Murakami's Werke nicht zu mögen ist schon erstaunlich. Für mich ist er schon seit Jahren ein heißer Anwärter auf den Literaturnobelpreis. Leider wird dieser Preis in letzter Zeit zu sehr politisch motiviert vergeben.
Anyway, mein gerade ausgelesener letzter Roman ist gänzlich anders, aber allemal ein Klassewerk, das sich von der ersten bis zur letzten Seite flüssig runterliest und den Leser auf eine interessante Reise mitnimmt. Das Buch heißt "Die Erfindung des Lebens". Autor dieses autobiographischen Romans ist Hanns-Josef Ortheil. Er schildert darin seine Lebensgeschichte und wie aus einem hochbegabten angehenden Konzertpianisten ein außergewöhnlich guter Schriftsteller wurde. Angefangen hat sein Leben nämlich unter gänzlich schlechten Bedingungen: Im und nach dem 2. Weltkrieg verloren seine Eltern vier Kinder. Daraufhin versagte der Mutter die Stimme und auch der zuletzt geborene Sohn (und ich-Erzähler) wuchs in behüteter Zweisamkeit wortlos mit seiner Mutter auf. Erst in der Schule wird diese Abkappslung vom Rest der Welt zum Konflikt, der vom Vater auf eine einfache, aber sehr wirksame Weise entgegnet wird: Er nimmt sich eine monatelange Auszeit, um mit seinem Sohn in die Natur zu gehen um mit ihm gemeinsam das Leben neu zu erfinden (und endlich sprechen zu lernen!). Was der Junge hierbei lernt und erlebt, beeinflusst ihn für sein gesamtes späteres Lebenund wirken.
Sehr beeindruckend geschildert und bei allem ernst auch sehr unterhaltsam geschrieben.
literarische Grüße
Tono