Also ich hatte dieses Jahr keine Tomaten vor. Zu lang bin ich mit dem ÖPNV unterwegs. Zuviel im Ausland. Zuviel möcht ich meine Freizeit unverbindlich gestalten.
Dann kam mein Vermieter auf mich zu, ob ich dieses Jahr wieder Tomaten ziehe. Ich war zunächst unsicher was ich antworten sollte - möglicherweise hat er was gegen meine Hauswand-Tomaten. Aber im Prinzip hatte ich eh keine Tomaten vor - also raus mit der Wahrheit. Als ich ihm erzählte keine Tomaten zu haben war er sehr enttäuscht. Denn er wolllte fragen, ob ich ein paar Jungpflanzen für ihn über hab. Ich hätte ihm gerne welche angezogen, gerade weil soviele Samen bei mir im Archiv schlummern. Aber so kam er zu spät mit seiner Bitte.
Also versprach ich ihm Jungpflanzen mitzunehmen bei einer Gärtnerei, die zwischen meinem Wohnort und dem Wohnort meiner Eltern liegt. Müsse doch drin sein, wenn ich mal auf dem Weg zu meinen Eltern bin, bei dieser Gärtnerei vorbei zu schauen.
So gedacht, so getan. Ich hab für meinen Vermieter ettliche Jungpflanzen eingekauft. Problem: Umgeben von den, gefühlt 100, Tomatensorten bin ich schwach geworden und hab mir selbst Zöglinge mitgenommen. Ich bin mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war, da ich dieses Jahr 4 Wochen im Urlaub bin. Und auch sonst an den Wochenenden viel im Ausland.
Jedenfalls die Auswahl traf auf folgende Sorten:
- Tiverta F1
Die Green Zebra zählt zu meinen Lieblingen. Wohl rein psychologisch, weil die Green Zebra die bekannteste Sorte ist, die der US-amerikanische Züchter Tom Wagner gezüchtet hat, den ich vergangenes Jahr persönlich in Wien kennenlernen durfte. Hätte es auf dem Markt die Green Zebra gegeben, hätte sie den Vorzug bekommen. Aber so hab ich die Tiverta F1 gewählt, welche wohl ein hybride Abkömling der Green Zebra ist. Die Tiverta F1 stammt von der französischen Firma Gautier Semences und hat Toleranz für das Tomatenmosaikvirus. Laut Produkt-Katalog ist diese Sorte mehr was fürs Gewächshaus, mal sehen ob sie bei mir am relativen dunklen Freiland-Standort auch tut.
- Santorange F1
Normalerweise bin ich nicht so der Fan von Hybridsorten. Aber die Santorange F1 gefällt mir doch recht gut. Denn geschmacklich ist sie sehr gut. Orange, ovale Cherrytomate. Stammt von der niederländischen Firma De Ruiter Seeds.
- Blue Star
Von dieser Sorte hab ich noch nie gehört. Soll sich um eine Buschtomate mit einer Fruchtgröße bis 50g handeln. Viel Blaufärbung (= Anthocyane) erwarte ich nicht, da der Standort wiegesagt relativ dunkel ist. Ich lass mich von der Sorte einfach mal inspirieren.
- Solanum chilense
Als Fan von Wildtomaten musste diese botanische Rarität einfach mit. Ich bin mir nicht sicher, ob die Früchte essbar sind. Müsste ich intensiv googlen. Entwickelt wohl Anthocyane (= Blaufärbung). Die Pflanzen sehen von den Blättern etwas anders aus, als gewöhnliche Kulturtomaten. Trotzdem ist ihre Zugehörigkeit zu den Tomaten unverkennbar. Die Stiele sind unbehaart. Und die Pflanzen riechen anders.
- Brandywine Cherry
War bei mir nie sonderlich produktiv. Geschmacklich jedoch top. Durch die Kartoffelblätter und den pinken Früchten hebt sie sich optisch vom "Standard".
- Oziris (= Озирис)
Hatte ich zuletzt 2010. Russische, braunfrüchtige Sorte mit einer Größe zwischen 100 und 200g. War recht produktiv und hat mir geschmeckt.
