Marmi, ich weiß, dass du diese Kreuzfahrtschiffe toll findest. Ich teile deine Meinung nicht.
Es sind ökologische Dreckschleudern und damit werden Touristenmassen für relativ kurze Zeit an die unterschiedlichsten Orte geschaufelt, so lange sie bloß einen Wasseranschluss haben. Die Zeit, die an Land bleibt, reicht nicht, um sich mit dem Ziel auseinanderzusetzen, und für die meisten Zielorte sind es zu viele Menschen, die plötzlich über einen Ort hereinbrechen. Da ist Venedig nicht alleine, auch wenn das eines der fragilsten Ziele sein dürfte.
Wer vorher noch nie dort war, steht dumm rum, staunt vielleicht und bis er realisiert hat, was er da gesehen hat, sitzt er wieder auf seinem Schiff.
Das ist genauso sinnlos wie diese "Europa in fünf Tagen" Angebote, die manche asiatischen Reisegruppen abarbeiten.
Ich stand mal mit meiner Familie auf einem Berg in Norwegen und wir schauten auf den Geirangerfjord. Mitten im Fjord ankerte ein riesiges Kreuzfahrtschiff, von dem aus kleine Boote im Pendelverkehr die Gäste an Land schaufelten. Wir haben noch wärend unserer Wanderung beobachten können, wie die Leute wieder zurückgeschaufelt wurden und haben uns gefragt, was diese Menschen nun von der Gegend gesehen haben - hauptsächlich eine schöne Kulisse vom Schiff aus. Das ist aber ein Anblick, der mir auch von jedem Film geliefert werden kann, dafür muss ich nicht mit ich weiß nicht wievielen Litern Diesel hingefahren werden.
Wenn ich an einen neuen Ort komme, dann brauche ich Zeit, diesen zu erkunden. Damit es sich lohnt, dort gewesen zu sein, will ich nicht nur das eine Highlight gesehen haben, das jemand anderes festgelegt hat, sondern brauche Zeit um rechts und links zu schauen, hier einen Kaffee oder Tee zu trinken, dort mit einem Einheimischen ins Gespräch zu kommen - der möglichst nicht genervt ist, weil ich der 10. Touri am Tag bin, der ihn anquatscht.
Wieso haben denn die Münsteraner den Ruf, etwas maulfaule, sture Westfalen zu sein? Weil es auch bei uns Zeiten im Jahr gibt, wo zu viele Touris auf zu wenige Einheimische treffen und man irgendwann keinen Bock mehr hat, wärend man unter dem Hinweisschild steht, den Weg zum Weihnachtsmarkt zu erklären und als Dankeschön dafür eine verstopfte Innenstadt zu haben, die man für die eigenen Einkäufe besser meidet.
Genauso geht es anderen Menschen, die an schönen Orten leben auch. Mit ein paar Fremden unterhält man sich gerne, weist Wege, gibt Tipps, aber irgendwann reicht es. Ich finde es wichtig, dass die Reiselust der einen nicht zur Belastung der anderen wird, die am Zielort leben. Und komm mir keiner damit, dass die Leute am Zielort ihr Geld damit verdienen würden. Das gilt immer nur für einige.