Ich habe über 25 Jahre lang diverse Kunden, vom lokalen Handwerker bis zum Dax-Konzern, in Sachen Werbung und Marketing betreut. Okay, da war zwar der vertragliche Background draußen vor, aber die Risiken, eine Marke durch falsche Marktpositionierung und unsorgfältiges Qualitätsmanagement zu schädigen bzw. zu verbrennen, sind dabei ein tägliches Brot.
Derzeit betreue ich einen Kunden aus der Textilbranche, der Mode des gehobenen Preissegments in Deutschland produziert und international vertreibt. Hier haben wir sehr viel mit Lizenzen im Premiumbereich zu tun, sowohl von der Vergabe als auch von der Annahme, von daher sehe ich täglich, welcher Qualitätsaufwand nötig ist und auch seitens des Lizenzgebers überprüft wird, um das Level zu halten. Dabei geht es grundsätzlich um Qualitätslevel und Einkaufspolitik. Wenn ich wirklich nur bei zertifizierten Betrieben die Grundstoffe für meine Produktion einkaufe und mehr in Produktions- und Endkontrolle investiere, gehen solche Ausfälle gegen Null, die Produktionskosten und letztendlich der Angebotspreis liegen natürlich entsprechend höher, aber nur diese fortwährende aufwändige Qualitätssicherung rechtfertigt den überdurchschnittlich hohen Preis und nicht etwa der tolle Markenname.
Letztendlich geht es hier aber nur um ganz banalen Flächenhandel und nicht um spezifische Lizenzen, wie sie z.B. bei Hochtechnologie oder im IT-Bereich vorkommen.
Wenn ich somit beim Einkauf schon des Preises wegen einen unsicheren Anbieter wähle, und auch die weiteren Kontrollen extensiver gestalte, braucht man sich über Pannen nicht wirklich zu wundern. Auch bzw. gerade ein Sternekoch weiß um den Preis für Qualität, wenn so einer einen Lizenzvertrag mit einem Lebensmitteldiscounter abschließt, so mag es zwar angehen, dass er trotzdem Premiumqualität erwartet bzw. vertraglich verlangt, anderseits weiß er doch, wie dessen Preise (abzüglich dessen Gewinnspanne abzüglich Lizenzgebühr) zustandekommen.
Ich finde den empörten Aufschrei z.B. von deutschen Bekleidungsherstellern angesichts der Arbeitsbedingungen in Asien, von deutschen Schokoladekäufern angesichts der Art der Kinderarbeit bei der Kakaoproduktion und nicht zuletzt von Sterneköchen, die ihren guten Namen an einen Discounter verkaufen, heuchlerisch, wenn mal wieder an die Öffentlichkeit kommt, wie es an den "spannenden Märkten" wirklich zugeht.