Frisörbesuch in Zeiten von Corona - ein sehr spezielles Erlebnis.
Mein Frisör macht keine Termine. Aber weil zur Zeit keiner warten darf, bekommt man dann eine Zeitvereinbarung vorgeschlagen, wann man denn wieder auftauchen könnte. Das gilt nur am gleichen Tag, eine Vereinbarung für den nächsten Tag wäre ja ein Termin, und sie machen keine Termine... angeblich weil ein Großteil ihrer Kunden das nicht geregelt bekäme. Ich habe das mal als spezielle Schrulle hingenommen.
Im Eingang bekam ich schon Desinfektionsmittel für die Hände, da waren sie wirklich sehr gründlich. Mir hätte auch ordentliches Händewaschen gereicht, zumal ich ja kaum Gelegenheit bekam, irgendetwas aus dem Frisörsalon anzufassen. Das Einzige, was man anfassen musste, war ein Kuli, um sich gleich mit Namen und Telefonnummer in eine Liste einzutragen, für den Fall, dass zwischen allen Kunden doch ein Infizierter zwischen gewesen sein sollte.
Natürlich bin ich brav mit meiner selbst genähten Maske angerückt. Die wurde aber als zu schade für die Aktion bewertet, also bekam ich eine Einweg-Maske, immerhin sollte ich auch die Haare gefärbt bekommen.
Alle Frisörinnen des Salons trugen fröhliche bunte Masken, das Nähtalent dieser Maskenkollektion färbte mir die Haare und erklärte mir, dass ich bei meiner privaten Maske die Falten falsch herum hätte. (O.k., aber sie sitzt, mehr will ich doch gar nicht.)
Haare färben - warten - da war ich dann froh, dass ich, wie immer, ein Buch dabei hatte. Zeitschriften sind als Bazillenschleudern zur Zeit verbannt.
Nach Farbe auswaschen und Spitzen schneiden darf der Kunde nicht mehr selbst fönen. Ich weiß nicht, ob sie nicht wollen, dass die Leute mit ihren extra desinfizierten Händen den Fön anfassen - keine Ahnung.
Außer, dass ich zweimal antanzen musste, einmal, um mir meine Zeitvereinbarung zu holen, einmal, um dann die Haare gefärbt und geschnitten zu bekommen, war die Aktion für mich als Kundin doch ziemlich entspannt. Keine anderen Kunden, die im Laden warten und für Unruhe sorgen, trotzdem war kaum Leerlauf für die Frisörinnen.
Aber man merkte schon, dass die Frisörinnen selbst erst einmal in eine Routine finden müssen. Und ob sie sich wirklich so einen Gefallen tun, dass sie das Telefon abgestellt haben? Sie kämen sonst vor Anrufen nicht mehr zum Arbeiten, meinten sie. So stand halt alle paar Minuten jemand vor der Tür, dem erst erklärt wurde, dass er nicht reinkommen darf. Am Anfang wurden noch die letzten Abendzeiten verteilt, aber bald hieß es nur, heute nicht mehr. Ich kann verstehen, dass es Kunden gibt, die es nervig finden, dass sie nicht eine Vereinbarung für den nächsten Tag treffen können. Aber es blieben alle unglaublich freundlich und tiefenentspannt.