Apfelbaum Hochstamm Alkmene - schneiden?

meingott

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Hallo zusammen,
ich habe letztes Frühjahr eine rote Alkmene in den Garten gesetzt,
sollte ich die jetzt schon schneiden?

Früchte kann ich dieses Jahr großteils wohl vergessen, der Baum meinte im Herbst nochmal blühen zu müssen...
 

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    Der bessere Zeitpunkt wäre im März zu schneiden.

    Wenn der Baum in diesem Jahr nicht fruchtet, wäre das für einen jungen Hochstamm nicht nur normal, sondern für den abgebildeten Baum auch gut. Er zeigt für einen jungen Hochstamm extrem viel Fruchtholz und sehr geringen Jahreszuwuchs. Er sollte in diesem Jahr die Kraft also in den Neutrieb (Kronenaufbau) investieren dürfen und nicht in Früchte. Anderenfalls besteht die Gefahr des Kümmerwuchses.

    Ich würde also im März schneiden. Dabei die künftigen Leitäste "herausarbeiten" und durchaus anschneiden. Normalerweise lasse ich Fruchtholz auch bei jungen Hochstämmen gerne stehen und fruchten (falls überhaupt vorhanden und nicht zuviel an den noch nicht stabilen Leitästen), weil die meist so ungezügelte Wuchskraft haben, dass ein maßvoller Ertrag eher dabei hilft den Baum gut zu erziehen. Hier würde ich aber tatsächlich auch Fruchtholz entfernen, um das vegetative Wachstum zu fördern.

    Auch die sonstige Baumpflege ist wichtig. Der Baum sollte nicht im Rasen stehen, sondern dann eine großzüge Baumscheibe erhalten. Am Trockenstandort sollte gegossen werden. Dieser Baum sollte im Frühjahr auch eine Stickstoffdüngung erhalten.

    Die vorgenannten Hinweise gelten, wenn auch wirklich ein großkroniger Baum erzogen werden soll. Davon gehe ich bei einem gepflanzten Hochstamm grundsätzlich aus. Auch sonst ist aber auf ein angemessenes Gleichgewicht zwischen vegetativem Wachstum und generativem Wachstum zu achten. Eine Überlastung mit Früchten führt bei so jungen Bäumen leicht zu einer vorzeitigen Vergreisung.

    Der Wuchs des Baumes wundert mich etwas. Dass ein Baum im Pflanzjahr noch keinen starken Neuzuwachs zeigt, ist normal. Er muss sich erst etablieren. Hier ist aber so gut wie gar kein Zuwachs vorhanden. Der Baum ist voll mit Fruchtholz. Das ist untypisch für einen Apfel auf starkwüchsiger Unterlage. Ein Teil des Fruchtholzes mag aus dem letzten Jahr stammen, mit Sicherheit aber nicht alles. Kam der Baum so aus einer Baumschule? Die Wuchsbedingungen scheinen jedenfalls schon vor der Verpflanzung im letzten Jahr nicht optimal gewesen zu sein.
     
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    meingott

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    Hallo und danke für die ausführliche Erklärung. Der Baum wurde von einem GaLabauer bestellt, eine so große Alkmene habe ich hier nirgends gefunden. Kommt also vmtl. von irgendeinem europ. Großhandel. Der Baum wurde in voller Blüte dieses Jahr geliefert, vermutlich extrem suboptimal für den Baum. Habe keine Ahnung, welche Wuzelballengröße bei so einem Baum normal ist, fand sie aber sehr ordentlich. Er steht in einem Beet, also freie Baumscheibe, in eher lehmigen Boden. Wasserversorgung übers Jahr war gewährleistet, wurde aber nicht ertränkt. Bzgl. Düngung habe ich eine gute Quelle für gelagerten Pferdemist und wollte damit im Frühjahr arbeiten. Kann ich das hier bzgl des Schnitts befolgen? http://www.naturschutzzentrum-mk.de/download/Erziehungsschnitt.pdf
     
  • carot

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    Das klingt soweit alles nicht schlecht. Dann waren vermutlich die Bedingungen vor dem Verpflanzen und auch der relativ späte Pflanztermin "Schuld" an dem fehlenden Neuzuwachs. Der Baum wird sich erholen. Gelagerter Pferdemist ist ebenfalls optimal.

    Die Schnittanleitung sieht auch vernünftig aus. Der Erziehungsschnitt startet dann in diesem Jahr.

    Mit der Entfernung des Fruchtholzes meine ich nicht die entlang der Mitte und der Leitäste gebildeten Fruchtspieße und kurze Fruchttriebe. Diese sind beim Kernobst langlebig und wertvolles Fruchtholz. Ich würde auch an diesem Fruchtholz aber in diesem Jahr nur sehr sehr wenig Ertrag zulassen, aus den genannten Gründen. Die sich bildenden Früchte würde ich also früh sehr stark ausdünnen.

    Die vorhandenen hängenden Langtriebe sind ebenfalls Fruchtholz. Diese würde ich hier entweder entfernen, kräftig kürzen (um künftig wieder Fruchtholz an gleicher Stelle zu erzielen) oder ebenfalls sehr stark ausdünnen bis hin zur völligen Entfernung der sich bildenden Früchte. Wenn das Fruchtholz beschattend wirkt, würde ich eher zum Schnitt tendieren. Steht das Fruchtholz unterhalb der künftigen Leitäste oder so verteilt, dass es diese nicht beschattet, würde ich eher Ausdünnen und das Fruchtholz für kommende Jahre erhalten. Ob man dann im nächsten Jahr schon etwas mehr Früchte zulässt, hängt von dem Neutrieb in diesem Jahr ab. Alkmene ist mittelstark wachsend. An den Leitästen und der Mitte sollte schon gut und gerne ein gesunder Neutrieb von 60 cm und mehr zu erzielen sein. Wird dieser Neutrieb erreicht, kann im nächsten Jahr am Fruchtholz (nicht die Leitäste zu stark mit Fruchtgewicht belasten) ein Ertrag zugelassen werden. Für diesen Fall wäre es also hilfreich das Fruchtholz nicht zu stark wegzuschneiden, sondern die Früchte stark auszudünnen.

    Normalerweise hat man an jungen Hochstämmen nicht den Luxus schon Fruchtholz zu haben. Hier besteht aufgrund des vorhandenen Fruchtholzes die komfortable Situation, dass man die Wuchskraft des Baumes auch über den Ertrag steuern kann. Je mehr Ertrag man zulässt, desto weniger Energie kann der Baum in den Neuwuchs investieren. Man darf aber nicht aus den Augen verlieren, dass der Baum derzeit in der Aufbauphase ist und deshalb die Energie in den Aufbau des Kronengerüstes investieren soll und nicht in frühen Ertrag. Die Wuchskraft des Baumes beruhigt sich mit zunehmendem Alter sowieso. Hat man es dann versäumt, eine tragfähige Krone aufzubauen, weil man zuviel Ertrag zugelassen hat, wird es immer schwerer diesen Fehler zu korrigieren.

    Lieber jetzt auf Ertrag verzichten und die Krone schnell und stabil aufbauen. Dann potenziert sich das Potenzial des Baumes, künftig eine Fruchtlast auch tragen zu können.

    Viel Erfolg
     
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