Der „Vietnamkrieg“ ist also für Dich überhaupt kein Thema. Agent Orange… vielleicht liest Du mal ein paar Seiten. Es war einfach profitabler Glyphosat so herzustellen, dass noch ein bisschen Dioxin drin war. Die paar Charlies… es war kein Chemiewaffeneinsatz. Entschädigungen fallen aus. Rendite stimmt.
Parzival, das Dioxin entstand bei der Herstellung von 2,4,5-T (und in geringeren Maßen bei 2,4-D), da die Produktion aufgrund zu hoher Nachfrage bei zu hoher Temperatur gefahren wurde - nicht Glyphosat. Und damit möchte ich auf keinen Fall die Grausamkeiten dieses Krieges (und vieler anderer Stellvertreterkriege dieser Zeit) herunterspielen, ich will nur nicht, das hier Wirkstoffe durcheinander gehauen werden
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So jetzt allgemein zu diesem, doch sehr kontroversen und teilweise leider unsachlich geführten, Thema... könnte ne etwas größere wall-of-text werden, da mich das, wohin das Thema noch führt, sehr interessiert, bedingt auch durch mein (Lebensmittel-)chemiestudium, welches ich momentan absolviere.
Das Problem bei Monsanto ist, das diese Firma wohl für vieles steht, was Umwelt"schutz"organisationen ein Dorn im Auge ist: GMO-Produzent (das werde ich gleich auch noch ausführlicher thematisieren), Glyphosat und Patente "auf Leben". Zusätzlich setzen sie ihr Recht (teilweise auch zweifelhaft) und rabiat durch, und da ist bestimmt das ein oder andere schmutzig verlaufen, das möchte ich auch garnicht verharmlosen - aber darauf gehe ich in dem weiteren Beitrag nicht weiter drauf ein - und gerade dieser letzte Punkt macht die Firma zu einem gefundenen Fressen für diese Vereine, da man in ihr nun gut den Mon"Satan" sehen kann - klappt ja auch einwandfrei wie man sieht. Es geht denen doch nuícht um Monsanto, sondern um diese ach so bösen gentechnisch veränderten Organismen, Pflanzenschutzmittel usw (und deswegen gehe ich nicht weiter auf die Firma selbst ein - ich hoffe das war jetzt verständlich, ist irgendwie schwierig gut rüberzubringen, finde ich).
GMOs werden nun seit ca. 20 Jahren angebaut und trotzdem noch immer verteufelt - wieso? Es gibt keine einzige belastbare Studie, die nach der guten wissenschaftlichen Praxis durchgeführt wurde und aufzeigt, das von diesen Pflanzen eine Gefahr ausgeht.
Auf der anderen Seite werden GMO-Versuchsfelder von "Aktivisten" niedergetrampelt und im gleichen Atemzug wird nach aussagekräftigen Feldstudien verlangt - die wissen selber nicht was die wollen.
GMOs haben so ein großes Potenzial:
Die Kraut-und Kartoffelfäule, die vor allem dieses Jahr die Ernte regional enorm bedroht (Biolandbau bis zu 100% Verlust, Konventionell glaube bis zu 50%), könnte mit einer GMO-Kartoffel (entwickelt von der BASF) eingedämmt werden, da sie gegen den Erreger resistent ist. (Weltweiter Verlust ca. 20% jährlich)
Der goldene Reis (frei von Lizenzgebühren) könnte in Asien die Erblindung und Tod von zehntausenden Kindern verhindern - aber grüne Gentechnik ist ja böse, also wird das schön von Green"peace" weiter blockiert.
Bt-Mais und Bt-Baumwolle verringern den Insektizideinsatz deutlich.
In vor allem trockenen Entwicklungsländern könnten gezielt trockenheitsresistente Pflanzen entwickelt werden...
Das ganze Gerede um GMO ist ideologisch so stark beeinflusst, das wissenschaftliche Argument garkeinen Raum mehr in dieser Disskussion haben. Mit CRISPR/Cas9 ist mittlerweile eine neue Technologie auf dem Markt, wo man gentechnisch veränderte Organismen nicht mehr von unveränderten unterscheiden kann, da diese Veränderung ebenso in der Natur geschehen kann (natürlich viel viel seltener).
