2019: Der kleine Zaubergarten und die grosse Magie

Als ich mich aus dem Fenster gelehnt habe und einen Mangel an Organisation und Vorbereitung sprach, meinte ich sicher nicht das Engagement vom Heer und all den freiwilligen Helfern, das war wirklich nicht so gemeint.

Es ist normal, dass ein Land in einen Ausnahme oder Katastrophenzustand versetzt wird, wenn so eine Schneemasse runter kommt, und wenn es dies in diesem Land nur alle paar Jahre oder Jahrzehnte gibt. Es rentiert sich da nun mal nicht, den ganzen schweren Maschineriepark zu finanzieren, der zum Beispiel hier aufgefahren wird (das Heer kam in den letzten 10 Jahren, die ich hier lebe, noch nie zum Einsatz). Und daher ist man einfach weniger vorbereitet. Angefangen vom Privatmann, der in seinem Haus nicht vorgesorgt hat (Flachdächer in einer Ecke zu bauen, wo du jeden Winter gut 2m Schnee oder mehr haben kannst, ist etwas abenteuerlich. Es geht, aber diejenigen zahlen sich meist einen regelmässigen Dachräumdienst). Bis hin zu Gemeinden, die genug Personal und genug Fuhrwerk bereit stehen haben müssen, die schlimmstenfalls in 24 Stunden oder mehr im Einsatz sind.

Ich denke die skandinavischen Länder gehen auch ganz anders mit soetwas um, die sind es auch gewohnt.

Und ja, zum Mangel an Vorbereitung gehört natürlich auch das Equipment, das einen Einsatz effizienter und schneller machen lässt. Ich kann es verstehen, dass ihr das nicht habt, das würde sich einfach nicht rentieren. Wer kauft sich schon in Bayern eine Schneefräse, wenn die alle zehn Jahre aus dem Schuppen geholt wird? Wer würde sich einen Schneeräumdienst zahlen, wenn der einmal pro Winter zum Einsatz kommt? (hier mindestens einmal die Woche).

Man passt sich halt an, und da ich nunmal in einem Land der wettermässigen Extreme lebe, muss ich das so nehmen. Fällt Strom aus, wird je nach Saison schon fast automatisch ein "Notfallprogramm" abgespult. Zunächst gucken, welches Dorf noch Strom hat. Dort stockt man Vorräte auf, holt sich im Sommer Eisblöcke, um den Kühlschrank funktional zu machen. Und dann halt das übliche: Heizen oder Wasser aus dem See holen, Nahrumgsmittel entsprechend verstauen, Zweibeiner und Vierbeiner versorgen. Glaub mir, es ist alles andere als angenehm, mit viel Arbeit verbunden, aber es geht. Zumindest herrscht keine totale Panik, man ist es irgendwie gewohnt.

Dadurch kann man sicher auch die Perspektive verlieren, dass es für andere Menschen, die mit so etwas nicht konfrontiert sind oder nur sehr selten, eben schlimm sein kann. Der Winter ist auch sicher ein Grund, warum es nicht jeder hier aushalten mag oder kann.

Passend zum Thema: eben fuhr wieder ein Laster mit Schotter, Salz dürfen die nicht streuen (=Naturschutzgebiet), und durch das Tauen und die sibirische Kälte, die im Anmarsch ist (aktuell minus 22, soll aber noch gut an die minus 30-35 runter gehen) hat sich sowas wie "schwarzes Eis" gebildet, weiss nicht wie man das auf deutsch nennt. Ist nicht gerade das, was man sich auf einer Strasse wünscht...Aber wie sagt man "Jo mei, habn wir eh jedes Jahr"
 
  • - 35°C brrr. :wunderlich: Die bräuchte ich nun wirklich nicht... gut, dass ihr es im Haus so warm habt!

