Ich hab noch nie Braunfäule resistente Tomatensorten gesehen, wo kaufst du die?
Das wüsste ich auch gern...
Also zunächst: Eine gegen die Braunfäule resistente Sorte gibt es nicht. Es wäre schön, wenn es eine solche geben würde. Aber: Das ist Wunschdenken. Aber gut von dem Wörtchen
Resistenz gibt es verschiedene Interpretationen. Daher um Missverständnisse vorzubeugen: Es gibt lediglich Sorten, welche die Braunfäule besser tolerieren. Sie können aber gerade so gut auch an die Pest erkranken wie jede andere Sorte auch. Sie erkranken nur eine Tage bis Wochen später, oder wenn der Befallsdruck nicht zu hoch ist vielleicht auch garnicht.
Aber ein Wunder sollte man von diesen Sorten nicht erwarten. Die beste Prävention ist immer noch ein Regenschutz und eine gute, ausgewogene Düngung. Ggf. auch eine Stärkung mit einem Pflanzenstärkungsmittel (z.B. Celaflor Naturen Pilzspritzmittel).
Im Handel werden zahlreiche F
1-Hybriden angeboten, welche robust oder gar resistent gegen die Braunfäule sein sollen. In meinem Experiment im vergangenen Jahr enttäuschten mich fasst alle dieser F
1-Hybriden. Insbesondere die Phantasia F
1 war der Flopp des Jahres. Sie zeigte sich sehr wärmebedürftig und die Früchte schmeckten wirklich nach holländische Wasserbomben. Für mein Gefühl keine Freilandeignung. Erkrankte als eine der ersten an die Fäule. Und auch die anderen wie Vitella F
1, Myrto F
1, Fantasio F
1, Maestria F
1 oder Pyros F
1 zeigten keine nennenswerte Robustheit. Nur eine Hybride machte einen guten Eindruck und das war die Philovita F
1. Obgleich ich das für dieses Jahr nicht mehr so ohne weiteres behaupten kann. Denn ich höre verstärkt Berichte darüber, dass diese Hybride ungewöhnlich frühzeitig in einigen Gärten erkrankt.
Nur um ein weiteres Missverständnis gleich von vorne rein gleich auszuräumen. Ich bin nicht der Mensch, der F
1-Hybriden von vorne herein kategorisch Hybridsorten ablehnt. Aber in diesem Falle floppten einfach alle Hybridzüchtungen, bis auf eine. Und das obwohl die Hybridsorten von weltweit führenden Züchtungsunternehmen wie De Ruiter Seeds gezüchtet wurden. Wenn es um eine gegen die Pest robuste Sorte zu finden geht, bin ich der festen Überzeugung, dass ich im Bereich der samenfesten Sorten die besseren Karten habe, als bei den Hybridsorten. Und das liegt einzig und allein an der Hybridzüchtung selbst. Denn die wird praktisch ausschließlich von großen Konzernen (wie eben De Ruiter Seeds, welche zu Monsanto gehört) durchgeführt. Der einfache Hobbygärtner ist dabei ein zu kleiner Fisch für die große Saatgutindustrie. Die Züchtung und Produktion von Saatgut richtet sich einzig und allein an den kommerziellen, professionellen Anbau. Die Hybridsorten, welche uns Hobbygärtner zugänglich werden, sind strenggenommen Züchtungen für den kommerziellen Anbau, die rein zufällig auch akzeptable Resultate im Hobbygarten bringen. Für den kommerziellen Anbau ist die Braunfäule in der Regel kein Problem, dementsprechend gibt es wenig Bestrebungen in der Züchtung von gegen die Krautfäule robusten Sorten. Die Züchtung von robusten Sorten ist und bleibt eine kleine Nische in der Hybridzüchtung.
