Dabei war das bei den ollen Römern an der Tagesordnung.
Auf der Latrine sitzend Geschäfte machen
Latrinenkultur war überall im Imperium Romanum: antike Anlage im heutigen Libyen. - Foto: akg-images
Berühmt war Rom aber für seine Prachtlatrinen, einem Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft. Sie verzauberten den Benutzer mit grandiosem Luxus, mit Säulen, Mosaiken, Fußbodenheizung und, wie der römische Dichter Martial berichtet, auch mit rezitierenden Dichtern. Für 50 bis 60 Menschen bot eine durchschnittliche Latrine Platz, von einem „Stillen Örtchen“ konnte keine Rede sein. In den Klos des Imperiums saß man fröhlich nebeneinander, erfuhr neusten Tratsch, hier wurde das eine oder andere Geschäft abgeschlossen, und so steht zu vermuten, dass der Begriff „sein Geschäft machen“ den Ursprung in der römischen Latrine hat.
Wie überall, wenn’s ums Geschäft geht, gab es auch hier Schmarotzer. Martial beschrieb einen Zeitgenossen namens Vacerra, der es darauf anlegte, von Latrinen-Bekanntschaften zum Essen eingeladen zu werden. „Warum“, fragte Martial, „Vacerra überall auf dem Abort die Stunden zubringt und den ganzen Tag dort sitzt?“ Und gab auch gleich Antwort: „Cenaturit Vacerra, non cacaturit!“ – „Essen möchte Vacerra, nicht kacken!“
aus Der Tagesspiegel