Saatgutkonzerne gegen Hobbygärtner... na denn mal los...

In der Stadtbibliothek im Neuen StändehausKarlsruhe eröffnet „Saatgutbibliothek“: Kostenlos Pflanzensamen leihen


Die Idee hinter der Saatgutbibliothek
Die Idee der Saatgutbibliothek ist, Hobbygärtnerinnen und -gärtnern Samen zur Verfügung zu stellen, die diese auf ihrem Balkon oder in ihrem Garten aussäen, die Pflanze anbauen, ernten und wenn möglich im Herbst wieder einige getrocknete Samenkörner in die Bibliothek zurückbringen, erklärt die Stadt in einer Mitteilung.

Die Karlsruher Saatgutbibliothek bietet 55 verschiedene Sorten an. So soll ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und Sortenvielfalt geleistet werden, wird weiter informiert.
 
  • Wo genau liegt eigentlich das Problem bei der Sache? Mit einem Webshop mit Verkaufsabsicht ist man doch genau genommen gar kein Hobbygärtner? So viele Sorten wie ihr teilweise zieht, ist die Erhaltung doch durch privaten Tausch gewährleistet?
     
    Wo genau liegt eigentlich das Problem bei der Sache? Mit einem Webshop mit Verkaufsabsicht ist man doch genau genommen gar kein Hobbygärtner? So viele Sorten wie ihr teilweise zieht, ist die Erhaltung doch durch privaten Tausch gewährleistet?

    Das allergrößte Problem ist, dass es sich bei den Saatgutfirmen um riesige Konzerne handelt, die weltweit die Lebensmittelproduktion übernehmen möchten. Das beginnt bei der Herstellung und dem Vertrieb von Saatgut, den Verkauf von auf das Saatgut abgestimmten Düngermitteln und Pestiziden/Fungiziden bis hin zu der Verarbeitung der angebauten Produkte. Alles in der Hand weniger Großkonzerne.

    In der konventionellen Landwirtschaft funktioniert dieses Prinzip bereits bestens.

    Die Bestrebungen, diese Vorgehensweise auch auf private Hobbygärtner zu erweitern, ist schon lange Ziel dieser Saatgutkonzerne.

    Es wurden Patente auf Gemüsesorten beantragt, obwohl diese von Mutter Natur erschaffen wurden, nicht von Monsanto oder Bayer und Gemüsesorten dürfen nur dann im Handel verkauft werden, wenn sie eine teilweise idiotischen und teures Zulassungsverfahren durchlaufen haben. Für die Saatgutkonzerne kein Problem, Portokasse. Für kleiner Unternehmen und Saatgutinitiativen unbezahlbar.

    Ob wir Hobbygärtner frei entscheiden möchten, was auf unseren Gemüsebeeten wächst, spielt keine Rolle. Wir sollen das kaufen, was in den Baumärkten abgetütet herumhängt. Und natürlich zu dem Preis, den die Konzerne vorgeben.

    Jetzt möchte man gegen diejenigen vorgehen, die ihr mühsam erworbenes Saatgut verkaufen, um einen Teil der Ausgaben kompensieren zu können.

    Auf der nächsten Stufe werden diejenigen stehen, die ihr Saatgut verschenken oder tauschen.

    Und spätestens dann werden wir nur noch die bunten Tütchen aus den Bau- und Gartenmärkten von den riesigen Saatgutkonzernen anbauen.
     
  • Die haben aber kein Zeit, das alles zu kontrollieren. Die müssen ja schon die Durchsetzung der Impfpflicht kontrollieren.
     
  • Und spätestens dann werden wir nur noch die bunten Tütchen aus den Bau- und Gartenmärkten von den riesigen Saatgutkonzernen anbauen.
    Ich stimme bei allem zu, nur bei diesem Punkt beobachte ich anderes, ich denke nicht, dass das Ziel ist, die alten Sorten komplett abzuschaffen, da sie der reinste "Verkaufsschlager" geworden sind.

    Sämtliche Gärtnereien und sogar Firmen wie Aldi & Co bieten - sicherlich legal - Tomatenjungpflanzen alter Tomatensorten an, da der Verbraucher das wünscht

    Aber ich denke es geht, genau wie du sagst, ums absolute Monopol.
    Auch die alten Sorten sollten halt am besten aus der Schublade der großen Konzerne kommen, nicht aus dem Garten kleiner Erhalter. :wunderlich: (dass sich dadurch die Vielfalt drastisch reduziert ist ihnen natürlich auch egal...)
    (Und darum kaufe ich weiterhin bei kleinen Erhaltern und ziehe die Pflanzen selbst vor...)
     