Nun unterliegt die Braunfäule genau so den Gesetzen der Evolution wie jedes andere Wesen auch. Das bedeutet die Braunfäule verbessert sich mehr und mehr. Dazu kommt noch dass in den 80er die neue Braunfäule-Population aus Mexiko eingeschleppt wurde, welche von Natur aus
aggresiver ist und dank der Möglichkeit einer generativen Vermehrung sich noch viel effektiver und schneller verbessern kann. Das bedeutet dass die Braunfäule in der Lage ist Resistenzen gegen Fungizide zu entwickeln oder auch Möglichkeiten die Robustheit einer Tomatensorte auszuhebeln.
Für die Züchtung bedeutet dies, dass diese niemals still stehen darf. Sie muss genau so mit der Zeit gehen, wie es die Braunfäule tut. Leider passiert das nur beschränkt, nicht nur in der Hybridzüchtung auch in der klassischen Züchtung. Aber bleiben wir bei der Hybridzüchtungen: Ältere, vor wenigen Jahren noch robuste Hybridzüchtungen zeigen keine Robustheit mehr. Neue Züchtungen kommen kaum mehr nach, denn die ist wiegesagt eine kleine Nische.
Aber auch im Bereich der samenfesten Sorten sieht die Zukunft nicht sehr rosig aus. Noch gibt es eine schöne Palette an robusten Sorten, vereinzelt kommen auch neue hinzu. Aber es gibt nur noch wenige, welche sich um den Erhalt von Toleranzen im Bereich der samenfesten Züchtung kümmern. Die große Saatgutindustrie hat schon vor langer Zeit aufgehört samenfeste Sorten zu züchten. Und wer kümmert sich sonst noch darum? Der Hobbygärtner ist schon eine aussterbende Art, dann wohl der Hobbyzüchter erst recht.
Und die Hobbygärtner die es gibt, trampeln die Vitalität einer samenfesten Sorte zu Tode. Klar, verständlich. Wer hat auch die Zeit von morgens bis abends in den Garten zu stehen. Oder aus dem Hobby eine Wissenschaft zu machen. Aber: Wer von jeder Sorte nur eine einzige Pflanze im Garten stehen hat, und diese vermehrt, kann die Vitalität einer Sorte so nicht auf Dauer erhalten. Um die Robustheit einer Sorte zu erhalten erfordert es eine starke Selektion, das bedeutet eine möglichst große Anzahl an Pflanzen pro Sorte, um am Ende nur ein paar wenigen, die besten der besten, weiterzuvermehren. Wer nur eine Pflanze pro Sorte hält, nimmt der Sorte die Chance sich zu verbessern, ihre Vitalität oder Robustheit gegen die Fäule zu erhalten.
Das I-Tüpfelchen ist dann noch der (Hobby)züchter, welche die Sorte noch mit einer anderen robusten und gut selektierter Sorte kreuzt. Und/Oder Wildtomaten einkreuzt.
Dann hat man gute Karten gegen die Fäule. Sofern man das so weitertreibt. Es bedarf immer scharfe Selektionen und züchterische Maßnahmen, sonst ist es bald aus mit dem Anbau von Tomaten im ungeschützten Freiland. So wie es mit den meisten Sorten bereits passiert ist: Die meisten lassen sich nur noch mit Regenschutz anbauen...
Achte beim Kauf auf Braunfäule resistent. Diese eigenschaft vererbt sich in der Regel nicht, daher sind geschenkte Samen nicht geeignet.
Diese Eigenschaft vererbt sich sehr gut. Die Robustheit basiert bzw. wird ausgelöst durch ein einzelnes Gen (Ph), von dem es mehrere Varianten gibt (Ph-1, Ph-2, Ph-3, ...). Alle diese Gene sind dominant. Das bedeutet, nimmt man z.B. von einer robusten F
1-Hybride Absaaten, werden in der F
2 75% der Pflanzen robust sein. 25% haben die Robustheit durch die Aufspaltung verloren. Diese 75% an Pflanzen haben diese Robustheit nun stabil genetisch verankert.
Weiterhin muss man scharf selektieren, um das Wettrennen gegen die Braunfäule nicht zu verlieren...
Grüßle, Michi