Wasserschosse entfernen

Platero

Foren-Urgestein
Registriert
29. Jan. 2021
Beiträge
5.375
Ort
Im Hessenland
Hallo,
wir haben im Garten einen grossen, alten Apfelbaum, der uns jedes Jahr mit Unmengen an Wasserschossen "beglückt".
Auch jetzt sitzt er wieder voll damit. Sie sind ungefähr Hand-lang und noch weich und "frisch", also noch nicht verholzt.
Ich fahre nun 4 Wochen in Urlaub. Sollte ich die vorher noch abreissen? Oder erst danach?
Treibt er nur wieder Neue, wenn ich es vorher noch mache?
Danke für euren Input .....
 
  • wir haben im Garten einen grossen, alten Apfelbaum, der uns jedes Jahr mit Unmengen an Wasserschossen "beglückt".
    Warum passiert das..? Wie schneidet ihr den Baum..?
    Wir haben auch so einen alten Apfelbaum "geerbt" (von den Vormietern), der vollkommen falsch geschnitten war.
    Ein schätzungsweise 40 Jahre alter Ontarioapfel, bei dem alles steil nach oben wuchs.
    Die ersten Jahre machte er nach jedem Schnitt auch unendlich viele Wasserschosse, aber jetzt, nach ein paar Jahren halbwegs korrektem Schnitt nach Anleitung, hat sich das gegeben, er macht jetzt keine Wasserschosse mehr und das Gesamtbild der Äste geht langsam in die Waagerechte.
    Habt ihr den Baum auch übernommen und seid noch beim Korrigieren?
     
  • @Taxus Baccata : der Baum ist auch etwa 40 Jahre alt. Ein "roter Eisenapfel", eine alte Sorte, die uns damals von unserem Nachbarn, einem alten Gärtner, gepfropft wurde. Auf welche Unterlage? Keine Ahnung, vermutlich "irgendwas" .... also eher eine starkwüchsige Unterlage.
    Ist ein Hochstamm und korrigiert wird er nicht mehr. Das Zweiggerüst steht.

    Ein etwas jüngerer (30?) "Jonathan" - Halbstamm macht zwar auch jedes Jahr Wasserschosse, aber längst nicht so viele. Scheint also eher nicht an der Schnitt-Technik zu liegen, die werden beide "gleich" behandelt.
     
  • Ich bin dieses Jahr eh nicht fertig geworden mit dem Schnitt, muss da noch mal ran.
    Die unteren beiden Etagen hatte ich geschnitten, "oben rum" in luftiger Höhe wurde mir das zu heikel. Die Leiter steht eh nicht gut auf dem Rasen und dann auf der obersten Sprosse rum turnen, evtl. noch mit "Gerät", da wurde mir mulmig. Bis ich dann rausgefunden hatte, dass meine Eltern eine Teleskop-Säge haben, war der Baum schon in Blüte und hatte ausgetrieben - da war es dann zu spät.
     
  • Ich habe die letzten Jahre auch unter der Saison immer mal wieder bisschen geschnitten (nur wenig, nur Korrektur, wo ich gerade hin kam), und das hat sehr viel gebracht. Möglichst schneiden, wenn die Äste belaubt sind, dann hört das mit den Wasserschossen auf.
     
    Ich würde bis nach Johannis warten – erst dann beginnt die Verholzung.
    Dann lassen sich die Triebe mit einem geübten Ruck samt Astring ausbrechen und es kommen keine neuen.
    Bis dahin ernähren noch diese Blätter Stamm und Wurzel bzw. werden Reservestoffe eingelagert.
     
    ich würde es bald oder jetzt machen. Dann kann der Baum die Energie, die er inne hat, woanders verbrauchen.

    jomoal
     
    Muss gestehen, dass ich es im letzten Jahr rein nach Gefühl gemacht habe (also - Zeitpunkt nach Gefühl, Schnitt akribisch nach Anleitung), und siehe da... keine Wasserschosse. Hauptsächlich waagrechter Neuwuchs, und auch nur wenig. Dafür erstmals wieder ein schöner Fruchtansatz, nicht zuviel und nicht zu wenig. :-)
     
  • Wahrscheinlich wird das auch mit der Apfelsorte zusammenhängen. Mein roter Boskop, ein Herbstapfel, hatte nichtmal Blattansätze, wo Pflaume und Süßkirsche schon voller Blätter waren. Was später kommt, hängt auch etwas hinterher. Die Wasserschosse seh ich erst seit etwa 1 Woche.

    Einen Sommerschnitt Stelle ich mir bei Früchten am Baum schwierig vor?
     
    Ich habe mal gelernt:

    - nicht alle Wasserschosse entfernen. Aus Wasserschosse können auch Fruchtäste werden

    - jeder Schnitt regt das Wachstum an.

    Warum muss man einen alten Apfelbaum ständig schneiden? Einen alten Menschen
    kann man man auch nicht mehr umerziehen.
     
    - nicht alle Wasserschosse entfernen. Aus Wasserschosse können auch Fruchtäste werden
    Völlig richtig!

    Ab einer Schräglage von ca. 40°- 45° verlangsamt sich der Saftfluss und der Trieb wird angeregt, Seitentriebe und vielleicht schon im 2. Jahr Fruchtknospen zu bilden und sich in eine Fruchtrute zu verwandeln.

