An einem wunderschönen Morgen ging Silvia in den Garten. Hach, dachte sie sich, wie vielfältig die Welt doch ist. Die Morgenluft war klar und von weit her wehte der Wind ihr den wunderbaren Duft eines Flieders zu. Silvia sog den süsslichen Geruch tief in sich hinein und war mit sich und der Welt zufrieden.
Sie sah in Gedanken die wunderbaren dunkellila Fliederblüten vor sich. Ein Geraschel in der Ligusterhecke störte sie in ihren Gedanken. Sie schaute in die Richtung dieses Geräusches und sah schon wieder diese freche Nachbarkatze, die es sich mit einer unglaublichen Ausdauer zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat, Silvias Garten zu verwüsten. Es ist schon erstaunlich wie sich die menschliche Laune in Sekundenbruchteilen um 180 Grad drehen kann.
Silvia duckte sich, sie machte sich klein, so klein wie ihr Gegner, der all ihre Pracht zunichte machen wollte. "Na, warte nur, meine Kleine, wollen wir doch mal sehen, wer hier gut mausen kann..". Sie wollte sie erschrecken, um nicht alle Arbeit von Monaten durcheinanderfliegen zu sehen wie von Kinderhand ausgerupfte Pusteblumen. Sie wartete, und hörte .. ja was war denn das?? Ein leises Mauzen..
Eines? Sie hörte genauer hin. Tatsächlich es waren mehrere. Ganz langsam näherte sie sich dem leisen Wimmern. Beinahe wie ihre Gegnerin, diese lausige Katze sich einer Maus auf der Jagd nähert, schlich auch Silvia sich an. Die Mietze beobachtete sie aus großen Augen und verschwand ganz schnell wieder aus der Richtung aus der sie gekommen war. Vorsichtig schob Silvia die Hecke beiseite und erschrak - da bewegte sich doch etwas und ein ganz zartes Fauchen war zu hören. In einer kleinen Mulde, fast ganz verdeckt von den Zweigen der Hecke lagen 3 kleine Katzenjunge. Schnell verließ sie ihren Beobachtungsplatz um ihre nagelneue Digitalkamera zu holen. Die Fotos wollte sie unbedingt in ihrem Lieblingsforum einstellen. Unterwegs überlegte sie, wo die Kamera liegen könnte, in der Küche ... nein, auf keinen Fall, auf der Terasse... nein, auch nicht. Tief in Gedanken versunken lief Silvia immer schneller, doch da .erschien Herr Moderzahn, Sivias fieser Nachbar. Sein schütteres Haar war nach hinten gebunden. Seine hass erfüllten Augen schimmerten so grün wie seine verfaulten Zähne. "Hähähä..." brummelte Moderzahn vor sich hin... "wolln mal sehn, wo es hier junges frisches Katzenfleisch gibt". Ein funkeln zurchzuckte seine gehässigen Augen.
Silvia wußte sofort, es war Eile geboten. Schon etliche Male hatte sie von ihrem Gartenzaun aus des Nachbarn fiese Machenschaften beobachten müssen. Voriges Jahr hat er der alten Frau Zahnstein, die drei Straßen weiter wohnte, alle Gladiolen vergiftet. Einfach so, weil er es an diesem Tag als angebracht sah. Die arme alte Frau konnte am nächsten Tag nur mehr erschütternd die Reste bergen. Das alte Herz konnte diesen Schmerz bis heute nicht verwinden. Ein anderes Mal hat Moderzahn dem Nachbarsjungen den Fußball weggenommen und mit einer Schere ein Loch reingeschnibbelt, denn er konnte keine Kinder leiden. Herr Moderzahn wurde von allen Kindern in der Nachbarschaft geärgert.
Silvia beeilte sich, ins Haus zu kommen. Auf dem Dielenschränkchen lag die Digicam. Sie schnappte sich noch einen Korb, damit.sie etwas hatte, in das sie die kleinen hilflosen Geschöpfe legen konnte, um sie vor diesem Widerling retten zu können.
Schnell machte sie kehrt und griff, beim nun schon fast panikartigen Lauf, an der Haustüre noch einen langen Spazierstock aus dem Schirmständer, man konnte ja nie wissen, wozu man ihn noch würde brauchen können.
Kaum war sie den halben Gartenweg entlang gelaufen, da erblickte sie den verhassten Mr. Moderzahn, sie erstarrte im Lauf, was sie sah, konnte sie kaum glauben!
Moderzahn kniete vor der Hecke, hielt eines der Kätzchen im Arm und – es war unfassbar -herzte und liebkoste es. Konnte das sein?
