Ich hoffe das ist nicht ernst gemeint, das mit dem umschreiben von Kinderbüchern?
Das wird doch schon gemacht. Habt ihr euch mal ein neueres Exemplar von Jim Knopf ausgeliehen? Nichte und Neffe hatten vor Jahren damit zu Hause angefangen, das zum Abend vorgelesen zu bekommen. Mein Bruder wußte ja, daß unser alter Band noch im Elternhaus stand, hat also den Hallenser Band zum Weihnachtsbesuch nicht durch die Gegend geschleppt. Und dann ging das Wundern bei den Kindern los. Jim Knopf und Lukas fahren nach China - im neuen Band ist daraus ein Land mit einem Phantasienamen geworden. Also mußten wir erklären, wieso das jemand umgeschrieben hatte. Nichte und Neffe fanden das beide doof, denn sie haben - wie wir als Kinder auch - natürlich zwischen dem Phantasiechina eines Michael Endes und dem echten Staat China ohne Probleme unterscheiden können. Falls sie je dorthin reisen erwarten sie keine gläsernen Brücken, kaiserlichen Reistafeln und bestimmt keine winzigen Kinder und Kindeskinder.
Ich frage mich dann, wieso den Kindern heute das nicht mehr zugetraut wird, zwischen Phantasiewelten und Realität zu unterscheiden. Das können die Kinder nämlich immer noch. Wer unbedingt politisch hochkorrekt sein möchte, kann ja ein Vorwort vor manche Bücher hängen, aber alle Werke umzuschreiben bringt einen unglaublichen Kulturverlust mit sich. Es ist doch nicht zu viel verlangt, sich damit auseinanderzusetzen, aus welcher Zeit und welchem Kulturkreis eine Geschichte stammt.
Was tun wir sonst mit solchen Büchern wie "Nesthäkchen"? Da wird ein Rollenbild transportiert, das absolut von Vorvorgestern stammt, trotzdem habe ich es als Zeitzeugnis - und um zu sehen, womit frühere Generationen aufgewachsen sind - ohne Schaden gelesen.
Ich habe ohnehin ein Problem mit diesen Wortemanzen, die überall ein "in" dranhängen, sich emanzipiert fühlen, aber keinen Nagel in die Wand geschlagen bekommen. An der Uni Münster treibt das mittlerweile solche Blüten, daß in den Schreiben der Uni nur noch von "Studierenden " die Rede ist, das hat die StudentInnen abgelöst - besser ist das auch nicht. Wichtig ist doch, wie ich mit den Leuten umspringe, nicht, ob ich politisch korrekt meine Muttersprache malträtieren muß.
Falls ihr mal ein Extrem lesen möchtet, so besorgt euch ein Exemplar der "Bibel in gerechter Sprache"...
Zur Grausamkeit von Märchen: Da merkt man mal, daß das urspünglich keine Kindergeschichten waren, sondern verklausulierte Lebensweisheiten, die so von Generation zu Generation weitergegeben wurden, und zwar von Erwachsenen zu Erwachsenen. Eine Märchenerzählerin hat uns mal bei einem Treff junger Mitarbeiter von Pfarrbüchereien (ja, da habe ich mal zugehört) erklärt, daß nur die Märchen, in denen der Held/die Heldin am Ende zu den Eltern zurückkehrt, urspüngliche Kindermärchen waren, z.B. Hans im Glück. Alle Märchen, wo die Hauptpersonen nachher heiraten und glücklich bis an ihr Lebensende sind, waren Märchen für Erwachsene.
Das war der Knackpunkt Uschi . Vor allem wenn der Enkel die Sendung schon auswendig kann . Dunnerweise hatten Enkel und wir vereinbart abwechselnd
das Proramm zu bestimmen . Und das mussten wir dann natürlich einhalten .
Du überlegst dir in Zukunft auch genauer, was du vereinbarst, oder?:grins:
So, trotz allem koch ich mal Kaffee für dieses Café, damit am Morgen alle wach werden.