    Hört sich erstmal nachvollziehbar an. Schaden kann es sicherlich auch nicht, jegliche Art dieser Kontrollversuche abzulehnen.

    Allerdings ist es kaum glaubhaft dass es darauf hinaus läuft, der handvoll mehr als nur hier und da eine Balkontomate anbauenden Hobbygärtnern die private Tauschbörse von in der breiten Masse unbekannten Sorten zu verbieten. Bisher war nur zu lesen, dass es in erster Linie um die unkontrollierte gewerbliche Verbreitung von Samen ungesicherter Eigenschaften geht.

    Für Hobbygärtner, die jedes Jahr zig verschiedene Sorten nichtindustrieller Tomaten ausprobieren und die Samen in Shops bestellen wollen, ist das natürlich uncool, keine Frage.
     
  • Allerdings ist es kaum glaubhaft dass es darauf hinaus läuft, der handvoll mehr als nur hier und da eine Balkontomate anbauenden Hobbygärtnern die private Tauschbörse von in der breiten Masse unbekannten Sorten zu verbieten.
    Das halte ich auch für unmöglich, das Problem ist nur, dass die privaten Hobbygärtner zwar dazu beitragen es aber niemals stemmen könnten, die Vielfalt zu erhalten, die die Erhalter erhalten.

    Die meisten Hobbygärtner bauen 5-6 Sorten in ihrem Gärtchen an, und werden diese auch nicht verhüten.
    Die Erhalter, die mehrere hundert Sorten anbauen und tatsächlich auch noch möglichst sortenreines Saatgut abnehmen und für die Allgemeinheit offen zugänglich zur Verfügung stellen, leisten hier einen unersetzlichen Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt.
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Die Erhalter, die mehrere hundert Sorten anbauen und tatsächlich auch noch möglichst sortenreines Saatgut abnehmen und für die Allgemeinheit offen zugänglich zur Verfügung stellen, leisten hier einen unersetzlichen Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt.

    Aber reichen da nicht ein paar Hobbyzüchter mit einem großen Garten, um innerhalb eines Jahres kiloweise Samen von massenhaft Raritäten zu produzieren? Wenn ich mir die teils ellenlange Anbauliste zig bis hunderter Tomatensorten mancher Hobbygärtner allein für 2022 anschaue, kann doch wohl kein Konzern glauben, dass diese Leute brav Standardware im Baumarkt kaufen, wenn man ihnen den Raritätenshop nimmt.

    Aber als Einsteiger mit ein paar stabilen Standardsorten sieht man das vielleicht auch etwas entspannter.
     
    Aber reichen da nicht ein paar Hobbyzüchter mit einem großen Garten, um innerhalb eines Jahres kiloweise Samen von massenhaft Raritäten zu produzieren?
    Theoretisch vielleicht, aber ich denke genau die "Erreichbarkeit" und (mangelnde) Niedrigschwelligkeit wäre dann das Problem.
    Was nützt es mir, wenn Lieschen Kahl irgendwo im äußersten NRW (von mir aus eine halbe Weltreise) 200 Tomatensorten anbaut, aber keinen Internetshop hat, wo sie ihr Saatgut vertreibt..?
    Da profitieren bestenfalls Leute in der Umgebung (die davon wissen, also Nachbarn, Kollegen, Freunde, wie z.B. auch bei Tubi) - oder Leute, die Lieschen Kahl zufällig über ein Forum kennen.

    Nun hat aber auch nicht jeder private Hobbygärtner die Muße, nonstop zu tauschen (meine damit im Umfang vom Versandaufkommen eines Samenshops) - ich tausche sehr gerne hier übers Forum, vorwiegend mit Mitgliedern, die ich kenne, aber natürlich auch mit neuen Mitgliedern, die sich freundlich einführen.

    Gäbe es nun die Möglichkeit überhaupt nicht mehr, Saatgut älterer und seltener Sorten über Erhalter zu beziehen, würden die Hobbygärtner wahrscheinlich in den Foren Sturm laufen und jeden um Samen anbetteln, der eine reichhaltige Anbauliste hat - oder eben doch auf den Supermarkt/Baumarkt zurückgreifen.