Und ganz ehrlich, was ist an gezielter Veränderung der Gene schlecht, wo man genau weiß, was wie verändert wird?
Bei normaler Züchtung werden Samen beispielsweise radioaktiv bestrahlt, in der Hoffnung, dass die Gene bei einem Samenkorn so verändert wurden, wie der Züchter es sich erhofft - ohne zu wissen was sonst noch so verändert wurde und mit einer viel geringeren Erfolgschance (und letztendlich mit höheren Kosten).
Wenn ich könnte, würde ich mich so viel wie möglich von GMOs ernähren, da sie im Grunde die Umwelt schonen, von den Nährwerten besser sein können (das kann man ja auch verändern) und keine Gefahr darstellen.
Dann hab ich hier noch gelesen, das Saatgutunternehmen ja böse sind, da sie F1-Hybridsaatgut verkaufen, was die Bauern abhängig von diesen Unternehmen macht. Erstens können die Bauern selbst entscheiden, was sie anbauen. Zweitens sind Unternehmen keine Wohlfahrtsverbände, die müssen Geld verdienen. Und Drittens hat F1-Saatgut handfeste Vorteile (sonst würde es ja von den Bauern nicht verwendet werden), z.B. haben Hybride einen höheren Ertrag (siehe:
hier).
Dann ist da noch das Thema der Patente...
Da kann ich auch nur wieder anbringen, das die Firmen keine Wohlfahrtsverbände sind, die müssen schließlich Geld verdienen, sonst kann die Forschung nicht finanziert werden. Aber Patente laufen nach einiger Zeit aus (wie jetzt seit einer Weile mit Glyphosat geschehen - der Großteil kommt heutzutage aus China und nicht von Monsanto) und dann ist das ganze günstiger.
Der goldene Reis zum Beispiel ist sogar von Anfang an Lizenzfrei, da er im Grunde vor allem für humanitäre Zwecke gedacht ist.
Ich mein, versteht mich nicht falsch, wenn alles sofort frei verfügbar wäre, wäre das klasse, aber das ist nun mal wirtschaftlich nicht möglich, da so für die Zukunft keine weitere Forschung (bzw. sehr viel weniger) betrieben werden könnte, irgendwo muss das Geld ja herkommen. Dafür wurden Patente im Grunde doch entwickelt - damit der Erfinder im Erfolgsfall auch seine Kosten und zusätzliche Einnahmen erhält. Oder seid ihr auch dafür, das die "bösen Chinesen" (das ist jetzt verallgemeinert und nur beispielhaft gemeint) eine z.B. deutsche Erfindung sofort kopieren und sie für 50% weniger verkaufen und deswegen der eigentliche Erfinder Pleite geht?
Ich bin aber gespannt wie die Spendensammelvereine in Zukunft ihre Kampagnen gestalten, jetzt kann man nicht mehr die Leute mit dem "bösen US-amerikanischen multinationalen Gift- und Genkonzern" verblenden. Aber in einer Zeit wo Barbara Hendricks, die Umweltministerin, Pflanzen mit Genen verbieten will (oh Herr, lass Hirn vom Himmel regnen und triff einmal!), wird denen auch irgendwas einfallen.
So, ich hoffe ich hab das jetzt alles einigermaßen verständlich geschrieben und das ganze Thema einigermaßen abgehandelt. Und wie gesagt, es geht mir nicht um Monsanto, wo sicherlich manches Unrecht gegenüber Bauern verübt wurde (wenn dies stimmt - da hab ich mich nicht weiter mit beschäftigt, da es mir um dieses Thema garnicht geht) - es geht mir darum, das der Konzern nur das "Trägermaterial" für die ganze anti-GMO- oder auch anti-Glyphosat-Propaganda ist.
Ich würde mir einfach wünschen, das Diskussionen allgemein weniger emotional und politisch geprägt sind, sondern mal mehr wissenschaftlich belegt und fundiert. Aber damit kriegt man keine Wählerstimmen...
Für Interessierte mal zwei interessante, wissenschaftlich fundierte Vorträge:
https://www.youtube.com/watch?v=hG8dmcvODJk (englisch) - Einfluss von GMO auf Herbizideinsatz
https://www.youtube.com/watch?v=RhX07lVoNfg (deutsch)