    Ich kann es verstehen, dass ihr das nicht habt, das würde sich einfach nicht rentieren. Wer kauft sich schon in Bayern eine Schneefräse, wenn die alle zehn Jahre aus dem Schuppen geholt wird? Wer würde sich einen Schneeräumdienst zahlen, wenn der einmal pro Winter zum Einsatz kommt? (hier mindestens einmal die Woche).
    Das ist wahr.

    Angefangen vom Privatmann, der in seinem Haus nicht vorgesorgt hat (Flachdächer in einer Ecke zu bauen, wo du jeden Winter gut 2m Schnee oder mehr haben kannst, ist etwas abenteuerlich. Es geht, aber diejenigen zahlen sich meist einen regelmässigen Dachräumdienst).
    Genau mit der Problematik machte meine Schwiegermutter gerade Erfahrung :verrueckt: Für ihr Flachdach (Anbau) war die Schneelast nun kein Problem, sie fürchtete aber um das Glasdach ihres Wintergartens und mühte sich redlich ab, es vom Schnee zu befreien.
    Ich muss gestehen, dass ich über diese Problematik auch noch nicht nachgedacht hatte... speziell, dass Flachdächer, die nicht auf große Lasten ausgelegt sind, in so einer Situation zum Problem werden könnten. Ganz klar, dass man solche Dinge bei euch anders auf dem Schirm hat.

    Als ich mich aus dem Fenster gelehnt habe und einen Mangel an Organisation und Vorbereitung sprach, meinte ich sicher nicht das Engagement vom Heer und all den freiwilligen Helfern, das war wirklich nicht so gemeint.
    Bitte entschuldige, dann hatte ich das missverstanden.

    Dass man bei euch mit der ganzen Thematik in jeder Hinsicht anders umgeht, ist gar keine Frage.

    Wobei ich z.B. (bezogen auf die privaten Menschen) nicht denke, dass die meisten hier sofort in blinde Panik ausbrechen (zumindest habe ich es so noch nie mitbekommen), was mir dagegen deutlich auffällt ist, dass die Medien seit einigen Jahren einiges stark überzeichnen - so im Stil der amerikanischen Nachrichten. :wunderlich:
    Als ich jünger war, war die Berichterstattung hier doch deutlich neutraler und sachlicher und weniger emotionsgeladen (- vor Allem auch der Wetterbericht).

    Darf ich dich noch etwas fragen, was ich mich schon öfter gefragt habe, und was mir in Anbetracht der aktuellen Situation wieder ins Bewusstsein gerückt ist...?
    - Wie läuft es eigentlich bei euch, wenn jemand, der eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten ist, einen medizinischen Notfall oder eine Geburt hat...?
    Gibt es bei euch für solche Fälle spezielle Vorkehrungen/"Spezialeinsatzkommandos"?
    Wenn man gesund ist, ist es ja nicht wirklich "schlimm" für ein paar Tage von der Außenwelt abgeschnitten zu sein - zumindest solange es Wasser und Strom gibt.
    (Das ist in den Gebieten, die hier gerade von der Außenwelt abgeschnitten sind, meines Wissens noch der Fall. Hoffe, ich irre nicht.)

    Aber, wie gesagt - was, wenn jemand einen gesundheitlichen Notfall hat? :wunderlich:
    Oder eben eine Geburt...? Unser Gartenzwerg No 2 brauchte z.B. kurz nach der Geburt die Perinatalstation, ohne medizinische Betreuung wäre er heute nicht hier. :wunderlich:Und ich weiß leider von noch mehr aktuellen Fällen, die es ohne medizinische Versorgung nicht gepackt hätten.

    Auf solche Dinge ist man hier sicherlich (da es in der Regel nicht erforderlich ist) sehr schlecht vorbereitet.
    Gibt es bei euch (wo der Zustand ja eben, wie du sagst, nicht Ausnahme sondern Alltag ist) Möglichkeiten, in so einem Fall zu helfen?

