Fleischfressende Pflanzen
Hallo, Ihr Lieben,
gerade lese ich Eure Beiträge und möchte ganz gerne noch etwas loswerden. Die Kulturbedingungen der Fleischis unterscheiden sich erheblich. Nehmen wir mal die Pinguicula. Die Pinguicula Alpina ist eine temperierte Art, die es im Winter durchaus auch kühl mag (teilweise sind sie sogar winterhart) und im Substrat benötigt sie ein bißchen Kalk. Die tropische Pinguicula Emarginata hingegen ist eine tropische homophylle (einblättrige) Art, die es feucht bei ca. 20-30 Grad (im Winter nachts durchaus auch 15 Grad) mag. Als Substrat (bei der Pinguicula Emarginata) empfiehlt sich hier ein Gemisch aus Weißtorf (ist übrigens besser als normale schwarze Torferde, da sie nicht so zersetzt ist) gemischt mit Perliten und Quarzsand (zur Auflockerung) und Vermiculiten (zur besseren Wasserspeicherung im Substrat), aber OHNE Kalk! Da sieht man schon große Unterschiede. Die Pinguicula Emarginata sollte nicht im permanenten Anstauverfahren gehalten werden, da die Wurzeln auch mal Luft brauchen. Man kann sie in eine Schale mit 1 cm Wasser setzen und diese dann mal austrocknen lassen. Wenn die Erde dann etwas trocknet nach 1-2 Tagen wieder Wasser einfüllen. Oder man legt keine Schale drunter und gießt wie gewohnt, aber nicht permanent den Boden nass halten. Die pralle Sonne sollte man bei der Kultur der Pinguicula Emarginata auch vermeiden. Dort, wo sie her kommt, steht sie eher im Schatten. Aber in den Tropen ist die Sonneneinstrahlung ja viel stärker. Vielleicht ist sie dort im Schatten so groß wie hier im Sommer in der prallen Sonne, ich weiß es nicht. Vielleicht sollte man es selber probieren, wie weit man mit der Sonneneinstrahlung gehen kann. Prinzipiell würde ich sagen: Je mehr Sonne, desto besser, aber alles mit Vorsicht.
Bewässerung:
Grundsätzlich gilt: Mit destilliertem Wasser oder mit Regenwasser gießen, wobei das Regenwasser selbst sauer sein kann, und dann führt das unter Umständen auch zum Tod der Pflanze. Profis, die in Gewächshäusern viele Pflanzen züchten benutzen manchmal auch Osmoseanlagen, die die gefürchteten Salze aus dem Wasser ziehen (auch Teil der Wasserhärte (permanente Wasserhärte)). Der Kalk (temporäre Wasserhärte) ist natürlich auch schädlich, aber ein Haushaltswasserfilter würde nur den Kalk beseitigen, nicht bestimmte Salze im Wasser.
Serracenia und Dionaea (Venusfliegenfalle):
Hier sollte das Substrat auch aus Weißtorf bestehen. Perlite und Quarzsand kann man zur Auflockerung natürlich auch untermischen. Beide Arten sollte man im Winter (wenn der erste Bodenfrost kommt) kühl stellen bei ca. 4-5 Grad Celsius. Das Problem ist, dass nicht jeder eine kühle Stelle zur Verfügung hat. In einem solchen Fall kann man beide Pflanzenarten im Kühlschrank überwintern lassen. Diese Pflanzen benötigen diese Ruhe.
Bei der Venusfliegenfalle schneidet man die Blätter ganz ab, beseitigt die Erde am Rhizom (die "Knolle", wo die Blätter raus wachsen) und legt dieses in Sphagnum (spez. Moos). Das ganze wird angefeuchtet (mit dest. Wasser natürlich) und in einen Gefrierbeutel gesteckt. Ein paar der abgeschnittenen (am Rhizom vorsichtig abgedrehten Blätter) kann man auch als Stecklinge benutzen. Man steckt sie leicht schräg in frisches Substrat, welches man wieder im Anstauverfahren hält. Winterruhe haben die Stecklinge dann noch nciht, aber das macht nichts, da sie ja noch wachsen und ein neues Rhizom erst bilden müssen. Ein Jahr später beginnt dann auch für sie die Winterruhe (ggf. im Kühlschrank).
Der Gefrierbeutel wird z.B. mit einem Gummi oben verschlossen und in den Kühlschrank gesteckt. Analog geht man bei der Serracenia vor.
Die tropischen Pinguicula-Arten kann man und sollte man am sonnigen Fenster durchkultivieren. Immer schön feucht und warm (außer nachts im Winter, wo es auch bis 15 Grad kühl sein darf). Man kann da, wenn man die Regeln mit richtigem Substrat und richtiger Temperatur beachtet, nicht viel falsch machen.
Nepenthes:
Sehr komplizierte Pflanzen sind die Nepenthes, die extrem viel UV-Licht benötigen. Da genügt eine Fensterbank nicht. Erstens ist es dort nicht feucht und warm genug (das ganze Jahr über), aber vor allem ist selbst im Sommer die UV-Einstrahlung zu gering. Diese Pflanzen muss man mit einer zusätzlichen UV-Lampe ca. 12 Stunden bestrahlen. Ich kenne mich damit nicht so aus, aber habe es irgendwo gelesen. Wenn man also kein Gewächshaus und keine UV-Lampe hat (kostet ja auch, Strom etc.), sollte man es auch besser lassen, so schön sie auch sind.
Bei Fragen oder Anmerkungen, könnt Ihr mir gerne schreiben.
Liebe Grüße
Markus