Ich bin ja nur zugezogen - im großen Pulk fühle ich mich immer noch nicht wohl. Meine Verkehrserziehung lautete: " Hier rechnet niemand mit einem Radfahrer. Halte dich also penibel an alle Verkehrsregeln und lass dir ansonsten lieber mal die Vorfahrt nehmen - du bist der schwächere Part und du willst keinen Umweg über's Krankenhaus machen."
Nachdem ich mal mit dem Fahrrad in Halle an der Saale unterwegs sein durfte, werde ich nie wieder richtig über die Münsteraner Radwege schimpfen, auch wenn ich das Schild "Vorsicht Radwegschäden" nach wie vor bescheuert finde - das heißt doch nur "Wir wissen, das der Weg Schrott ist und wir haben so lange vor, nichts dran zu tun, dass es lohnt, ein Schild aufzustellen. Also geh uns nicht auf den Keks und melde die Schlaglöcher nicht bei der Stadt."
Ich war die Tage am Inselbogen unterwegs - tolle glatte Straße, aber ein offizielles Radwegschild für diese Buckelpiste am Rand. :d Da versteht man die Forderung des ADFCs, der die Radwege auf die Straße verlegen will, obwohl ich auch nicht gerne mit einem Auto im Nacken fahre. Für unsere kleinen Seitenstraßen werde ich mir irgendwann noch ein Schild am Rucksack befestigen: "Glauben Sie mir, ihr Auto findet keinen Platz auf meinem Gepäckträger."
Ich weiß, wir klagen auf hohem Niveau. Ich sehe aber, dass sich das Radverkehrskonzept in den nun über 20 Jahren, die ich hier lebe, nicht weiterentwickelt hat - dafür aber durch die wachsende Bevölkerung immer mehr Radfahrer durchgeschleust werden. Da muss sich die angebliche Fahrradhauptstadt langsam mal etwas einfallen lassen oder dankbar einige Ideen unserer niederländischen Nachbarn kopieren.