Aber noch ehe sie in der Lage war, ihre Kamera zu greifen um dieses Ereignis festzuhalten, bemerkte Moderzahn, dass er nicht allein war und warf das Büdel Leben angewiedert zu Boden. Laut schimpfend und zeternd lief er in die Garage um, wie er lauthals brüllte, die Schrotflinte zu holen. "Dieses Vieh gehört ausgerottet, auf den Grill damit", hörte man ihn schreien.
Silvia verstand nicht was sie mit dieser Reaktion des Nachbarn anfangen sollte. Warum hat er das Kätzchen so liebevoll angeschaut, woher diese plötzliche Anwandlung von Gefühlen? Doch sie hatte keine Zeit zum Überlegen.. denn das kleine Kätzchen verschwand soeben maunzend auf seinen kleinen noch wackeligen Beinchen im Gebüsch.
Wenn sie alle retten wollte musste sie sich beeilen, denn H. Moderzahn war sicherlich schon wieder auf dem Rückweg um sich den anderen Kätzchen zu widmen. Die Schrotflinte im Anschlag, keuchte er den schmalen Feldweg hinauf, sich immer wieder mit finsterem Blick umblickend. Dann blieb er für einen Moment stehen, um nachzudenken. Seine plötzlichen Gefühlswallungen, ausgelöst durch den zarten Blick eines sanften Kätzchens, verwirrten ihn. Sollte im alten Moderzahn vielleicht doch noch ein menschliches Herz schlagen? Um dem zu entgegnen schlug Moderzahn wieder den alten Weg ein... vor sich hin brummend beschritt er weiter den Weg, die Flinte entsichert im Anschlag.
Silvia sah das Unheil, das nun kommen würde und erhob den Spazierstock, sollte er es ruhig wagen, sie würde sich ihm schon entgegenwerfen und die Katzenkinder bis auf's Holz verteidigen. Wo war eigentlich die Katzen-Mutter abgeblieben?
Aber Silvia hatte keine Zeit weiter nach der Mutter zu suchen. Moderzahn hatte schon ein Kätzchen gefunden, zitternd saß es da und ergab sich seinem Schicksal. Mit funkelnden, gierigen Augen legte dieser Fiesling an und wollte dem armen Tier grad das Fell durchlöchern als plötzlich Bernd vor ihm stand. Hach guter alter Bernd dachte Silvia. Sie und er kannten sich schon aus dem Sandkasten und waren auch gemeinsam zur Schule gegangen. In der Jugendzeit war auch das eine oder andere Küsschen hin und hergeflogen aber leider war aus den beiden nie etwas geworden. Bernd erkannte den Ernst der Situation und .. kam Silvia und den Kätzchen zur Hilfe.
Er ranzte den alten Mann an und fragte, was ihm denn einfalle, auf die kleinen Kätzchen zu schießen. Moderzahn ließ eine Schimpfkanone los, dass Silvia rote Ohren bekam.
Sie drehte sich um, wollte zu den kleinen maunzenden Kätzchen gehen. Da wurde der alte Mann noch giftiger und wollte sich auf Silvia stürzen. Zum Glück konnte Bernd ihn noch festhalten, bevor Silvia, der es nun zu bunt wurde, den Spazierstock über den Kopf des Griesgrams ziehen konnte.
Bernd war verblüfft über den Mut, mit dem Silvia die Kätzchen, im wahrsten Sinne des Wortes, wie eine Löwin zu verteidigen suchte.
Schade, dachte er, dass aus uns nie mehr geworden ist - warum eigentlich nicht? Verholene Bewunderung, für diese mutige kleine Raubkatze, lag in seinem Blick.
Der Moment ließ es aber nicht zu, dass er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, schließlich standen sie hier vor einer mehr als prekären Situation ..
Moderzahn schaute Silvia verachtend an, war jedoch aufgrund der Übermacht doch gezwungen die Flinte zu senken. Schimpfend und fluchend ging Moderzahn in sein Haus. Silvia kniete sich zu dem Kätzchen nieder hob es auf und sprach beruhigend auf das Bündel Fell ein. "Möchtest du mit mir auf einen Kaffee kommen?" fragte Silvia Bernd. Sehr gerne nahm er dieses Angebot an. Gemeinsam suchten sie auch nach den restlichen Kätzchen und brachten sie in den alten Schuppen, der ein paar Häuser weiter schon abbruchreif stand. "Ich sehe morgen wieder nach ihnen" sagte die junge Frau und hoffte das nun alles in bester Ordnung ist.
