Hat meine Weide noch eine Chance?

[Yvette]

Hallo erstmal!

Ich brauche Beratung bezüglich einer kleine Weide, ca. 80 cm hoch, im Topf. Sie steht seit Monaten schon mit viel zu wenig Erde in einem viel zu großen Topf auf dem Balkon. Der Topf hat sich nach und nach mit Regenwasser gefüllt, im Winter war das Wasser auch lange Zeit gefroren. Ich wollte sie eigentlich aufgeben und entsorgen, aber inzwischen sind am Stamm ein paar grüne Triebe gewachsen, die Blätter tragen und jetzt auch fast schon so lang sind wie der Baum selber. An der Krone selbst passiert allerdings nichts, weder Blätter noch sonstwas und ich meine mich daran zu erinnern, im letzten Jahr im März schon Kätzchen gehabt zu haben. Also, falls man das aus der Ferne beurteilen kann.... kann man da noch was machen? Vielleicht die grünen Triebe abschneiden und einpflanzen? Oder kann ich vielleicht sogar darauf hoffen, dass sich das Bäumchen wieder erholt, wenn ich es jetzt in einer angemessenen Menge frischer Erde bette und hege und pflege?

Wir führen hier einen eher chaotischen Studenten-WG-Haushalt und sind auf diesem Gebiet nicht so bewandert. Also wäre schön, wenn jemand helfen könnte

 

[barisana]

hallo
ich vermute, dass es sich um eine hängekätzchenweide handelt. diese kätzchenweiden sind veredelt, d.h. auf den stamm einer salweide aufgepfropft.
natürlich hätte sie besser gepflegt und zumindest in ausreichende erde gesetzt werden sollen. da sich in der krone nichts tut, ist diese wohl ab der veredelung über winter kaputt gegangen. da wird sich auch nichts mehr ändern. die unterlage, also der stamm lebt noch und hat äste getrieben. man nennt diese äste wildtriebe.
du kannst sie als ganz normale weide weiterpflegen. ob sich das lohnt, musst du entscheiden. es ist halt keine hängekätzchenweide mehr sondern eine ganz normale wald- und wiesenweide.
hier eine kurzbeschreibung:
http://www.azana.de/module/pzsalixpendula.html

 

[Yvette]

Aaah, das ist interessant. Ich wusste garnicht, dass es sowas überhaupt gibt. Aber gut zu wissen! Als ich die Weide bekommen habe war an der Krone teilweise eine Wachsschicht auf dem Holz. Hatte mich damals schon gefragt, was es damit wohl auf sich haben mag, mir aber nicht weiter Gedanken darüber gemacht. Das waren dann ja vermutlich die Reste vom aufpfropfen (schreckliches Wort^^), oder?
Das mit der Pflege, klar, da habe ich mich einfach zu wenig gekümmert... Schön blöd. Aber trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, würde ich sie gerne behalten und weiter pflegen. Erste Maßnahme: neue Erde natürlich. Was kann ich denn sonst noch tun? Die Krone ist jetzt quasi tot oder wie habe ich das zu verstehen? Die Triebe kommen ziemlich weit unten aus dem Stamm und wenn ich die jetzt fröhlich in alle Richtungen wuchern lasse und die Krone kahl bleibt, das sähe wohl auch eher bescheuert aus.

 

[barisana]

hallo
die wachsschicht ist als schutz der veredelung aufgebracht worden.
leider passiert es öfter, dass bei so veredelten gehölzen (es gibt mehrere davon, z.b. ziermandelbäumchen) die krone bei starkem frost über winter abstirbt.
deine krone ist tot, hier haben alle kätzchenweiden schon geblüht.
schneide mal einige äste der krone durch. sie müssten innen noch grün sein, dann wäre es ok. wahrscheinlich sind alle braun.
die tote krone kannst du abschneiden und den rest weiter pflegen. äste mehrmals einkürzen, damit sie sich verzweigen und buschiger werden. es ist jetzt nur ein ganz gewöhnlicher weidenbusch. weiden sind sehr robust, bald wird dir die weide über den kopf wachsen und ein immer grösseren topf verlangen. aber versuche es.

 

[Milchmädchen]

entweder haust du mit einem Hammer unten gegen den Topf, bis ein Riss entsteht, oder als Dank weil er so tapfer überlebt hat, gönnst du ihm einen Topf mit Loch über das du Scherben eines alten Blumentopfes legst, und eine neuen Sack 10 l. Blumenerde ca.2€
der arme Baum ist doch kein U-Boot, wenn er bis zum Hals im Wasser stehen wollte --- würde er IM Teich wachsen.

 

[Yvette]

Jajaa, ich weiß. Baum, kein U-Boot. Ich hab das arme Ding einfach vernachlässigt. Aber ich wills doch wieder gut machen und habe bereits die von barisana (Danke!) vorgeschlagenen Rettungsmaßnahmen eingeleitet.
Ist es denn so wichtig, dass der Topf ein Loch unten hat? Wegen Staunässe? Aber wozu stellt man dann überhaupt Töpfe ohne Löcher her?

 

[barisana]

töpfe ohne löcher sind fast immer übertöpfe. pflanztöpfe haben in der regel ein loch im boden. damit das (regen) wasser sich nicht staut, sollte man im freien niemals töpfe ohne bodenlöcher verwenden. und auch keine übertöpfe. die gefahr ist gross, dass nach starkem regen die wurzeln im wasser schwimmen und kaputt gehen. auf diese weise habe ich letztes jahr eine kamelie verloren. sie stand mehtrere wochen im wasser, ohne dass ich es bemerkt hatte. die kamelie hat sich nicht mehr erholt.
bei weiden ist es was anderes. die sind weniger empfindlich gegen zuviel nässe, denn weiden stehen oft an nassen standorten. lese hier:
http://www.inaro.de/deutsch/KULTURPF/Baeume/Weide.htm
deshalb, weil sie relativ unempfindlich ist, hat deine weide -zumindest der stamm- überlebt. die krone ist futsch. das ist die folge des starken frostes, weniger der staunässe.
du kannst dir ja ein neues kätzchenstämmchen kaufen und es im nächsten jahr besser machen. denn du weisst nun, worauf es ankommt.