    Entschuldige bitte :paar: das ist jetzt natürlich wirklich OT :wunderlich: aber ich habe mich schon öfter gefragt, wie so etwas in Regionen, wo solch extreme Wetterbedingungen die Regel sind, gehandhabt wird...
     
    Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
    Also, eingeschneit und abgeschnitten von der Aussenwelt ist man eingentlich recht selten hier. Wie gesagt, werden die Strassen selbst bei Blizzards regelmässig geräumt, und die Rettungswagen sind nicht wie in Deutschland, das sind kleine Panzerfahrzeuge, die normalerweise gut durchkommen. Klar, bei schlechtem Wetter dauert es ein wenig länger, aber sie kommen durch.

    Ich habe noch nie gehört, dass hier deswegen jemand ums Leben gekommen wäre. Also nicht so wie in Strassenunfällen, wo junge Hasen meinen, mit ihren dicken Ami-pick-ups gehöre ihnen die Welt (die Kehrseite der Medaille).

    Und sonst der Ratschlag für Kanada? Möglichst kein Kind zeugen, dass zur Blizzardzeit zur Welt kommen kann. Wuslon kam ende März zur Welt, also zur heftigen Zeit, aber damals haben wir noch in der Metropole gewohnt, da siehts wieder anders aus. Tochterkind kam brav ende Juli zur Welt, das ist dann auf dem Land kein Problem mehr :lachend:

    Generell ist man recht ideenreich hier, und du darfst nicht vergessen, dass das ganze System schon seit langem mit den extremen Bedingungen funktioniert. Die Leute haben sich angepasst, man fâhrt entsprechenden Untersatz wenn man weit weg wohnt, und das Ganze läuft geregelt ab. Ja, vielleicht hat der Arzt 20min Verspätung, weil die Strassen nicht mehr hergeben, aber es funktioniert. Sonst wären wir hier schon lange ausgestorben :LOL:

    Das Alles ist also weniger dramatisch, als man denkt. Menschen, die intensive medizinische Betreuung brauchen, ziehen dann automatisch näher zur Grossstadt, wo das Ganze problemlos gewährleistet ist. Das "Land" ist hier eher für problemlosere Fälle geeignet, weil die Distanzen eine ganz andere Dimension sind.
     
  • Das Hauptproblem, soweit ich es aus meinen trüben & lauwarmen Matschgefilden heraus im TV verfolge, sind doch die Berge und die damit verbundenen Lawinen bzw. Lawinengefahren, die ihr so nicht habt, Jardin, seh ich das recht?

    Und ausgerechnet diese Berge werden ja nicht nur von Einheimischen bewohnt, sondern alljährlich von Wintersport-Touristenscharen heimgesucht bis überrannt. Aber wenn dann wegen Lawinengefahr die Straßen gesperrt werden, hängen die Touris halt fest und haben unfreiwillig verlängerte Ferien. Und/oder kriegen nix zu essen mehr in ihren Pensionen, weil die Lieferungen nicht durchkommen. Da stecken ja teilweise sogar die Bundeswehrpanzer fest.

    Nee, da es solche Schneemengen bisher nicht gab, ist man eben auch nur begrenzt darauf eingestellt. Vorsorge geht ja immer vom Durchschnittsfall aus. Das Extrem muss ja erstmal eingetreten sein, damit es kalkulierbar wird. Und grad das ist hier der Fall: ein Extrem kippt die bisherigen Berechnungen/Erwartungen/Planungen um.

    Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, kriegen sie das momentan in den Schneeländern sogar richtig gut in den Griff, da ist viel Einfallsreichtum und Einsatzfreude am Werk.
     
  • So, Zeit für eine kleine Bilanz. Tag 10 der Aufzucht, und 71,5% der verbuddelten Chilisamen sind aufgegangen. Ich denke da könnte noch was kommen, die einzigen beiden Sorten, die noch gar nicht gekeimt sind, ist die Rocoto Guatemala Orange und die Aribibi Gusano. Aber beide sind Trödler, und nachdem schon eine andere Rocoto nun loslegt, hege ich Hoffnung, dass diese beiden nun auch nachziehen.