    Faustregel:
    • 1/3 Wasserschosse weg, inkl. Astringe
    • 1/3 schräg binden, verdrehen, Ast-Gewichte
    • 1/3 belassen, die eventuell zuviel vorhandene Wuchskraft aufnehmen können und im Spätsommer auch weg kommen.
    Warum muss man einen alten Apfelbaum ständig schneiden?
    Der natürliche Rythmus:
    • Baum blüht reichlich, produziert dem zufolge viele Samen zur Arterhaltung.
    • Während der Baum fast sämtliche Energien in die Samenreifung steckt, bleibt nichts oder nur wenig für die neue Blütenknospenbildung im Spätsommer übrig.
    • Also ist im 2. Jahr (Folgejahr) die Blütenmenge trastisch reduziert.
    • Im 2. Jahr treibt der Baum dann ordentlich durch, mangels vieler Blüten und Samen
    • Der Baum "stellt fest" – mangels Blüten und Samen ist der Fortbestand seiner Art gefährdet und legt wieder reichlich Blütenknospen an.
    • Im 3. Jahr wieder viele Blüten – der Kreislauf ist geschlossen...
    Mit einem gezielten Schnitt sorge ich, für ein ausgewogenes Trieb-Verhältnis in der Krone, bestehend aus:
    • Neutrieben (Wasserschossen)
    • Fruchtholz (Triebe die im Spätsommer Fruchtknospen ansetzen)
    • 2 - 4 jährige Triebe mit Früchten, bzw. auch Fruchtknospen ansetzen
    Ein solch ausgewogene Trieb-Verteilung führt zu einem gleichmäßigem Fruchtertrag – jedes Jahr – ansonsten in einem Jahr viel, dann fast nix usw.

    Ausserdem kann ich so die Größe der Früchte beeinflussen,
    denn ein ausgewachsener Hochstamm kann ca. 100 kg Früchte reifen. Mit dem richtigen Schnitt und auch mit Fruchtselektion bestimme ich ob diese 100 kg aus 6 cm-Früchten bestehen oder aus richtig großen ;)
    Mein Lesezeichen: Obstbaumschnitt, Fruchtschnitt, Ertragsschnitt
    Edit
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Super erklärt, vielen Dank!
    Ich denke, bei unserem Baum wurden ein paar Fehler gemacht. Er ist wie gesagt ein "Grosser" und hat 3 Astetagen, diese nahezu waagrecht. Eigentlich sieht er aus, wie eine Wäschespinne. So weit, so gut.

    Dann hat mein Vater gertreu dem Motto "Alles was steil nach oben, nach innen oder nach unten wächst - weg". geschnitten. Dass heisst, die Äste wurden immer länger und länger, die Krone verlagerte sich immer weiter nach aussen.

    Hier wurde m.M. versäumt, rechtzeitig für neue Fruchtäste näher beim Zentrum zu sorgen (umbiegen der Schosser) um die Krone zu verjüngen und wieder näher ans Zentrum zu bringen. Damit habe ich jetzt begonnen, weil mir langsam auch die Stabilität der Fruchtäste, die ja so 3-4 meter lang sind, bedenklich erscheint.

    Ausserdem wurde der Juniriss versäumt, sie haben ihn immer im Frühjahr geschnitten und dann durchtreiben lassen. Dadurch haben sich einige Nester mit Kallusgewebe gebildet, aus denen es jetzt fröhlich spriesst.

    Getragen hat er aber immer gut und reichlich!

    Naja, so gross was "reissen" werde ich mit dem Baum nicht mehr, wenn meine Eltern nicht mehr sind, wird irgendein Architekt auf dem Grundstück "Würfel kotzen".....
     
    Völlig richtig!

    Ab einer Schräglage von ca. 40°-45° verlangsamt sich der Saftfluss und der Trieb wird angeregt, Seitentriebe und vielleicht schon im 2. Jahr Fruchtknospen zu bilden und sich in eine Fruchtrute zu verwandeln.

    Faustregel:
    • 1/3 Wasserschosse weg, inkl. Astringe
    • 1/3 schräg binden, verdrehen, Ast-Gewichte
    • 1/3 belassen, die, eventuell zuviel vorhandene Wuchskraft aufnehmen können und im Spätsommer weg kommen.

    Der natürliche Rythmus:
    • Baum blüht reichlich, produziert dem zufolge viele Samen zur Arterhaltung.
    • Während der Baum fast sämtliche Energien in die Samenreifung steckt, bleibt nichts oder nur wenig für die Blütenknospenbildung im Spätsommer übrig.
    • Also ist im 2. Jahr (Folgejahr) die Blütenmenge trastisch reduziert.
    • Im 2. Jahr treibt der Baum dann ordentlich durch, mangels vieler Blüten und Samen
    • Der Baum "stellt fest" – mangels Blüten und Samen ist der Fortbestand seiner Art gefährdet und legt wieder reichlich Blütenknospen an.
    • Im 3. Jahr wieder viele Blüten – der Kreislauf ist geschlossen...
    Mit einem gezielten Schnitt sorge ich, für ein ausgewogenes Trieb-Verhältnis in der Krone, bestehend aus:
    • Neutrieben (Wasserschossen)
    • Fruchtholz (Triebe die im Spätsommer Fruchtknospen ansetzen)
    • 2 - 4 jährige Triebe mit Früchten, bzw. auch Fruchtknospen ansetzen
    Ein solch ausgewogene Trieb-Verteilung führt zu einem gleichmäßigem Fruchtertrag – jedes Jahr – ansonsten in einem Jahr viel, dann fast nix usw.

    Ausserdem kann ich so die Größe der Früchte beeinflussen,
    denn ein ausgewachsener Hochstamm kann ca. 100 kg Früchte reifen. Mit dem richtigen Schnitt und auch mit Fruchtselektion bestimme ich ob diese 100 kg aus 6 cm-Früchten bestehen oder aus richtig großen ;)
    Mein Lesezeichen: Obstbaumschnitt, Fruchtschnitt, Ertragsschnitt
    Und wie ist das bei Flieder?
     
  • Zurück
    Oben Unten