Hi Knoffi!
Ja, ich hol mir die Pflanzerde (also nicht Kompost) vom Recycler. Im Vorfeld habe ich mir sehr viele Meinungen eingeholt.
Der überwiegende Teil, beispielsweise ein Berufsgärtner, der Gemüse (insbesondere Tomaten) für EDEKA Südwest produziert, haben mir alle davon abgeraten diese Erde zu kaufen. Begründung: Qualität hat ihren Preis. Und ich würde mir alles an Schädlingen ins Haus holen. Pilze, Bakterien, Viren. Dazu Unkräuter und tierische Schädlinge wie Trauermücken oder Nematoden. Die Leute würden entweder unwissentlich oder wohl wissentlich (so nach dem Motto: Nach mir die Sinnflut, hauptsache ich hab den Scheiß los) zum Recycling bringen.
Ein kleiner Teil an Gefragen, z.B. Mitarbeiter der Firma Compo und Oscorna halten dagegen: Wenn die Erde richtig hergestellt wurde, dann entwickeln sich hohe Temperaturen. Manche Erden würden sogar gedämpft werden. Dadurch würden alle schädlichen Erreger aller Art abgetötet.
Für mich war das letztes Jahr 'ne schwierige Entscheidung. Letzendes aber die einzige mögliche Option. Erde abgefüllt in 40-120 Liter Säcken aus dem Garten-Center wären für mich, für meinen Bedarf an Erde unbezahlbar. Und so musste ich das Risiko eingehen.
Diese Entscheidung hab ich bisher nicht bereut. Sie kann qualitativ mit den Erden aus dem Garten-Center nicht mithalten. So ist sie ziemlich arm an pflanzenverfügbaren Nährstoffen. Es lässt sich aber gut ausgleichen, in dem man entsprechende Düngemaßnahmen trifft und von Anfang an mit der Düngung beginnt. Zum zweiten hat diese Erde eine lockere, fast staubige Struktur. Meinen Pflanzen hat das auf der einen Seite gefallen. Auf der anderen muss man mehr Gießen. Auch Nährstoffe waschen sich schneller aus der Erde heraus.
Aber unterm Strich ist es das beste was ich Preis/Leistungs mäßig bekommen kann. Schädlinge, egal in welcher Form, hab ich bislang noch nicht beobachtet. Es gab vergangenes Jahr den Verdacht auf Fusarium oder Verticillium-Welke. Ein Pilz, welche von verseuchter Erde, über die Wurzeln, in die Leiterbahnen der Pflanzen sich festsetzt. Dieser Pilz ist von außen nur indirekt zu erkennen: Da die Leiterbahnen verstopft werden und somit ein Flaschenhals in der Nährstoff- und Wasserversorgung entsteht, beginnen die Pflanzen zu Welken (Wassermangel), zeigen Nährstoffmangel in den Blättern, bleiben niedrig, haben kleine Fruchtstände, kleine Früchte, vermehrt Blütenendfäule. Krankheitsanfälliger z.B. gegen andere Krankheiten wie Braunfäule. Und so weiter. Im Herbst, als der Frost die Pflanzen geholt hatte, und ich die Leiterbahnen der toten Pflanzen untersucht habe, konnte ich dort keinen Pilz entdecken. Daher bin ich der Überzeugung, dass die Ursache eine andere war. Und zwar extrem, massiver Geilwuchs während der Jungpflanzenanzucht. Zuviele Pflanzen. Zuwenig Fensterbänke. Die Jungpflanzen sind bis nach den Eisheiligen auf 1 Meter Länge hochgegeilt! Ich habe in meinem Leben noch nie einen so extremen Geilwuchs an Tomatenpflanzen gesehen. Der dünne-drahtige Stiel blieb über den ganzen Sommer erhalten, während der neue Austrieb (nach dem Auspflanzen in den Garten) normal dicke Stiele entwickelte. Aber durch die dünnen, vergeilten Stiele entwickelte sich ein Flaschenhals, der in seinem Wirken und seinen Symptomen der Fusarium bzw. Verticillium Welke identisch ist. 100% ausschließen kann ich die Fusarium oder Verticillium Welke dennoch nicht, dazu hätte ich eine teure Analyse im Labor machen lassen müssen (was es mir aber nicht Wert ist). Deshalb hab ich Pflanzenreste und die verbrauchte Erde zur Sicherheit nicht im Gemüsegarten behalten zum Verroten, sondern in unseren Wald gebracht, dort gab es Verwendung für.
Pflanzen, die aus Samen von diesen "kranken" Pflanzen entstanden sind, entwickeln sich völlig normal. Ohne Symptome. Und alle Pflanzen (dieses Jahr keinen Geilwuchs!) entwickeln sich ebenfalls ohne Symptome in der selben Erde.
Mein Post hilft Dir wohl nur indirekt weiter: Da du ja nach Kompost und nicht nach Pflanzerde fragst. Ich an Deiner Stelle würde mich erkundigen, über den Prozess welche der Kompost bei Deiner Recycling-Firma durchläuft. Ob die Erde z.B. gedämpft wird. Es gibt da auch scheints Zertifikate oder sowas da rüber. Das habe ich aber selbst nicht weiter verfolgt. Wenn die Bedenken zu groß sind, dann würde ich auf diesen Kompost verzichten. Es gibt auch genug andere Methoden Pflanzen zu düngen. Auch organisch-natürlich.
Grüßle, Michi