemals wehleidig nennen.
Für mich ist jemand wehleidig, der voller Selbstmitleid jammert und klagt, und zwar unverhältnismäßig.
Wie das Wort hier benutzt wird, finde ich völlig merkwürdig.
Hitparade, Tina? Was für eine Hitparade?
Ich packe hier gewiss keine "Trümpfe" aus der Hinterhand und reagiere angezickt.
Mich interessiert das Thema auf andere Art und Weise und mir ginge es nicht besser, wenn ich hier todtraurige, private Erlebnisse verbreiten würde, die jeder hat. Im Gegenteil.
Was ist ein Leben wert? Das ist doch eine ganz konkrete Frage!
Auf die es keine klare, eindeutige, allgemeingültige Antwort gibt.
Im Allgemeinen mehr wert als das eines Tieres und abhängig davon, wo man auf dieser Erde geboren ist und wie die Umstände sind.
Das "Kafaeske" und Lächerliche für mich ist eben, dass es einen Wert des Lebens gibt. Dieser steht auf Heller und Pfennig in der Police der Lebensversicherung.
Es ist eben nicht surreal, weil Kafka in einer Versicherung gearbeitet hat. Er taxierte u.A. körperliche Schäden von Arbeitern. Und gleichzeitig ist es genau das, auch es für uns gewohnt und alltäglich ist.
Ich muss also durchaus grinsen, wenn ich an Kafka und seine Versicherung denke und dabei den Titel lese - weil in diesem Zusammenhang die Anwort so klar ist. Und dazu dann noch dieses verdrehte "wehleidig". :d
Und daneben ließe sich trefflich darüber streiten, ob der Wert des Menschen in unserer Gesellschaft abschätziger be- und gehandelt wird, wenn man sich anschaut, wie wir bspw. unsere Alten einsperren und sedieren lassen. Es gibt so viele Aspekte, darüber nachzudenken, was heute den Wert eines Lebens ausmacht.
Aktuell tönt im Hintergrund: "Ein böser Bewaffneter kann nur durch einen guten Bewaffneten gestoppt werden." Aahhhh so. Interessante Wertschöpfung. Was ist ein Leben für die American Rifle Associaton wert? Die Grundschulen möchte sie mit bewaffneten Brigaden schützen. Wunderbar pervers und umsatzträchtig. Der Wert des Lebens, so waffenstarrend verteidigt, dass genau das Gegenteil dabei herauskommt. Weniger Lebende, mehr Tote. Wertlose natürlich.
Wenn jemand meint, ich würde ausgerechnet seinen Schmerz für lächerlich halten, den ich nicht kenne, so ist dem nicht so.
Wenn jemand meint, man würde sich hier "privat" unterhalten, so ist dem auch nicht so. Über Privatestes, ja, das stimmt.
Mich interessiert die Frage auf eine abstrakte Art, da ich mir nichts von den Tröstungen von veröffentlichem Leid verspreche, das natürlich auch ich erfahre.
Das mag jeder so halten und verantworten wie sie/er meint.
Vita