    Begonia machen noch immer nichts, aber das war zu erwarten, sie haben eine sehr lange Keimzeit (30-60 Tage).

    Schön, dass es langsam grün im Gewächshaus wird :love:

    P1120001.JPGP1120002.JPG
     
    Du legst ja schon richtig heftig los. Und in spätestens 2 Monaten weißt du wieder nicht, wohin mit dem ganzen Zeug. ;-)
     
  • Genauso ist es :lachend: Wobei ich mich bei den Chilis eh zurück gehalten habe, und bis auf die altbekannten Favoriten nur zwei Korn pro Sorte versenkt.

    Da wird es bei Paprika und Tomaten schon ganz anders aussehen :oops:
     
    So ein bisschen vom Beiden ;)

    Werde mir 60qm Wohnzimmer für den Indoordschungel stehlen, plus Fensterbank vom Wuslon, plus grosses Fenster mit Etage und Kunstlicht bei Tochterkind. Da dürfte einiges gehen. Allerdings muss ich ein zwei Röhrchen zukaufen.
     
  • Schon 71% - das ist eine gute Quote, gratuliere zum gelungenen Saison-Auftakt! (y)

    60qm Wohnzimmer als begrünter Indoor-Dschungel plus Extraflächen... das ist ordentlich!!! :oops:;)
     
  • 60qm klingt viel, aber das ist alles offene Wohnfläche, mit Essraum und Küche. Und natürlich habe ich nicht alle 60qm zur Verfüngung, ich meine ich kann den Holzofen schlecht abbauen, nur weil ich gerne mehr Platz für Pflanzen hätte :lachend:

    Insgesamt dürfte sich eine Hausetage so an die 65qm-68qm bewegen, und dann halt mal drei, Keller inclusive (wobei der etwas kleiner ist, wegen dem Technikraum). Ich kann deshalb das Erdgeschoss in Beschlag nehmen, weil Göga und Kids dann immer noch die obere Etage zur Verfügung haben, und den Keller. Ist also kein Schloss, normales Häuschen (und nicht mal besonders gross für hiesige Verhältnisse) :zwinkern:
     
    Jaja, rechtfertige du dich mal. *kicher* Wenn man den Platz hat, ist's ja toll. Hier kann man ja froh sein, wenn man 60 qm als Wohnung bezahlen kann...
     
    Überm Teich sind die Dimensionen halt doch andere ;) - aber angesichts eurer Flächenverhältnisse finde ich euer Haus nicht unverhältnismäßig groß, 50qm Wohn-Ess-Kochbereich haben hier auch viele im Einfamilienhaus, 60qm für Wohnen/Essen/Kochen ist auf jeden Fall eine tolle Größe, wenn man es haben kann! :)
    Schon klar, dass du den Holzofen nicht fürs GWH rauswerfen kannst :grinsend: aber es ist ja trotzdem ist reichlich Platz für den Indoor-Dschungel, der uns in ein paar Wochen mit Sicherheit wieder faszinieren und begeistern wird! (y)
     
    brrr, ist es kalt...heute in der Früh satte -32. Sibirien lässt grüssen. Guckt man sich die generelle Wetterlage in Nordamerika an, so ist es überall warm, wärmer als sonst, nur über uns hat sich ein arktisches Loch gebildet, welches uns für die nächsten Wochen in Schach halten wird. Am Sonntag dann wieder ein Schneesturm, also werden wir uns einigeln.

    Aber psst, sagt es nicht den Chilis, dass es so kalt ist, sonst wird noch Wachstumsstreik ausgerufen :p

    P1160001.JPG
     
    Klar, wenn die wüssten, wie kalt es ist, würden sie sofort erfrieren. Gut, dass man indoor mogeln kann.
    Und toll sehen die Babys jetzt schon aus!
     
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