    Ich halte (nicht nur deswegen!) Erhalter für unersetzlich.
    Ein Aspekt, den man nicht vergessen darf: Erhalter haben ein Sortenwissen, das das der kleinen Hobbygärtner bei weitem übersteigt!
    Sie sehen wenn Sorten verkreuzt sind und stellen (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) sicher, dass die Sorten möglichst sortenrein weitergegeben werden - haben Kontakte zu anderen Erhaltern, Züchtern etc.

    Wie gesagt, ich sehe aufgrund all dieser Faktoren nicht, dass Hobbygärtner Erhalter ersetzen könnten...
     
  • Aber reichen da nicht ein paar Hobbyzüchter mit einem großen Garten, um innerhalb eines Jahres kiloweise Samen von massenhaft Raritäten zu produzieren? Wenn ich mir die teils ellenlange Anbauliste zig bis hunderter Tomatensorten mancher Hobbygärtner allein für 2022 anschaue, kann doch wohl kein Konzern glauben, dass diese Leute brav Standardware im Baumarkt kaufen, wenn man ihnen den Raritätenshop nimmt.


    Ein weiteres Problem dürfte auch sein, dass selbst die Leute, die hier eine Sortenliste von 200 Stück auf die Beine stellen und anbauen, pro Sorte meist nicht so viele Pflanzen anbauen (können). Sprich, wenn da irgendwas schief geht, dann muss von schwachen, kränklichen Pflanzen Saatgut gewonnen werden oder die Sorte ist ganz schnell komplett weg, wenn es keine Erhalter gibt, die das in etwas größerem Maßstab aufziehen können.

    Ein Erhalter wird von einer Sorte mehrere Pflanzen haben und dann von der kräftigsten, gesündesten Pflanze verhütetes Saatgut gewinnen. (So jedenfalls das Optimum)

    Wenn ich ganz hobbymäßig auf meinem Balkon 3-4 Pflanzen unterkriege, dann kann ich mich zwar jedes Jahr über andere Sorten freuen, aber zum Erhalt kaum etwas beitragen. Ich kann nur in meinem Umfeld das Bewusstsein wach halten, dass Tomate nicht zwingend rund und rot sein muss - und das die Dinger sehr unterschiedlich schmecken können.
    Für Saatgut bin ich eindeutig von anderen Tomatenfreunden abhängig. Aber ich bin da deutlich lieber von ein paar kleinen Tomatenenthusiasten abhängig, als von einem großen Konzern.
     
  • Ok, ich dachte, bei den Raritäten geht es mehr über Tauschbörsen und nichtkommerzielle Saatgut-Märkte. Da Tomatensamen recht lange keimfähig sind, könnten sich die Liebhaber ja einiges an Samen für die kommenden Jahre auf Lager legen und massenhaft Samen nachproduzieren.

    Konzerne und deren Methodiken zur Gewinnoptimierung abzulehnen, dafür aber volle Zustimmung.

    Aber es ist schon nachvollziehbar, was du an Argumenten für Erhalter-Shops nennst. Wer sind denn diese Erhalter, hast du da mal Links zu bekannten Shops?
     
    Ich denke auch dass das in diesem Kontext jetzt vielleicht nicht so gut wäre. Aber bestimmt könnte @Conya dir einige per pn nennen, @Kilatron. Sie kennt sich hier, denke ich, am besten aus.
    Ein soweit mir bekannt ist legaler Erhalter ist aber z.B. die Arche Noah. Oder auch Sativa Rheinau.
     
    Stimmt, sollte man vielleicht nicht öffentlich machen. Danke für die Infos um das Thema. Wie gesagt, ohne bisher selbst eine Tomate gezogen zu haben, ist das Thema zwar sehr interessant, aber für mich sowieso noch nicht besonders relevant.

    Mit den für 2022 geplant sechs Tomatenpflanzen aus dem Standardsortiment dauert es wahrscheinlich sowieso noch etwas, bis ich mich zu den seltenen Spezialsorten vorgearbeitet habe :whistle:
     
    Wenn es nur um Vielfalt gehen würde. Ich wüsste durchaus, wie ich immer neue Sorten in allen möglichen Farben und Formen von Tomaten in meinen Garten bekäme. :grinsend:
    Aber es geht ja insbesondere um das Erhalten der alten, historischen Sorten.
    Und es gibt ja auch noch anderes als Tomaten. Und das ist dann nicht mehr so einfach, finde ich.
     