Aber konnte sie der Ruhe tatsächlich trauen? Auch Bernd hatte ein schlechtes Gefühl, so ein Mensch wie Moderzahn gibt nicht klein bei und noch immer beunruhigte ihn, dass Silvia ihm gesagt hatte, dass die Mutterkatze nicht zu finden sei. Hatte Moderzahn sie eventuell auf dem Gewissen? Er teilte Silvia seine Bedenken mit und auch sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
Allerdings fragte sie sich insgeheim, ob es wirklich wegen der Katze war oder sie die Anwesenheit von Bernd so beunruhigend fand; wenn Letzteres - warum?
Sie wischte den Gedanken beiseite und sagte: "Nun, vielleicht sollten wir noch einmal auf die Suche gehen? Würdest Du mich eventuell begleiten, so ganz geheuer ist mir Moderzahn nicht. Beide gingen nochmals in den Schuppen um die Kätzchen zu holen. ...
Moderzahn hiesse nicht Moderzahn, wenn er sich von solch einer peinlichen Situation verschrecken liesse. Zu Hause im Keller rührte er bereits wieder am Giftbecher. Die Zutaten... eins, zwei, drei, in einen Topf gerührt, abgeschmeckt mit einem Löffelchen Glitzerin, einer Messerspitze Morphium und zwei Erdbeeren. Die Erdbeeren könnte man auch weglassen. Aber dann schmeckt es nicht so gut.
Bewaffnet mit dem gemeinen, hochwirksamen Nervengift, wollte sich Moderzahn gerade wieder auf den Weg in den alten Schuppen machen, wo die Kätzchen friedlich schlummerten....
Hähähä..." in Moderzahns krankem Hirn arbeitete es schon wieder, griff ein Rädchen ins andere. Auf einmal ertönte von oben eine rostige Stimme. "Herr Modderzahn? Herr Modderzahn?" - "Verdammt!" durchzuckte es den alten Bösewicht, "was will denn die alte Greisheimerin schon wieder von mir?".
"Sie sollen mich nicht immer Modderzahn nennen, die bleichgesichtige Hexe. Verschwinden Sie aus meinem Haus!"
"Jaja, schon gut" entgegnete Frau Greisheimerin. "Ich will doch nur mal nach Ihnen sehen, sie verquerter Kauz." Moderzahn kämpfte sich die alte Holzstiege nach oben. Ächzend knarrten die alten Balken mit jedem Schritt. "Ich hab Ihnen doch verboten, immer hier her zu kommen, Sie alte Schabracke!" Moderzahn griff nach einem Reisigbesen, der an in der Ecke stand. Mit einigen gezielten Hieben vertrieb er die überraschte Frau Greisheimerin aus seinem Haus. "Los, los. Weg hier".
"Huuuch? Herr Modderzahn!" lachte die Alte, "ich komm dann morgen wieder nach Ihnen sehen. In Ordnung?"
Moderzahn sah auf seine teuflische Giftmischung. dann hob er seinen Kopf, griff sich mit Daumen und Zeigefinger an die Oberlippe und überlegte....
Moderzahn und die alte Greisheimerin standen auf der Straße dicht am brausenden Verkehr als Silvia mit Bernd gerade um die Ecke kam. Immer noch mit dem Stock in der einen und dem Körbchen in der anderen Hand. Die Kamera trug sie um den Hals gehängt. An filmen war so nicht zu denken.
Sie überlegte - doch sie überlegt nicht lange. Denn schon vernahm sie das typische Aufheulen von Moderzahns alten Ford Taunus in der Garage. Er hat die alte Greisheim einfach am Straßenrand stehengelassen und war zu seinem Liebling gelaufen . Moderzahn hatte die Angewohnheit, den Motor erst ein paar Minuten lang im Stand laufen zu lassen und in immer kürzer werdenden Abständen das Gaspedal tief durchzutreten. Silvia geriet in Panik. Wenn Moderzahn die Katzen sieht, hier auf der Straße, dann... Doch Moderzahn sah die Katzen nicht. War er doch ganz mit den Gedanken bei der Rallye Allgäu-Orient, für die er seinen Ford noch tunen mußte. Sein nächster Gedanke galt der Ausrüstung für die Fahrt.
Außerdem war er noch auf der Suche nach einem Partner-Team. Dabei dachte er an die nette Nachbarin, die aber immerzu auf der Suche nach komischen Getier ist. Folglich dachte er sich, kein Getier mehr, keine Suche. Also musste er erst diese dämliche Katze mit Gefolge beseitigen, und wenn er schon dabei war, auch diesen Schleimer Bernd. Dieser dumme geschniegelte Lackaffe hing für Moderzahns Geschmack schon viel zu oft bei der Nachbarin rum.
