Naja, es bleibt sich eigentlich gleich. Im Grunde ist alles gesagt und wir können das solange weiter drehen und posten, bis es der Letzte dann auch nicht mehr hören oder lesen kann oder will.
naja zuallerst ist ja niemand aufgefordert hier unbedingt mitzulesen. Das kann jeder Fori ja halten wie er will.
Und ganz ehrlich, ich denke, dass wir bisher meistens einfach nur den eigenen Standpunkt dargelegt haben und eher wenig auf die Argumente der anderen Seite eingegangen sind (da muss ich mich auch an die eigene Nase packen).
So will ich jetzt doch mal auf den Artikel in welt-online eingehen. Kurz bekam ich ja ein bissle Alpträume, weil die Schwäbische Alb nun halt 'ne Alb ist und nix mit den Alpen zu tun hat. Da befürchte ich ja schon fast, dass der Autor des Artikels auch die geologischen Bedingungen verwechselt haben könnte....
Gehen ich aber weiter zu einigen Pro-und-Contra Argumenten:
Arbeitsplätze: Immer ein unglaublich schlagkräftiges Argument. Ganz klar ist, wenn der Staat oder auch ein anderer Investor ein Großprojekt baut, dann gibt es Arbeit für die Baubranche. Diese Arbeitsplätze würden ja aber auch zum größten Teil 'geschaffen werden', wenn die vorhandene Investitionssumme zum Beispiel in ein K21-Projekt gesteckt würden. Die weiteren 10.000 Arbeitsplätze verstehe ich nicht, da wäre es schön, wenn mir das jemand erklären könnte.
Kosten: Ist für mich ein ganz wichtiges Argument. Ich habe keine Ahnung, woher die weiteren
mindestens 1,2 Mrd. Eur allein für den Bahnhof kommen sollen. Und diese Kosten einfach so abzubügeln, halte ich für grob fahrlässig. Oder geht es den Machern ganz einfach darum, jetzt erstmal die geplanten/verteilten 4 Mrd. Eur zu verbauen und dann *ups* festzustellen, dass es nicht reicht. Dann will ja keiner eine Bauruine bzw. einen nicht mehr richtig nutzbaren Bahnhof in der Stadt haben, also wird halt weiter gebaut - sollen es die nachfolgenden Generationen bezahlen.
Besserer Anschluss, wohlgemerkt der
Nahverkehrslinien. Sehr viele Nahverkehrslinien enden in Stuttgart, da ändert auch ein Durchgangsbahnhof nicht viel. Klar wird man den Zug dann als andere Nahverkehrslinie wieder aus dem Bahnhof rausfahren lassen. Wenn aber mein Nahverkehrszug aus Aalen kommend immer nach Tübingen weiterfährt (so ist zur Zeit die Planung) und ich nach Pforzheim, Herrenberg oder Ludwigsburg will, dann werde ich auch weiterhin schön brav umsteigen.
Kürzere Fahrzeiten: Ganz klar, wenn ich die neue Schnellbahn-Trasse Ulm-Stuttgart nutzen kann/will, dann verringert sich meine Fahrtzeit (vorausgesetzt mein Anschluss in Ulm passt). Nur doof irgendwie, wenn ich bisher immer über Aalen nach Stuttgart gefahren bin, da sind bisher die Anschlüsse besser, daher Fahrtzeit kürzer und vorallem Kosten niedriger (19,00 EUR). Ein Ticket über Ulm (mit einem schnellen Zug auf der Strecke Ulm-Stuttg.) kostet z.Zt. 29,50 EUR - wollte ich mir bisher echt nicht leisten.
Neue Direktverbindung: Es geht um das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz. Ganz klar: Es muss sichergestellt werden, dass da die Stuttgart Region nicht abgehängt wird. Nur gilt es hierbei noch zwei weitere Aspekte zu berücksichtigen. Die Stuttgarter Region ist ja nicht nur der Stuttgarter Talkessel. Gerade die Kessellage macht den bisherigen Bahnhof so schlecht erreichbar. Wäre es da aber nicht klüger gewesen ein ganz anderes Konzept weiterzuverfolgen, nämlich die Schnellbahntrasse oben beim Flughafen / bei der Messe zu belassen? Bonn/Siegburg ist zum Beispiel ein Bahnhof extra für ICE (rechtsrheinische Schnellbahntrasse). Der zweite Aspekt ist die nächste echte Großstadt auf dem Weg nach Osten: Nämlich München, upps, da haben wir ja noch einen Kopfbahnhof...
Und ja, auch ich sehe mittlerweile unsere Demokratie in Frage gestellt. Wie können unsere gewählten Volksvertreter Entscheidungen treffen bzw. Verträge abschließen, wenn sie die zugehörigen Berichte des Bundesrechnungshofs nicht kennen?
Wir Normalbürger kommen vermutlich nie in die Situation, dass wir ein Projekt starten, bei dem die Kosten noch während der Planungs- bzw. während der Bauvorbereitungs-Phase dermaßen ansteigen. Insofern fehlen da etwas die Vergleichsmöglichkeiten.
In meiner Region gab es aber vor gut drei Jahren bei einem großen Konzern die Ankündigung, man wolle ein neues Head Office (Konzernzentrale) bauen. Es gab einen Architekten-Wettbewerb, der Konzern-Vorstand entschied sich für einen futuristisch anmutenden Entwurf, der 35 Mio EUR kosten sollte. Auch für dieses Projekt mußten andere Gebäude weichen - zur Vorbereitung wurde eine große Hochregal-Lagerhalle verlagert/abgerissen. Nun wäre der nächste Projekt-Schritt der eigentliche Baubeginn gewesen. Und da wurden nochmal detaillierte Berechnungen zu den Kosten des Baus angestellt... und siehe da plötzlich sollte das Head Office mindestens 80, wenn nicht gar 105 Mio EUR kosten. Zu diesem Zeitpunkt zog die Konzernleitung die Reißleine und stoppte das Projekt. Klar gab' es hämische Bemerkungen, aber ich denke mir heute 'Hut ab' vor dieser mutigen Entscheidung. Auch bei diesem Projekt hatte man eigentlich schon begonnen (die Lagerhalle war schon abgerissen). Man möchte sich nicht ausmalen, was es für den Konzern bedeutet hätte, dieses Projekt auf Biegen-und-Brechen durchzuziehen. So aber hatte der Konzern genug finanzielle Luft um die Wirtschaftskrise gut durchzustehen und auch noch einige andere -weniger prestigeträchtige- Bauprojekte durchzuziehen.
Nächtlicher Gruß
Orlaya