Nun sind Tomaten und Kartoffeln aber verwandt. Sollte dann nicht für Tomaten dasselbe gelten, besonders in Bezug auf die Braunfäule?
Eigentlich ja...
Ich sag aber gleich vorneweg: Ich bin kein Kartoffelexperte! Zugunsten der Tomate hat die Kartoffel nie Einzug in meinen Garten gehalten. Ich habe bisher nur einmal in meinem Leben eine Kartoffel kultiviert. Und das war auf der winterlichen Fensterbank im Topf.
Mit meiner bescheidenen Meinung sehe ich das aber so:
Man weis mittlerweile, dass die neue aggresive Form der Braunfäule in der Lage ist über sog. Oosporen im Boden zu überdauern. Solche Oosporen sind außerordentlich hartnäckig und unempfindlich. Man sagt die Oosporen von der Braunfäule sind in der Lage 15 Jahre (!) zu überdauern und tolerieren allen möglichen Umweltschwankungen wie große Hitze, Kälte, Trockenheit.
Dennoch sehe - ich persönlich - die Braunfäule als keine sog. echte bodenbürtige Krankheit. Ich hatte 2010 so dermaßen enorme Probleme mit der Braunfäule. Praktisch jede Tomatenpflanze ging binnen 2 Wochen hops. Was hab ich gemacht? Ich hab einfach alles umgegraben. Mit unter gegraben die kranken, toten Pflanzen und dessen braunfäulige Früchte. Eigentlich eine Totsünde. Alles ist schön verrottet. Hab für Humus gesorgt. Und 2011 hab ich wieder Tomaten hingesetzt, auf die selben Beete. Und: Passiert ist nix! Abgesehen kurzfristig im Juli (wegen schlechter Witterung) keine Braunfäule. Aber die Pflanzen haben sich wieder erholt und waren wieder gesund. Und am Ende der Saison hat eine jede Pflanze der Frost geholt. Und nicht die Braunfäule. Bilanz: 100% Frost. 0% Braunfäule. Gute Bilanzen für eine vermeintlich kontaminierte Erde im ungeschützten Freilandanbau!
Was die Braunfäule angeht sehe ich die Gefahr weniger vom Boden ausgehend sondern vom Wind. Im o.g. Braunfäule-Disaster-Fall von 2010 standen die Pflanzen nämlich größtenteils auf Beeten auf denen die letzten 15 Jahren 2 bis 3 Meter hohe Brennesseln standen, und somit keine Braunfäule-Relevante Pflanzen wie Tomaten oder Kartoffeln! Sie konnten sich daher nicht über den Boden anstecken. Krank wurden die Pflanzen alle, weil von irgendwo her der Wind Braunfäule-Sporen hergetragen hat. Man konnte auch sehr schön sehen, wie die Pflanzen die im Windschatten aus Hauptwindrichtung (= West) durch Nachbars Gartenhütte standen, sichtbar später erkrankten, wie die anderen.
Indirekt geht allerdings doch eine Gefahr vom Boden aus. Wenn ich zumindest der klugen Broschüre glauben darf, von der ich gerade ablese: Und zwar von Kartoffelknollen, welche bei der Ernte im Boden übersehen wurden. Im Boden überwintert dann die Knolle (mitsamt Braunfäule), die Knolle treibt im Frühjahr wieder aus. Die Fäule wandert von der Knolle zu den überirdischen Pflanzenteile hinauf, sport aus und schickt ihre Sporen mit dem Wind auf Reise. Evtl. macht es aus diesem Grund Sinn die Beete zu wechseln. Die Überlegung: Weil man so bessere Kontrolle auf dem brach oder anders bepflanzten Beet hat und überwinterte Kartoffeln gleich ausreißen kann, bevor von ihnen Gefahr ausgehen kann.
Andererseits denke ich aber einfach schlichtweg: Man kann alle möglichen Bestrebungen nachgehen: Der Wind trägt so oder so von irgendwo Sporen her!
Was meine Tomaten daher angeht: Ich werde sie daher immer auf den selben Beeten pflanzen, und stattdessen für Regenschutz sorgen. Denn es heißt: Die vom Wind herbeigetragenen Sporen keimen nur auf feuchten und nassen Pflanzenteilen. Beetwechsel mache ich nur bei echten bodenbürtigen Krankheiten wie Verticillium-, Fusariumwelke, Virus oder Bakterien.
Grüßle, Michi