Wo warst Du denn auf Deinen Nordtouren?
Wir sind mit der Familie mehrfach durch Schweden und Norwegen gegondelt, das nördlichste war Narvik in Norwegen und Kiruna in Schweden. Trondheim und Röros haben wir in einem mehr der Norwegischen Küste gewidmetem Urlaub kennengelernt, und als uns der Regen zu viel wurde, sind wir auf die schwedische Insel Öland geflüchtet.
Bis zum Nordkap sind wir nie hochgekommen, das war immer zu viel Fahrerei. Dafür haben wir die Hardanger Vidda bewandert, Jotunheimen und das Saltfjäll. Wir haben im Vänern gebadet und in kleinen Seen die an diesem Morgen nur uns zu gehören schienen. Mit meinem Vater habe ich erste Paddelversuche auf dem Klarälven gemacht, ein Stückchen vom Kungsleden sind wir gelaufen - ich glaube, wir haben sehr viele Gebiete im Laufe der Jahre unsicher gemacht.
Mal sind wir ganz im Süden über die Vogelfluglinie gestartet, einmal - die letzte Familienfahrt zur silbernen Hochzeit unserer Eltern - von Oslo aus nordwärts.
Später als Erwachsene habe ich dreimal Paddelurlaub in Schweden gemacht, einmal in Idre (Nordschweden), einmal vom mittelschwedischen Stömne aus gestartet und einmal im Dalsland.
Meine Eltern haben in der Volkshochschule Schwedisch gelernt und irgendwann, als eine Person fehlte, damit der Kurs zustande käme, habe ich auch für ein halbes Jahr mitgemacht - ohne Vorwissen im Fortgeschrittenenkurs. So blöde habe ich mich dabei gar nicht angestellt und es ist genug hängengeblieben, dass ich in Idre eine Busfahrkarte auf schwedisch erwerben konnte.
Ja, ich bin früh mit dem Nordlandvirus infiziert worden. Die für uns alle erste Schwedenfahrt fand in den Sommerferien, die für mich zwischen ersten und zweiter Schulklasse lagen, statt. Den Brief, in dem ich begeistert und mit sehr eigener Rechtschreibung meiner Klassenlehrerin von Birken in Kniehöhe über der Baumgrenze erzähle, hat sie uns als Kopie zurückgegeben und bei irgendeiner Aufräumaktion kam diese Kopie vor noch gar nicht langer Zeit zwischen alten Fotos wieder hervor.
Wir hatten damals einen Zeltanhänger und unsere Eltern hatten sich auf das Abendteuer eingelassen, mit einem Großzelt, dass sie vorher nie komplett aufgebaut hatten, weil der Platz fehlte und mit drei kleinen Kindern nach Norden zu fahren. Letzte Übernachtung in Kiel bei der Verwandtschaft und dann fuhren wir in strömendem Regen vom Schwedenkai ab nach Göteborg. Wieviel Bammel sie in diesem Moment gehabt hat, hat meine Mutter mir erst sehr viel später erzählt.
Als wir ankamen, schien die Sonne, Schonen, die Schärenküste und der Kullaberg erwarteten uns. Dazu das etwas abendliche Licht der Mitternachtsonne - ich habe mich schon auf dieser ersten Fahrt in den Norden verliebt. Zu meinem Glück ging es dem Rest meiner Familie genauso.
So ungefähr im Zwei- bis Dreijahresabstand hat es uns dann nach Norden gezogen. Als die elterlichen Rücken nicht mehr ins Zelt wollten, haben wir eine Tour mit einem zweiwöchigen Stopp in Telemark gemacht, wo wir eine Ferienwohnung quasi mit eigenem Fluß gemietet hatten.
Danach sind wir zweimal mit einem geliehenem Wohnmobil gefahren, das letzte mal halt zur Silberhochzeit der Eltern.
An ihrem 50. Geburtstag hat meine Mutter in der Küche des Wohnmobils Preisselbeeren eingekocht, die ihre bescheuerte Familie in Tranos im Übermaß gesammelt hatte.
Meine Eltern sind später noch ohne uns inzwischen erwachsene Kinder hochgefahren. Ich habe mit den Paddeltouren angefangen, mein Bruder hat seine komplette Familie mit Zelt und Fahrrad bis Mittelschweden hochgeschleppt. Wir kommen nicht mehr vom Norden und seinem Licht im Sommer los.
So - jetzt bin ich irgendwie in eine Fernweh-Träumerei geraten. Aber da steckt ganz viel gute Zeit und intensive Familienerfahrung in diesen Urlauben.