Ich habe inzwischen mehrfach gelesen, dass Michael Jackson an einer Krankheit gelitten hat, die (in abgemilderter Form) auch Magersüchtige oft haben. Man hat aus einer seelischen Problematik heraus das Problem, sich im Spiegel nicht so zu sehen, wie die anderen Menschen einen sehen (ein bisschen hat das ja jeder, dass man sich selbst anders sieht - aber eben nicht in krankhafter Form). Das äußert sich so, dass man im Spiegel sozusagen ein Makel entdeckt, das man versucht zu beseitigen - wenn man die finanziellen Mittel hat eben auch durch Operation. Schaut derjenige nun aber das nächste Mal in den Spiegel, ist der Makel entweder nicht weg oder durch einen anderen ersetzt. Und so setzt sich die Reihe fort, weil das seelische Problem nicht physisch zu lösen ist. Der Wunsch, auf keinen Fall seinem despotischen Vater ähneln zu wollen, war sicher mindestens einer der, wenn nicht DER Auslöser schlechthin.
Möchte aber noch 'was richtigstellen:
Wenn ich am Anfang geschrieben habe, Magersüchtige hätten das oft in abgemilderten Form, will ich damit nicht die fürchterliche, gefährliche Magersucht verharmlosen. Ich hab' es eben so gelesen und bei Magersüchtigen kommt wohl manchmal auch die Angst vorm Erwachsenwerden (zumindest körperlich) hinzu. Wobei man das ja bei Jacko auch stark vermuten könnte, aufgrund der weggeprügelten Kindheit.
Und wer weiß schon, wie der jeweils andere sein Schicksal meistert oder annimmt, ob nicht z. B. Farah Fawcett trotz des Wissens um ihre Krankheit und die Endlichkeit ihres Lebens vielleicht in den letzten Monaten glücklicher war als Michael Jackson. Sie hatte einen Partner, der zu ihr hielt, ihr Sohn war erwachsen - sie hatte Möglichkeit sich zu verabschieden. Nicht, dass ich denke, es war nicht auch für sie wirklich hart - ich habe Menschen aus meiner Familie und im Freundeskreis durch Krebs verloren. Aber vielleicht??? war die Situation viel friedlicher. MJ stand unter Druck wegen der angesetzten Konzerte, ständigen Angriffen von außen und er war ohne einen liebenden; unterstützenden und aufbauenden Partner an seiner Seite und die Kinder sind eben auch längst noch nicht erwachsen.
Mir tut es um beide leid - aber ich denke, Farah Fawcett hat mehr von ihrem Leben gehabt als MJ. Und wenn man von Runterwirtschaften spricht, das hat sie mit ihrem Alkoholkonsum ja wohl auch gemacht und da ist sicher noch etwas mehr Eigenentscheidung (zumindest am Anfang des Konsums) drin, als bei MJ's Kindheit und seiner seelischen Wahrnehmungsstörung seiner selbst.
Ich denke, entweder man ist ein mitfühlender Mensch oder eben nicht - ich kann das jedenfalls nicht fallspezifisch ein- oder aussschalten.