AW: Tomatenzöglinge
Ja, wiegesagt. Ich mag keine Planung machen.
Wenn ich damit heute anfangen würde zu planen, dann hätte ich erstmal meine 10 Favouriten parat. Und mit jedem weiteren Tag, in dem ich hier, in den anderen Foren oder auf anderen Tomatenseiten rumsurfe, würde ich auf interessante Sorten stößen. Und meine Liste würde sich stetig erweitern.
Unterm Strich hätte ich dann bis zum Aussaat-Termin eine 200+ Sortenliste. Spreche da aus Erfahrung.
Von daher will ich mich da nicht einlassen. Und entscheide das relativ spontan. Unterm Strich habe ich genug Sorten auch im Haus. Langweilig würde die Anzucht da bei mir sicher nicht werden.
Will ja Mama auch nicht zum Burnout treiben... :grins:
Ja, aber sie hätte Freude daran. Den grünen Daumen hab ich wohl von meiner Oma, mütterlicher seits geerbt. Und der Garten, das Gemüse aus dem eigenen Garten. Das war in meiner Kindheit ein absolutes Schlüsselerlebnis. Meine Eltern haben immer einen vollen Gemüsegarten mit Allerlei aus dem Garten bewirtschaftet. Ohne diese Erfahrungen aus meiner Kindheit hätte ich heute dieses Hobby nicht. Bin ich mir ganz sicher.
Nicht unbeteiligt war dabei auch Sigemar Gruno, ein sehr naturnaher Mensch und Züchter, welcher in der Nähe meiner Eltern wohnt. Von ihm haben meine Eltern immer zahlreiche Tomaten-Raritäten im Garten. Das hat mich schon als Kind fasziniert, wie vielseitig die Tomate sein kann.
Als Kind hatte ich ein kleines Fleckchen im elterlichen Garten mit 'ner Tomate, 'nem Paprika, 'nem Schnittlauch, 'nem Kohlrabi. Ziemlich klein. Nicht mehr als 2m². Aber es war 'ne schöne Kindheitserfahrung.
Heimlich habe ich immer die Beeren vom Schwarzen Nachtschatten genascht. Obwohl meine Mama immer sagte, diese Beeren sind giftig. Ich weis nicht warum, aber ich war als Kind immer fasziniert in en schwarzen Nachtschatten. Das geht mir auch heute so. Ich nasche die Beeren immer noch, wenn ich irgendwo in der Natur 'ne Pflanze entdecke.
So richtig los ging es mit dem Hobby dann aber erst 2007. Meine Eltern haben den Heimgarten aus zeitlichen Gründen aufgegeben. Trotzdem hat meine Mama mal 'n fertiges Anzuchtset mit Samen, Treibhäuschen, Töpfchen und Erde aus 'nem Discounter für 99 ct mitgebracht. Ich war zu diesem Zeitpunkt ziemlich weit entfernt vom Interesse an Pflanzen und an der Natur. Mein Fokus galt als Hobby eher der IT. Wenig begeistert hab ich das Set erstmal in der Kramschublade verschwinden lassen. Na-ja, bis irgendwann im Mai 2007 mein Computer verreckte. Eine neue Festplatte war zwar schnell bestellt. Aber bis es mit der Post geliefert wurde vergingen Tage. Aus der Langeweile heraus stoß ich auf das Anzuchtset meiner Mama. Ich hab mich schön an meine Kindheit errinnert und einfach mal die Tomaten aus dem Anzuchtset angezogen, wohl wissentlich, dass es im Mai eigentlich schon zu spät dafür war.
Die Festplatte kam, wurde eingebaut, der PC lief wieder. Aber parallel begeisterte mich, wie die Samen sprießen und die Pflanzen wuchsen. Ich hatte ein neues Hobby. Am 10.05.07 registrierte ich mich hier im Forum. Nicht wissentlich, dass mich das Hobby so packen würde, dass ich 8½ Jahre später immer noch dabei wäre hier im Forum.
