Was mich immer noch interessieren würde... stimmt denn nun die Info, dass die Phytophtora die Pflanze von innen heraus zerstört und deshalb einzig und allein ein chemisches Fungizid dagegen wirken kann?
Was der User im Gartenpur-Forum schreibt ist für mich schon auch schlüssig. Sehe ich auch so und deckt sich auch mit meinen Erfahrungen (auch mit Hexenbräu). Braunfäule ist kein Oberflächenpilz wie Mehltau. Nein, der frisst sich rein ins Gewebe und breitet sich von der Infektionsstelle immer weiter aus. Die sichtbare Fäule wird immer größer.
Befallene Blätter ... das ist nicht schön, aber noch die angenehmste Form, der man mit dem Entfernen der Blätter begegnen kann...
Befallene Früchte... das ist ärgerlich, besonders bei dicken Fleischtomaten. Hilft nur abmachen und wegschmeißen...
Befallene Stängel (Stängelfäule) ist die Form, wo ich wirklich Panik kriege und anfange laut im Garten zu schreien, als hätte ich paar Bier zuviel. Oftmals, nicht immer, aber doch recht häufig, kann man sagen, dass alles über der Infektionsstelle verloren ist. Einfach weil durchgefault und kein Wasser- und Nährstofftransport mehr möglich ist.
"von innen heraus zerstört" triffts eigentlich recht gut. Phytophthora besteht ja aus den beiden griechischen Wörtern phytón (= Pflanze) und phthorá (= Vernichtung/Zerstörung). Von der Infektionsstelle aus gesehen wächst der Pilz immer mehr durch die Pflanze.
Bei der Ausbreitung ist zu beachten, dass der Pilz auch schon im noch optisch gesund aussehenden Gewebe steckt. Entfernt man daher befallenes, dann nicht unmittelbar da abschneiden, wo das braune aufhört. Sondern immer paar Zentimeter mehr berücksichtigen.
Zum Fungizid... einzig und allein, nein... Aber es ist eine effektive Waffe...
Ansonsten ist das Immunsystem der Pflanze selbst erwähnenswert. Wenn es nicht zuviele Infektionen an der Pflanze gibt und diese noch nicht so stark fortgeschritten sind (ich red von Stängelfäule, bei Blatt- und Fruchtfäule sollte man befallenes gleich wegmachen). Und wenn beim Wetter der Schalter umgelegt wird. Das heißt Feuchte und Nässe abnimmt, weniger Sporen an der Pflanze auskeimen können, die das Immunsystem belasten oder neue Infektionen hervorrufen. Und das Wetter anhaltend gut bleibt, sodass die Konzentration an Sporen in der Luft wieder abnimmt, ... ja, dann ist die Pflanze in der Lage sich von der Braunfäule zu heilen. Vorrausgesetzt die Pflanze ist gesund/vital. Will heißen keinen Nährstoffmangel (Kalium stärkt das Immunsystem im Übrigen), keine Masseninvasion von Rostmilben, Läusen oder sonst so was in der Art...
Irgendwie muss der Erreger ja vorhanden sein und über die Wurzeln in die Pflanze gehen.
Ne, so funktioniert Braunfäule nicht. Das nimmt die Pflanze nicht über die Wurzeln auf und verteilt sie dann in der Pflanze. Eine Infektion der Braunfäule zeigt sich auch da wo sie passiert ist. In Deinem Fall hat der Wind ganz klar Sporen hergetragen. Eine Infektion über die Wurzeln ist möglich (mit langlebigen und ausdauernden Oosporen), das ist dann aber nicht die Form von Braunfäule, wie sie die Leute kennen.
Eine Wurzelinfektion würde sich in Form von einer schlappen Pflanze zeigen, da die Wurzeln abfaulen. Und bei der Auflauf- oder Umfallkrankheit ist Phytophthora ebenso ein bedeutender Erreger.
Denn - wofür z.B. ein Dach oder GWH bauen, wenn es das letzten Endes auch nicht "wirklich bringt" (?) und einzig und allein eine chemische Spritzung zum gewünschten Erfolg führt..?
Doch, das bringt viel. Enorm viel. Regen ist einfach die häufigste Form für nasse Pflanzen. Natürlich gibt es auch andere Wege wie man zu nasse oder feuchte Pflanzen kommt. Manches davon liegt in der Verantwortung des Gärtners (Gießfehler, Wildwuchs, usw.) und manches liegt einfach außerhalb des eigenen Verantwortungsbereiches (z.B. Nebel, hohe Luftfeuchtigkeit).
Aber so die Praxis der letzten 14 Jahren hat eine Konstante aufgezeigt: Mit Tomaten unter dem Dachvorsprung bin ich immer bis zum Frost durchgekommen. Braunfäule, nein garnicht. Parallel dazu gab es immer auch Freiland-Tomaten im Garten, und das war in vielen Jahren dann halt einfach nix.
Dieses Jahr versuche ich mich erstmalig an einem Gewächshaus. Ziemlich eindeutig kann ich jetzt schon sagen, dass dieses Gewächshaus, so wie es im Garten steht, nicht die erste Wahl für Tomaten ist. Ich würde einen Dachvorsprung oder ein selbstgebautes, überstehendes Tomatendach einem Gewächs- oder Folienhaus echt vorziehen.
Ich muss mir wegen diesem Gewächshaus ständig Gedanken um die Luftfeuchtigkeit machen. Und wenn ich nachts das Gewächshaus zu mache wegen den Schnecken, dann steigt die Luftfeuchtigkeit in der Nacht kritisch an, so dass ich mir überlegen muss: Lass ich das Gewächshaus zugunsten der Tomaten nachts auf, oder lass ich das Gewächshaus zugunsten der Chilis (Schneckenfraß) zu.
Geht man das mit der Luftfeuchtigkeit im Gewächs- oder Folienhaus falsch an, dann bekommen diese Pflanzen
vor Freilandtomaten die Braunfäule. Ein luftiges Tomatendach oder Dachvorsprung ist da einfach entspannter.
Grüßle, Michi