Hallo an alle,
Hallo Martin,
noch mal eine Erwiderung von mir.
Ich habe diese Mistwirtschaft früher auch so gemacht, genauso wie du und viele andere hier. Die Kulturen wuchsen prima, Regenwürmer und Kleingetier waren reichlich vorhanden und ich hatte nicht mehr und nicht weniger mit Schädlingen und Krankheiten zu kämpfen, als andere Gärtner, running system.
Trotzdem habe ich auf naturgemäßen Gartenbau umgestellt. Ich hatte gelesen und mich informiert und wollte sehen, wie die Praxis in meinem Garten (anmooriger Boden) geht. Mir leuchtete die Sache mit den beiden verschiedenen Bodenschichten ein und ich wollte gut mit meiner Erde umgehen. Im Gegensatz zu dir wollte ich das Chaos unter der Mikrowelt nicht weiter verursachen, obwohl ich auch so Erträge hatte. Immerhin bewirkt diese Mikrowelt die Fruchtbarkeit des Bodens und da wollte ich nicht mehr störend eingreifen, sondern fördern.
<<Zur Bodenverdichtung: Erkläre mir doch dann mal bitte, warum manche Stellen, auf denen ich gelaufen bin, vor dem Ungraben so verdichtet sind, dass ich das beim Umgraben gut merke! >>
Weil das Bodenleben zu arm ist.
Bist du da auf dem nackten Boden gelaufen oder auf einer konsequenten Mulchschicht? Ich laufe auch in den Beeten, aber immer auf Bedeckung. Unter dem Mulch wird die belebte Erde trotz meiner Schritte so luftig sein, dass ich sie mit dem Sauzahn leicht lockern kann, ohne sie zu wenden. Immerhin lege ich meine Kulturreihen genau dort an, wo ich im letzten Jahr die ganze Zeit gelaufen bin, Weg wird sozusagen zur Pflanzreihe. Ich kann dir nur erzählen, dass ich dieses System schon seit 20 Jahren praktiziere, ohne jemals umgegraben zu haben. Das System funktioniert mit Moorboden, mit extremem Lehmboden und auch natürlich mit Sandboden, den ich jetzt bearbeite.
Ich glaube dir, dass du Lehmboden glaubst umgraben zu müssen. Manchmal, vor allem die ersten Male kommt man nicht ohne durch, außer man organisiert sich Material, das man oben auf schichtet, wozu Stroh, Mist, Heu, alles etwas grob und sperrig, dann weniger sperrige Grünmasse, auch Rasenschnitt usw…. gehört und bildet sozusagen einen Flächenkompost – wie gesagt ohne Umgraben! Da heißt es aber Pflanzpause für Gemüse, dann im folgenden Jahr nur Gründünger, abschneiden und liegen lassen, während dieser Zeit bereits Komposthaufen aufsetzen und umsetzen, im nächsten Jahr Kompost oben aufbringen und auf alle Wurzelgemüse verzichten, usw.
Im Inneren einer solchen „Gemüsebeetbildung“ laufen anfangs jene aggressiven Prozesse ab, die auch im Komposthaufen passieren, ja, ich hatte nicht einmal das Gras abgestochen. Dort hausen am Anfang jede Menge Drahtwürmer, Spulwürmer, Mistwürmer, die das unter weniger Luft und Licht vergehende Gras, den strohigen Mist, die sperrigen Teile… vertilgen, der Stoffwechsel dieser Organismen erzeugt enorme Wärme, die selbst hartnäckige Wurzelunkräuter keimunfähig macht. Nach der hitzigen Phase stellen sich die Kühle liebenden Regenwürmer und andere ein, die an der Humusbildung arbeiten. Ihnen gebe ich in diesem Jahr Ackerbohne und Lupine als Gründüngung. Das sind Tiefwurzler, die sich in die Tiefe bohren und Röhren in den Lehmboden treiben. Ich lasse die Wurzeln drin, sie verrotten an Ort und Stelle, weil die Regenwürmer sie benutzen. Sie tragen so zur Lockerung des Lehmbodens bei, ohne Umgraben. Voraussetzung ist aber, dass oberirdisch vor Sonne und Regen geschützt wird.
Es stimmt schon, die umgegrabene Lehmscholle friert im Winter aus und zerfällt anschließend bröselig. Ohne Mulchschicht jedoch bäckt sie nach dem ersten Regen-Sonne-Lauf wieder fest. Wenn man nicht ständig mechanisch auflockert, hat man bald wieder den ursprünglichen harten Zustand. Dauerhaft wird dort nur ein vielfältiges Bodenleben etwas ändern, Lehmboden zählt zu den fruchtbarsten Böden, sein Charakter als Lehmboden aber wird erhalten bleiben.
Wegen dem Geschmack könnest du ja mal einen Test machen, Kohl auf Kompost und Kohl auf Mist kochen, der Geruch, der das Haus durchzieht ist unterschiedlich. Am Kohl merkt man den Unterschied am deutlichsten, auch im Geschmack. Oder teste an den Erdbeeren, kunstgedüngte schmecken nach nichts, kompostgedüngte haben Aroma. Du kennst bestimmt den Unterschied zwischen Waldhimbeeren und Gartenhimbeeren/Erdbeeren. Es liegt nicht nur an der Sorte, denn Walderdbeeren verlieren auf Mist- oder Kunstdüngerboden das Aroma.
<<Klar ist es zunächst mühsamer, aber der Boden ist von allem Dreck und Unkraut, aber auch Krankheiten befreit, die sich noch in Ernteresten aufhalten können (genauso wie einige Schädlinge, wie z. B. den Maiszünsler).>>
Wieso befreit, du gräbst es doch nach unten?
<<…aber der Logik nach müsste bei mir ja gar nichts mehr wachsen,>>
nicht so extrem, es wächst nicht gleich gar nichts mehr, sondern eben anders, schwächer und anfälliger, auch wenn du das nicht so wahrnimmst.
Es ist nicht so, dass bei dir kein Leben im Boden wäre, aber es ist eben nicht genug, denn du beklagst die „Betonwand“, die du in den Beeten hast.
Ich sagte ja schon, es sind nach gärtnerischen Gesichtspunkten viele unerwünschte Kleintiere auf den Plan gerufen. Mit Kompostwirtschaft und bewahrten Bodenschichten bringt man jedoch massig vielfältigere Mikroorganismen mit ein, die die Fruchtbarkeit und damit die Stabilität gegen Krankheiten und Schädlinge erhöhen und die nicht zuletzt imstande sind, an deiner besagten Betonwand etwas zu ändern.
<<Wissenschaftliche Erkenntnisse helfen mir nun bis zu dem Punkt, an dem die Praxis mich eines Besseren belehrt.>>
Dann probiere diese Praxis doch mal aus, vielleicht in einem kleinen Stück. Ich würde nicht so reden, wenn ich den Unterschied nicht selbst erlebt hätte.
Gruß
Amiga