Dass der Server nicht ausgeschaltet wird, hat meist andere Gründe. Etwa weil er mit seinen Diensten erreichbar sein muss. Oder weil er nachts besondere Aufgaben hat. Etwa Datensicherungen anlegen.
Aber grundsätzlich ist es auch nicht falsch, was dein GG meint. Trifft aber genauso gut für Festplatten in normalen Computern zu. Und generell ist das Einschalten bei allen Geräten der kritische Moment. Es wirken beim Prozess des Einschaltens die höchsten Ströme (deswegen knallen betagte Glühbirnen auch gerne beim Drücken auf den Lichtschalter durch). Und speziell bei Festplatten ist es das Anlaufen des Motors, was ihnen zu schaffen macht.
=> Jede moderne Festplatte protokolliert automatisch, wie oft in ihrem Leben ihr Motor anlaufen musste. Ab einer bestimmten Anzahl sollte man sie besser austauschen.
Die höchsten Lebenserwartungen von Festplatten haben ausgerechnet die, die praktisch immer im Betrieb sind. Für den Server gibt es spezielle Festplatten, die zusätzlich noch für den Dauerbetrieb ausgelegt sind.
Ich kann das Zuhause an meinen Computern sehr gut beobachten. Als Beispiel kann ich etwa eine meiner 8 TB (= 8192 GB) Festplatten nennen. Eine meiner jüngsten Festplatten im Sortiment, mit den zweitwenigsten Betriebsstunden. Und schon defekt! Warum? Weil sie vergewaltigt wurde! Die Festplatte ist sehr schwer für eine moderne Festplatte. Sie hat viele Platter (die Magnetscheibe einer Festplatte). Das heißt der Motor hat sehr zu schaffen, wenn man sie einschaltet. Und genau das wurde zu häufig in ihrer kurzen Lebenszeit mit ihr gemacht. Als "Datengrab" Festplatte wurde sie halt immer ein- und ausgeschaltet, wann man sie halt brauchte.
Auf der anderen Seite hab ich hier einen kleinen Server am Laufen. Im Grunde nichts professionelles, sondern lediglich einen ausgemusterten, alten Computer, der im Dauerbetrieb läuft. Die Festplatte drin hat nur 80 GB und ist sehr alt, Baujahr 2005. Darüber hinaus ist die Festplatte keine Server-Festplatte, also nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt. Aber: Darauf kommt es an - Computer und Festplatte rennen!
Aber um wieder zurück zu kommen. Es stimmt schon, dass man gerade dem Server und seinen Festplatten nach sagt, dass ein Ausschalten schadet. Wiegesagt, ich bin der Meinung, dass es da keinen grundsätzlichen Unterschied zu einem Heimcomputer gibt. Aber ich weis, woher dieser Eindruck kommt. Bei Servern gibts da dieses Phänomen: Der Server läuft munter Jahr-für-Jahr vor sich hin, irgendwo im Eck eines verstaubten Kellers in einer Firma. Die Festplatten darin machen nie Probleme. Und dann ist er auf einmal aus. Sei es durch Stromausfall oder durch Wartungsarbeiten. Und beim nächsten Hochfahren vom Server sterben die Festplatten. Die Festplatten sind zu dem Zeitpunkt überaltert, viel zu viele Betriebsstunden. Es war nur eine Frage der Zeit, dass die Festplatten abrauchen. Und die hohen Einschaltströme und das Anlaufen der Motoren war dann letztlich nur der Punkt, wo es den Festplatten dann einfach zu viel war...
An vernünftig gewarteten Servern kommt es natürlich nicht so weit. Der Administrator wird alte Festplatten rechtzeitig ersetzen. Aber ich weis durchaus auch, wie es in "bestimmten Firmen" zugeht. Der zuständige Admin hat absolut kein Plan von dem was er da tut. Das von ihm zusammen gemurkste Backup-Script hat irgendwann aufgehört zu funktionieren. Dass der Server seit Jahren keine Backups mehr macht, hat er auch nicht geschnallt. Dann gibts nach 15 Jahren Dauerbetrieb in der Firma mal nen Stromausfall. Beim nächsten Hochfahren fliegen die Festplatten um die Ohren. Alle Daten sind futsch. Und am Ende wird der Admin dann gelyncht.
Grüßle, Michi