- Black Cherry
Der Klassiker an braunen Cherrytomaten. Sehr lecker - und wenns der richtige Strain ist - auch sehr produktiv. Erfordert jedoch einen guten Sommer für guten Geschmack. Bin daher unsicher, wie die Sorte kommt bei meinem dunklen Standort.
Dazu gibts noch Chilis:
- CGN 20801
Die Sorte gehört zur Art Capsicum chilense. Die Früchte sind entsprechend scharf und braun gefärbt. Aus Kolumbien.
- Pink Tiger
Eine Kreuzung zwischen Bhut Jolokia x Pimenta da Neyde. Somit ohne Zweifel Capsicum chinense. Wohl entsprechend scharf. Um diese Sorte wird ein riesen Hype gemacht, ich empfehle eine Google Suche. Mal sehen ob die Früchte pinkfrüchtig und gestreift sind. Wenn ja, dann wäre ich ein großes Glückskind. Aber solange die Sorte ordentlich scharfe Früchte abwirft, bin ich auch schon happy.
- Green Habanero
Früchte bleiben bei Vollreife gelb-grün. Gehört der Capsicum chinense Art an, entspechend scharf. Gehört seit Jahren zu meinen Chili-Favouriten, da die Pflanzen sehr gesund und produktiv sind.
- PI 215736
Überwinterungs-Kandidat. Die Pflanze ist nun 3 Jahre alt. Es ist meine absolute Lieblings Chili-Sorte. Denn die Sorte ist sehr gesund und äußerst produktiv. Sie kommt an meinem dunklen Standort ausgezeichnet zurecht und übersteht die Überwinterung stehts ohne Probleme, während andere Chilis im Winter in der dunklen Keller-Wohnung ihre Probleme haben. Das Alter merkt man ihr an, da sie untenrum total verholzt ist. Dennoch macht sie den Eindruck einer frisch angezogenen Jungpflanze in ihrer Fitness. Von daher ist sie nun ein weiteres Mal dabei. Und ich wünsche mir für diese Pflanze, dass es noch ettliche Mal dabei sein wird. Für diese Pflanze werd ich definitiv mindestens eine Träne vergießen, wenn sie mal eingeht. Wenn ich meine Hobbygärtnerei komplett aufgeben müsste und nur eine Sorte behalten dürfte, dann wäre es diese. Nummer 1 Kreuzungspartner für mögliche Kreuzungen.
- <andere>
Ettliche Kandidaten durch Überwinterung. Jedoch stark gelitten durch Lichtmangel. Überwintert wurde ohne Kunstlicht in der dunklen Keller-Wohnung. Ettliche Pflanzen bereits eingegangen. Zustand entsprechend schlecht. Eigentlich ein Fall für die Bio-Tonne oder den Kompost. Aber ich kann nix wegwerfen. Man muss sich ja schon wundern, dass immerhin eine Handvoll Pflanzen durchgekommen sind. Ich werde sie rausstellen und pflegen, aber namentlich erst erwähnen, sollten sie anspringen. Erwarten werde ich von diesen Pflanzen jedoch nichts.
So long: Auch 2016 wieder angefixt, obwohl ich eigentlich 2016 und insbesondere 2017 auf die Hobbygärtnerei verzichten wollte. Zu sehr leg ich den Fokus auf berufliche Aspekte. Dabei bin ich nur "Azubi", will mir daher nix anmaßen. Aber auf einen Arbeitstag bezogen bin ich hier im ländlichen Raum ohne eigenes Auto zu lang unterwegs, als das ein größerer oder zumindest normaler Anbau drin wäre. Aber so ganz ohne Pflanzen fällt es mir doch recht schwer. Gerade wenn man als Informatiker von morgens bis abends nur drinne hockt und arbeitet, freut man sich am Abend, wenn man etwas Aktivität im Grünen findet. Die o.g. Menge an Pflanzen sollten im Rahmen des Machbaren sein, nur wenn ich mal im Urlaub oder Ausland bin, könnte es Probleme bereiten. Aber darüber zerbreche ich mir heute nicht den Kopf.
Leider sind eigene Züchtungs-Projekte wie Ambrosia Pastel, Aitizaz Hasan oder Minibel x Sungold F
1 nicht mit dabei. Da eine eigene Aussaat für 2016 nicht geplant war.
Grüßle, Michi