    Ich „befürchte“ auch, dass es nach einer vielleicht erfolgreichen ersten Saison tatsächlich zu einer schweren Entscheidung kommen könnte, welche Sorten es dann 2023 werden sollen … :rolleyes:;)
     
    Die haben aber kein Zeit, das alles zu kontrollieren. Die müssen ja schon die Durchsetzung der Impfpflicht kontrollieren.
    Da gibt es eine prima Arbeitsteilung, der Staat (oder die EU) nutzt den rechtlichen Weg, die Konzerne tun das nur so weit es ihnen Vorteile bringt, andernfalls haben sie ihr eigenes "Personal" um hartnäckigen Widerstand zu bekämpfen. Bei uns ist es bisher noch recht unauffällig und erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen, aber Kleinbauern, die oft weniger Land haben als hier so mancher Gartenbesitzer, haben Erfahrungen machen müssen was es heißt den Konzernen im Weg zu sein. Man vernichtet ihre Feldfrüchte, vertreibt sie von ihrem Land, wenn nötig auch mit harten Bandagen, und enteignet sie. Das passiert nicht nur im hinterletzten Zipfel von Bolivien und der Mongolei, es geschieht überall auf der Welt, auch in Mitteleuropa, aber in vielen Ländern wächst der Widerstand, sogar in den USA ist er bereits viel stärker als bei uns.

    Aber reichen da nicht ein paar Hobbyzüchter mit einem großen Garten, um innerhalb eines Jahres kiloweise Samen von massenhaft Raritäten zu produzieren?
    Es geht nicht darum Raritäten anbieten zu können, es geht darum dass das Saatgut für alle Menschen zugänglich bleiben muss, nicht nur hier in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Der größte Teil der Weltbevölkerung hat kein Geld um teures Hybridsaatgut zu kaufen welches zum Teil nur in Kombination mit (ebenfalls teuren) Düngern und Pflanzenschutzmitteln wächst. Ein gutes Beispiel sind viele Bauern in Indien welche sich wegen diesem Teufelskreis hoffnungslos verschuldet haben, ohne Aussicht jemals aus der Schuldenfalle heraus zu kommen... aber samenfestes Saatgut von regional angepassten Sorten steht ihnen nicht mehr zur Verfügung und ihre Böden verseuchen immer mehr... so etwas muss aufhören!!!

    Wie gesagt, ich sehe aufgrund all dieser Faktoren nicht, dass Hobbygärtner Erhalter ersetzen könnten...
    Man muss keine großen Flächen bewirtschaften um zur Erhaltung beitragen zu können. Wenn Du vier Tomatensorten auf dem Balkon hast und von einigen Früchten Samen nimmst und sie an Interessierte weitergibst, dann hast auch Du geholfen diese Sorten zu erhalten.
    Um ein Missverständnis auszuräumen, Erhaltung kann nur funktionieren wenn die Sorten angebaut werden und das geht nur wenn sie verbreitet werden, das geht auch mit einzelnen Sorten.
    Erhaltung bedeutet aber auch Anpassung, wenn eine bestimmte Bohne im Erzgebirge angebaut wird passt sie sich mit der Zeit an diese Region an, durch diesen Wandel entsteht langfristig eine neue Regionalsorte, sie wird im Erzgebirge tolle Erträge bringen, im Weinbaugebiet oder an der Nordseeküste könnte sie aber mickern weil ihr die Bedingungen nicht gefallen. Genau so ist es aber immer gewesen, es wimmelte von Regionalsorten und das ist in allen Ländern dieser Erde so, die Arbeit der Erhalter muss das berücksichtigen und darauf achten, dass die Tomaten die sie anbauen die Anpassung an ihre Ursprungsregion nicht verlieren, also muss auch immer wieder Saat zurück an den Ursprungsort, bzw. wenn das nicht machbar ist, in eine Region die vergleichbare Bedingungen bietet.

    So und nun will mein Wauzi raus, also muss ich mich mal bewegen, danach antworte ich noch auf ein paar Dinge die hier geschrieben wurden...

    LG Conya
     
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