In teuflischen Gedanken versunken lehnte er sich über seinen Zaun und sah die Nachbarin samt Besuch, die Kätzchen von der Straße retten. In diesem Moment lies Moderzahn ein leises Rascheln aus seinem Beobachtungswahn reißen. Aus dem Nichts tauchte plötzlich Fr. Geisheimer hinter Moderzahn auf, die sich mit wachsender Begeisterung an den bereits qualmenden Ford anpirschte, was den alten Moderzahn fast zur Weisglut brachte. Sie strich dem inzwischen heißgelaufenen Auto liebevoll über die Motorhaube, als es einen lauten Knall tat und der Motor des alten Ford sich in die ewigen Jagdgründe verabschiedete.
Der griesgrämige Gesichtsausdruck von Moderzahn, den er ja eh immer hatte, wich einem Blick der von Irrsinn gezeichnet war.
Er setzte ein paar Schimpfkanonaden ab, die einem Bergarbeiter die Schamesröte in's Gesicht getrieben hätte, eine Wiederholung dessen, was er sagte, ersparen wir uns besser an dieser Stelle.
Er schubste die vermeintliche Verursacherin seines Unglücks beiseite, gab dem alten Wagen einen kräftigen Tritt in die Tür und lief laut zeternd, wie ein altes Waschweib in den Geräteschuppen. Dort stieg er - vor Wut schnaubend - auf seinen Aufsitzmäher und brauste davon.
"Herr Modderzahn, Herr Modderzahn!" krächzte die bekannt rostige Stimme hinter ihm her. "Nehmen Sie mich mit? Ich muss so dringend noch eine Besorgung machen". Moderzahn hielt an und schenkte der alten einen flüchtigen Blick. "Hmpf", raunte er ihr zu, "meinetwegen. Steigen Sie auf." Frau Greisheimer griff nach dem Aufstiegshenkel. "Hinten!" raunte Moderzahn ihr mit einem rückwärts gerichteten Kopfnicken zu. Dabei schob er den Unterkiefer nach vorn, so dass seine gelblich grünen Zähne zum Vorschein kamen. Frau Greisheimer kicherte, nahm kurz Anlauf und schwang sich auf die hintere Laderampe des Kartoffelanhängers. "Danke schön. Halten Sie doch bitte vor dem Schuhgeschäft, ja?". "Pffff", entgegnete er, legte den ersten Gang ein und knatterte davon. Den Fliegerhelm tief ins Gesicht gezogen, der Unterrock von der kichernden Greisheimer flatterte im Fahrtwind, fuhr das ungleiche Pärchen vorbei an Silvia und Bernd die sich fragend ansahen. Hr. Moderzahn hat ja schon einiges an Seltsamheiten vollbracht, aber dieser Anblick war ja wirklich nicht alltäglich.
Die zwei Retter trugen die Kätzchen auf eine wunderschöne Blumenwiese, die Schmetterlinge flatterten umher und die Vögel zwitscherten. Bernd und Silvia sahen sich an und plötzlich war klar ... - ja was war eigentlich klar? Eigentlich war klar, dass nicht's wirklich klar war.
Der Augenblick war so schön, dass er schon unwirklich erschien.
Und die Realität holte die Beiden auch sehr schnell wieder ein.
Moderzahn hatte es sich, wie es eine unstete Art war, ganz plötzlich anders überlegt, er vollführte eine Bremsung, die schon sehenswert war - die Alte hinter ihm machte fast einen Satz in Richtung Straßengraben - mit diesem Stunt hätte sie in jedem Zirkus auftreten können - und Moderzahn wendete sein Gespann, als wenn er vom Teufel persönlich getrieben würde.
Nach diesem riskanten Wendemanöver fuhr er - volle Fahrt aufnehmend - auf Silvia und Bernd zu! Die beiden blieben erstarrt vor Schreck und Erstaunen wie angewurzelt an ihrem Platz stehen.
Also Moderzahn sie erreichte schrie Silvia entsetzt auf, aber es war zu spät, in voller Fahrt erwischte Moderzahn ihren Freund Bernd, der mit einem gleichermaßen entsetzten, wie erstaunten Blick und einem leisen Ächzer unter dem Mäher verschwand ... und dahinter wieder zum Vorschein kam. Der Mäher war so hoch übersetzt, dass es Bernd das Leben rettete, er fuhr einfach über ihn hinweg. Selber erstaunt sah sich Moderzahn um und sah wie Silvia hoch erfreut und erleichtert in Bernds Arme sank nur seine Haare waren jetzt zu einem Mecki rasiert und auch der Vollbart, den Bernd im Gesicht trug, war auf einer Seite weg.
