Meine Tomaten-Saison neigt sich dem Ende!
Meine Tomaten-Saison neigt sich dem Ende. Was schon? Ja, schon! In den Jahren 2008 und 2009 erntete ich Tomaten bis Mitte November, bis zum fünften Frost. Ich hatte eher Schnee auf den Pflanzen als, dass sie die Braunfäule holte.
Stolz konnte ich behaupten, dass die Braunfäule bei mir im ungeschützten Freiland kein Problem ist. Ganz anders 2010. Auslöser war die sog.
stationäre Wetterlage, wie Meteorologen sagen, die seit dem 24. Juli beinahe permanent nur Regen brachte (und in Russland die Waldbrände). Ferner wurde auch von mir sehr viel falsch gemacht:
- Ungeschützte Freilandkultur (kein Regenschutz)
- Zu starke Stickstoffbetonte Düngung
- Zu geringer Pflanzabstand
- Zu viele Pflanzen
(weniger ist oft mehr)
- Monokultur
Wären die Fehler nicht gemacht worden, hätte sich der Braunfäule Befall wahrscheinlich auch nicht verhindern - aber vermutlich hinaus zögern lassen.
Hier diese Fotos zeigen meine letzten reifen, gesunden Fruchtstände:
Himbeerrose
Die einzige Pflanze, die sich vollständig von der Braunfäule erholt hat. Ganz ohne Backpulver-Mittelchen! Keine braune Stellen mehr! Einzig hell-grüne Flecken (siehe Fruchtstiel) errinern an den ehemaligen Befall.
Pepolino F1
Ursprünglich holte ich die 'Pepolino' nur als Lückenfüller ins Boot. Nun bereitet sie mir sehr viel Freude. Denn sie ist völlig gesund! Die Robustheit kann aber nicht eindeutig geklärt werden, denn sie steht im HWR-Windschatten.
Sweet Treats F1
Hier reifen die letzten 'Sweet Treats'. Diese japanische Hybride hat sich bei mir als einer der leckersten, optisch ansprechendsten und ertragreichsten entpuppt. Leider auch als besonders anfällig für Braunfäule, zumindest bei der diesjährigen Rasse. Aufgrund ihrer Geschmackseigenschaften nächstes Jahr dennoch wieder dabei.
Im Moment ist es leider so, dass wenn man während der Gartenarbeit nur versehentlich mit dem Arsch an eine Pflanze boxt, der halbe Busch an Früchten auf dem Boden fällt. Heute ist mir sogar ne dicke, fette Brandywine entgegen gekommen. Sie wog 247 g. Die Braunfäule ist derzeit auf dem Rückzug, hat aber ein Trümmelfeld hinterlassen. Teilweise haben die Pflanzen zu wenig Blätter, um durch Photosynthese die Früchte noch ernähren zu können. Nachreifen blieb bisher größtenteils zwecklos, die meisten zeigten wenige Tage später auf dem Lager Braunfäule.
Wiegesagt die Braunfäule breitet sich derzeit nicht weiter aus. Aber ich glaube nicht, dass in meinem Fall noch viel drin ist. Schaut man sich z.B. die fruchtlose 'Pink Brandywine' so wirkt sie zwar recht vital aber ich kann mir nicht vorstellen, dass zumindest noch eine Frucht ausreifen würde. Ich lasse alle Pflanzen auf
gut Glück stehen und hoffe auf das unmögliche. Aber ich mache mir jetzt keinen Stress mehr. Soll fruchten oder auch nicht. Ich konzentriere mich jetzt wieder etwas mehr auf die Schule, auf das bald beginnende neue Schuljahr...
Mag sein, dass es sich dieses Jahr - zumindest für mich - um ein recht schlechtes Tomatenjahr handelt. Dennoch war/ist es ein wertvolles Tomatenjahr. Viel habe ich gelernt. Viele Ideen kamen, die mir in der Theorie nie entsprungen wären. Viele Fehler wurden gemacht, aus denen man lernen kann. Viele tolle Tomatensorten durfte ich kennenlernen.
Auch einige Sorten haben sich als robust gegenüber die Braunfäule gezeigt. Freilich kann und darf man daraus nicht automatisch auf eine robuste Sorte gegen Braunfäule schließen. Dafür gibt es zuviele Rassen. Aber beobachtet man diese Kandidaten in den Folgejahren weiter, könnte sich durchaus die ein oder andere robuste Sorte herauskristallisieren.
Für nächstes Jahr bin ich guter Dinge. Ich bin zwar nicht schon so konkret am Planen wie Anneliese (hey Anneliese! Bekommst du eigentlich nie genug? Fängst jedes Jahr früher zum planen an!) aber ich bin mir zumindest in dem Punkt sicher, dass es erheblich weniger Pflanzen geben wird. Von den diesjährigen 186 Pflanzen werden nächstes Jahr etwa 20 Pflanzen + ein Züchtungsprojekt übrig bleiben. Weniger ist oft mehr. Dieses Jahr zeigte sich deutlich, dass Nebenjob + Schule + 186 Tomatenpflanzen einfach nicht miteinander zu managen sind. Man kann nicht jeder einzelnen Pflanze diese Zeit widmen, die sie eigentlich bräuchte und die man ihr auch geben möchte. Bei einer überschaubaren Anzahl an Pflanzen bietet sich dann darüber hinaus auch ein Regenschutz an. Ein Regenschutz ist und bleibt die beste Prävention gegen Braunfäule und wird daher zum Gesetz für meinen Garten! Auch die Düngung wird anders laufen. Keine Brennesseljauche, keine Hornmehl! Zahlreiche
Zeigerpflanzen warnten mich vor einem sehr stickstoffhaltigen Boden. Diese Warnung ignorierte ich und führte noch mehr Stickstoff durch gewöhnlichen (aber stickstoffbetonten!) NPK-Dünger hinzu. Dabei mögem Tomaten generell keine stickstoffbetonte Düngung, zumindest laut
Bio Gärtner. Und da der Boden bereits von Natur aus reich an Stickstoff war, hatte das die Folge, dass meine Pflanzen ordentlich ins Kraut schossen. Viel Blattwerk und geringe Blütenbildung. Und das zuviel Stickstoff das Pflanzengewebe schwach für Pilzkrankheiten macht, zeigte sich nun auch in der Praxis. Ferner hat sich der Pflanzabstand von 50 cm zumindest im Freiland als völlig ungeeignet erwiesen. Ich werde daher auf meine bewährten 80 - 120 cm zurückkehren. Und zu guter letzt werde ich von meiner Tomaten-Monokultur abkommen. Meine Handvoll Paprika & Chili, sowie meine Aubergine & Wassermelone haben mir gezeigt, wie wertvoll es ist auch noch was anderes im Garten stehen zu haben. Dennoch etwas ernten zu können, auch wenn eine andere Kultur ausfällt, ist schon toll.
Grüßle, Michi ... hat keine Tomaten mehr auf den Augen :d