Rund um mein Elternhaus (Reihenhaussiedlung) hätte ich das Verhältnis immer als freundlich-distanziert beschrieben. Man grüßte sich, sprach ein bischen und ließ sich ansonsten in Ruhe. Gut, größere Pflanzungen hat man abgesprochen. Als keiner mehr kleine Kinder hatte, fielen die Zäune weg, es gab nur noch flache Steine um zu sehen, wem welches Unkraut gehört, wie meine Mutter es formulierte.
Jetzt, wo die alten Häuslebauer alle zusammen älter und klappriger werden, rücken sie enger zusammen. Da räumt der noch rüstige Mieter den Schnee für die alten Nachbarn mit, da kommt das Stromkabel, um die inzwischen nötigen elektrischen Garagentore zu betreiben, vom untersten Haus in der Reihe gleich für drei Nachbarn. Sie schauen doch etwas mehr nacheinander und helfen, wenn es wem gerade schlecht geht.
In meinem münsteraner Haus muss ich sagen, dass es immer noch ein paar Mitmieter gibt, deren Namen ich nicht zuordnen kann. Eine Etage wird an dauernd wechselnde Studenten vermietet, da habe ich die Übersicht verloren, wer dort wohnt und wer zu Besuch ist.
Die anderen Mieter kennt man, grüßt man, spricht ein bischen und kommt sich sonst nicht in die Quere. Unsere "Urbevölkerung" ist mit einer Ausnahme inzwischen ausgestorben. Ich habe die Damen noch kennengelernt, die schon im Haus wohnten, bevor die Haustür eingesetzt war, wie sie erzählten. Als ich einzog wohnte die "Hausälteste" unten im Erdgeschoss, öffnete immer dem armen Postboten (Innenbriefkästen) und nordete die neuen Mieter ein. Das hatte Vor- und Nachteile, aber sie hat keinen Nachfolger im Amt gefunden.