"Hui" schnaubte Bernd, "was war das denn?" und schaute hinter dem laut lachend davon fahrenden Moderzahn hinterher. Von der Laderampe gluckste die alte Greisheimerin zu den beiden verdutzt dreinblickenden zu "Man kann ihm nie böse sein, nicht?" Sagte sie und hopste auf dem Kartoffelanhänger hoch und nieder, während Moderzahn bemüht war, den etlichen Schlaglöchern aus dem Weg zu fahren. Überglücklich dem alten Moderzahn entkommen zu sein und in inniger Umarmung versunken sahen sich Silvia und Bernd an. An die neue Frisur wird sie sich noch gewöhnen müssen dachte sie, aber ansonsten schaut er ja ganz nett aus. Ihre Mine verfinsterte sich jedoch wenn sie an diesen Moderzahn dachte. "Jetzt ist Schluss mit Lustig" sagte sie. Jetzt soll er erfahren wo der Bartl den Most herholt. Jahrelang hatte sie nur zugesehen. Aber jetzt wo sie Bernd an ihrer Seite hatte sann sie auf Rache Während Silvia und Bernd darüber nachdachten, wie sie dem alten Moderzahn beikommen könnten, betrat Frau Greisheimer das Schuhgeschäft. "Grüß Gott, ich brauche neue Stiefel. Größe 38, schwarz." Der Verkäufer sah sie fragend an. "Aha." - "Oben offen bitte." und mit einem schelmischen Zusatz, "damit ich leichter einsteigen kann."
"Gecko, hol mal die ollen Treter aus dem Lager, aber bisschen zackig, ja!" raunzte der Verkäufer seinem Lehrling zu. "Ja Meister, ich geh ja schon" entgegnete Gecko mit hochrotem Kopf. "Ich wollt nur noch eben hier in dem Gartenforum das tolle Buch kritisieren das die da schreiben und nachfragen, wo man so tolle Aufsitzmäher kaufen kann, die in solch einer Höhe mähen, dass da locker ein Mensch drunter herpasst.... " „Jetzt aber zackig schrie der Chef" ... Gecko trottete nach hinten um die Stiefel zu holen um nach einer Weile mit ein paar Stiefeletten und bunten Zehentangas - Größe 38, zurückzukommen. Frau Greisheim zog ihre alten Schuhe aus. Augenblicklich wurde es dusig im Raum und die Fenstern schlugen an. Eingetaucht in gelben Ringelsöckchen mit einer unübersehbaren Öffnung vorne, was sowas wie einen großen Zehen zum Vorschein brachte, streckte die alte Greisheim Gecko ihren Fuß entgegen. Angewidert und die Luft anhaltend hielt Gecko inne . "Was ist los?" fragte sie "auf was wartest du Bürschchen ..."
"Äh - sagter er, verzweifelt nach Luft schnappend - wir haben leider nur noch diese langen Lacklederstiefel und ein paar herrliche Zehentangas – Model „Schau ins Land“..."
Die alte Griesheimer sah sich das paar Stiefel an und bekam einen wässrigen Gesichtsausdruck - hm, dachte sie, da wollen wir doch mal schauen, ob wir dem Moderzahn nicht mal auf den Zahn fühlen können. Die Flipflops ließ sie außer Acht, wie sollte das denn zu ihrer Kittelschürze ausschauen?
"Diese Stiefel sind ganz wunderbar" - sagte sie, bezahlte und hinterließ im Laden einen verdutzten Geschäftsführer und einen Gecko, dessen Gesichtsausdruck schwer zu deuten war. Fr. Greisheimer, ich danke Ihnen sehr, dass Sie uns immer das Neueste vom Neuestem erzählen!" rief der Gecko noch schleimend hinterher.
Wieder auf der Straße, überlegte sie sich, wo denn der nächste E-Shop sei, ein passendes Outfit zu den Stiefeln, würde das Ganze erst perfekt machen ... Wieder draußen auf der Straße dachte Frau Greisheimer nach. Sie würde den alten, vom Leben verbitterten Moderzahn schon noch knacken. Sie kannte auch seine Schwachstelle. Seine alte treue Schäferhündin Commanda, die ihm einst das Leben rettete und in seinen Armen verblutete als Kinder ihm einen harmlosen Streich spielen wollten und seinen Lieblingsapfelbaum fällten, gerade als er mit seiner geliebten Commanda in den Garten kam.
.... sodele und jetzt weiter im Text