Schon ziemlich gut erklärt worden.
Bis ein Obstbaum vom Kern gezogen fruchtet dauert fast eine Generation (15-20 Jahre). Meine wilde Kirsche hatt nach 15-17 Jahren ihre ersten Früchte bekommen, meine wilde Pflaume schon nach 10 Jahren.
Durch Veredelung auf schwachwüchsige Unterlage verkürzt man dies in der Tat auf 4-5 Jahre.
Wieso schmeckt die Frucht eines Wildbaumes nicht?
Tatsächlich muss dies nicht so sein. Es könnte sogar passieren, dass die Frucht besser ist als das Original. Nur leider ist das eher selten der Fall.
Ferner kommt es z.B. auch bei Pflaume und Pfirsich evt auch bei anderen Obstarten zu Ergebnissen die zumindest recht nahe an das Original herankommen.
Das Geheimnis liegt tatsächlich in der Sterilität der meisten Obstarten. Da diese Obstarten sich nicht durch die eigenen Pollen und auch nicht durch die Pollen der gleichen Sorte befruchten lassen ist das Ergebnis immer eine Kreuzung zweier unterschiedlicher DNA.
Man spricht daher auch von der generativen Vermehrung.
Anderst ist es, wenn du eine Reisser eines Baumes in Erde pflanzt und dieser Wurzeln zieht. Dann ist das Ergebnis, dass die Früchte des Tochterbaumes exakt so schmecken wie die des Mutterbaumes
vegitative Vermehrung.
Will man eine neue Sorte züchten, dann geht dies in der Regel nur über die generative Vermehrung.
Leider ist dies gerade bei Apfel und Birne so, dass das Ergebnis meist sehr viel schlechter ist, als die der beiden Elterpflanzen. In der Regel sind die Früchte kleiner, hart wie Granit und eher sauer.
Mitunter ist dabei aber auch einer der die Qualität der Vorfahren übertrifft.
Wie züchtet man nun in der Praxis eine neue Sorte?
Zunächst werden per Handbestäubung gleich mehrere Blüten bestäubt.
Aus den enstehenden Früchten werden mehrere Samen entnommen und damit neue Bäume herangezogen.
Schon nach ein oder 2 Jahren, werden Zweige abgeschnitten.
Paralell dazu wurden Unterlagen (vermutlich vegitativ) gezüchtet. Durch die vegitative Vermehrung ist sichergestellt, dass deren Geneigenschaften unverfälscht ist.
Durch das Aufpropfen auf die Unterlage wird eine schnellere Fruchtbildung erreicht.
Somit kann man das Ergebnis schon nach minimal 3 Jahren maixmal 5 Jahren verkosten.
Letzlich hat man am Ende 100 oder gar 1000 junge Apfelbäumchen aber nur wenige erreichen tatäschlich ein besseres Resultat als die der Elternpflanzen.
Ein gutes Beispiel ist die recht junge neue Sorte Redlove von Lubera.
Unter den vermutlich 1000 Jungpflanzen, wurden 3 herausgefunden, welche besonders interessant sind. Im Ergebnis gibt es daher nicht eine neue Sorte, sondern gleich 3:
Redlove Calypso
Redlove Odysso
Redlove Circe
Wie geht es weiter?
Von diesen 3 ausgewählten Sorten, werden Reisser genommen.
Die anderen 997 Apfelbäume werden entweder gefällt oder zurückgeschnitten um wiederum als Unterlage für andere zu dienen.
Die Reisser der drei werden nun auf neue Unterlagen aufgepfropft und bleiben daher (vegiative Vermehrung) im Gengut unverändert. So entsteht aus einer Mutterpflanze im ersten Jahr 50 im nächsten Jahr 250 ..... neue Bäume mit den gleichen eigenschaften. Eine neue Sorte ist gebohren.
Letzlich dauert es so um die 5 Jahre um einen neuen Apfelbaum zu züchten.
Ausnahmen
Der Pfirsich ist meines Wissens ein Selbstbefruchter.
D.h., dass deren Jungpflanzen im Gengut meist unverändert sind.
Die Pflaume ist zwar in der Regel selbststeril (also wie der Apfel). Dennoch sind die Früchte der Jungpflanzen fast immer schmackhaft, wobei diese jedoch meist kleiner sind als die der Mutterpflanze.
Meine Erfahrung
Wir hatten eine Kirsche und einen Zwetschgenbaum aus dem Samen gezogen.
Die Zwetschge hat schon nach ca. 10 Jahren gefruchtet und deren Früchte schmeckten ganz gut, wenn sie auch kleiner waren als die der Mutterpflanze.
Die Kirsche brauchte 17 Jahre bis zur ersten Frucht. Diese war sehr klein mit fast keinem Fruchtfleisch und dieses schmeckte obendrein sauer.
Was tun?
links Kirsche rechts Pflaume
Üblicherweise wird eine Veredelung schon in den frühen Jahren durchgeführt.
Dennoch kann man auch alte Obstbäume noch veredeln auch wenn dann das Ergebnis nicht immer funktioniert. (Veredelung im Frühjahr 2013)
Was wurde nun aus den beiden Bäumen?
Die zweistämmige Kirsche ist gut angegangen. Allerdings (dieses Jahr) hat ein Stamm seine Veredelung im 2. Jahr doch noch abgeworfen.
Der zweite Stamm hat seine Veredelung behalten und bringt in diesem Jahr seine ersten Früchte.
Bei der Pflaume ist die Veredelung nicht angegangen. Grundsätzlich schneidet man dann noch ein Stückchen weiter zurück und kann erneut veredeln. Dies kann man solange machen bis es funtioniert oder solange noch etwas da ist zum zurückschneiden. Die Pflaume wurde dann jedoch im Rahmen der Gartensanierung 2014 gefällt.
Der 2. Stamm der Kirsche wird im Frühjahr 2016 neu veredelt.