Nichts für ungut Stupsi, aber euren "Jahrhundertwinter" haben wir jedes Jahr.
Ich kenne österreichische Winterverhältnisse sehr gut, bin ja eine Alpenländerin. Und ich kann mich noch gut erinnern, wie "schlecht" organisiert das Ganze war. Meine Eltern wohnen am Berg, und jedesmal wenn Schnee fiel, mussten sich die Bauern untereinander organiseren, um mit Traktor und Pflug die Strasse halbwegs passierbar zu machen. Einmal fielen 20cm an einem Tag, und alles hatte zu, die Schulen (was für uns Kinder natürlich super war), sogar die Bahn hatte Probleme.
Der einzige Unterschied sind die Berge, Lavinen haben wir hier nicht. Das macht das Ganze etwas kompliziert bei euch. Ansonsten leben wir ganz gut damit. Klar, man muss Dächer vom Schnee befreien, wenn der Dachwinkel nicht entsprechend gebaut ist. Ja, manchmal kann der Schnee so hoch sein, dass man sich bildlich aus dem Haus freischaufeln muss. Es gibt viele Ecken hier, wo der Schnee bis Juni anhält, gibt dann ganz witzige Bilder, wo Leute in T-Shirt und Shorts Schneeberge schaufeln, damit das weisse Zeug schmilzt.
Die meisten hier haben sowieso Alternativheizquellen, denn ohne Strom (wenn er ausfällt) würde man bei minus 30 und mehr erbärmlich frieren. Viele haben eigene Stromquellen im Haus (Motor), das ist dann angenehm, weil du damit zumindest die Wasserpumpe betreiben kannst.
Es schneit auch öfters über mehrere Tage. Diese Woche war so eine. Von Montag auf Dienstag 20cm, und bis gestern jeden Tag Schnee, zwischen 1-5cm. "Nasse" Strassen sind Luxus, das gibt es fast nur auf der Autobahn. Wir fahren auf Eis, Schnee und Schneematsch wenn es mal etwas wärmer (so um die minus 4 oder minus 5) wird.
Ganz hartgesottene Gesellen lassen manchmal das Auto stehen und fahren mit ihren Skidoo ins Dorf.Ich bevorzuge allerdings das gute "alte" Auto (alt ist es ja nicht). Und jeder weiss, dass wenn sich so ein Blizzard anbahnt, dass man seine Vorräte auf Vordermann bringt (Wasser, Holzbriquette, Dosen- oder "Trockenfutter").
Vor zwei Jahren waren wir mehrere Tage im tiefsten Winter ohne Strom. Haben mit Holzofen geheizt, darauf Essen warm gemacht, haben uns im "Zuber" gewaschen, und die Schneemassen draussen wurden zum Kühlschrank umfunktioniert. Passierte uns auch mal im Sommer, da waren wegen eines schweren Gewitters viele Teile Québecs ohne Strom. Teilweise 4 Tage, bei uns waren es nur 3 Tage. Dann gabs jeden Tag Essen vom Grill, statt Badewanne gabs Pool, Toilette wurde mit Seewasser gespült und der Garten damit gegossen. Und es ging alles. Kein Ding, kein Drama. Ist zwar nicht unbedingt angenehm oder konfortabel, aber verhungert ist hier noch niemand.
Ist also alles eine Frage der Gewohnheit, und wie man sich für solche Winter ausstattet (Stadt und Mensch). Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das der Knackpunkt in Europa ist.