Die Pflanzen selbst aus diesem Jahr 2007 schafften es bis zum Herbst nicht mehr Ertrag zu liefern. Sie taten mir leid vor dem drohenden Frost. Solls das also gewesen sein? Blüten und dann wären die Pflanzen kaputt durch den Frost? Ich wollte den Pflanzen noch eine Chance geben. In der Natur würde die Pflanzen gnadenlos der Frost holen. Also beschloss ich, es würde nicht einfach werden, aber wenn die Pflanzen noch 'ne Chance haben würden, dann, wenn ich sie im Herbst ins Haus holen würde. Meine Mama hielt mich für verrückt. Sie sagte, dass Tomaten keine Zimmerpflanzen seien. Und auch hier im Forum räumte mir niemand Chancen ein. Aber ich wollts ausprobieren. Forenuser aus der ersten Generation wie pere, manne und kylemore gaben mir noch den Tipp ich müsse die Blüten zur Bestäubung schütteln. Und es hat geklappt. Zu Weihnachten und den ganzen Winter durch hab ich an der Fensterbank leckere Cherrytomaten geerntet. Ich war so stolz. In meinem ersten Jahr habe ich als blutiger Anfänger bewiesen, dass Tomaten vielleicht nicht winterhart, aber mehrjährig sind. Eine Pflanze aus der 2007er Saison hielt ich etwa über 3 Jahre bevor sie einging. Ein mega Busch. Der untenrum wie 'n Strauch verholzte.
Na-ja, durch die schönen Erfahrungen meiner Kindheit und durch das Setzen, quasi, eines Fundaments in 2007 durch ein 99 ct Anzuchtset, bin ich bis heute der Hobbygärtnerei treu. Beruflich hab ich dann doch das IT-Hobby verwirklicht. Damit habe ich meinen Traumberuf gefunden. Und auch wenn die Hobbygärtnerei gerade durch den Beruf stark in den Hintergrund getreten ist, verstehe ich den Hobbygarten doch als idealen Gegenpol. Wenn man 8 Stunden am Tag nur irgendwelchen Programmcode in die Entwicklungsumgebung haut, ist man dann auch irgendwo froh, wenn man heim kommt und 'ne Aktvität an der Natur mit den Pflanzen hat. Klassenkameraden in der Berufschule kommen heim und sind am Zocken, wenn sie Feierabend haben. Klar, ich interessiere mich nach dem Feierabend auch weiterhin für die IT. Das ist existenziell in der IT-Branche. Aber ich kann das nicht - vom Aufstehen bis zum Bettgehen nur 'nem Computer um mich rum zu haben. Und ich denke zum beruflichen Erfolg gehört auch was anders zu kennen, als nur die Kiste. Egal ob es die Pflanzen sind, oder das Mädel, welches man über alles liebt, oder auch ma die durchzechte Nacht am Wochenende. Aber man muss das Leben genießen, um wieder voll und ganz Mo. früh für den Beruf da sein zu können!
Na-ja, in diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Tomatenjahr 2016. Ich schreibe diesen "Roman", im alten, von mir gewohnten Stil, weil ich mit diesem Post die 15.000 Posts Marke in diesem Forum knacke. Nüchtern betrachtet "nur eine Zahl". Andererseits zeigt es auch, dass ich mich nun schon 8½ Jahre in diesem Forum wohlfühle und kontinuierlich mich für dieses Hobby interessiere. Finde schon, dass man da durchaus mal sentimental sein darf. Viele schöne Zeiten in diesem Forum hängen daran. Angefangen von den Usern der ersten Generation bis zu den Usern der Gegenwart. Zahlreiche User kennt man mittlerweile sogar persönlich. Vom Forentreffen, über Treffen "zwischendrin", bis hin zum Treffen mit Tom Wagner in Wien, was noch immer mein persönliches Highlight ist - gerne errinnere ich mich an die Zeit mit Dir in Wien zurück, Tubi.
Auch wenn zurzeit beruflich nur ein "kompakter Anbau" bei mir drin ist. Ich bin gerne hier, und so schnell werdet ihr mich nicht los, hihi...
Grüßle, Michi