Guten Morgen!
Werte Stupsi - ich habe einen Vollzeitjob, eine Familie und auch ein Leben abgesehen von HG-net ... Dank an Geli und gadie!
Von mir aus, denk Dir Deinen Teil, Stupsi, das ist mir ziemlich gleich - als ich Deine PN heute morgen gelesen habe, wollte ich Dir sofort ausführlich antworten ... dann dachte ich, schau nochmal vorher schnell in den Thread - da finde ich Deine eigentlich unmöglichen Kommentare und habe eigentlich keine Lust mehr, Dir ausführlich zu antworten. Und Deinen Vorwurf, ich würde gleich zurückschießen, wenn mal jemand andere Meinungen hier vertritt als ich ... sorry, das ist ausgemachter Humbug ... ich hätte viel zu tun, wenn ich zu allem meinen Senf geben würde, wo ich anderer Meinung bin!
Um Dir aber den Wind aus den Segeln zu nehmen, damit Du nicht behaupten kannst, ich hätte in Wirklichkeit keine Ahnung davon (immerhin nehme ich an der Universität darüber Prüfungen ab ...
) will ich hier doch öffentlich antworten - entschuldigt, wenn ich Euch langweile:
Kristallwachstum beginnt aus einer übersättigten Lösung (ähnlich einer Zuckerlösung, wo sich nicht aller Zucker auflöst, weil zuviel drin ist) an einem sogenannten "Keim". Dieser Keim ist bevorzugt ein Fremdteilchen, Dreck z.B.. Je mehr davon in der Lösung drin sind, desto mehr Keime stehen zur Verfügung und bei passenden äußeren Bedingungen (Temperatur und andere) fangen je nach Keimmenge mehr oder weniger Kristalle gleichzeitig zu wachsen an. Da nur begrenzt Lösung (in unserem Thema hier Wasser) zur Verfügung steht, teilen sich all die wachsenden Kristalle die Lösung. Das heißt, je mehr Keime da sind, um so kleiner können endgültig die entstehenden Kristalle nur werden. Sind anfänglich nur wenige Keime vorhanden, umso größer können die Kristalle werden.
Das war der erste Teilaspekt - die endgültige Größe gewachsener Kristalle. Nun kommt der zweite Teil – die Ordnung der Kristalle:
Je geringer die Übersättigung der Lösung ausfällt, desto langsamer wachsen die Kristalle, denn in der Natur wird die Geschwindigkeit aller Prozesse durch ein Energiegefälle des sogenannten chemischen Potentials bestimmt. Das ist so, als wenn man einen Ball den Berg hinunterrollen läßt – je steiler der Berg, desto schneller rollt der Ball. Ist die Übersättigung groß, desto mehr Teilchen aus der Lösung wollen schnell irgendwo an einem Keim anlagern. Nun stellt Euch alle eine U-Bahn vor – eine zur Rush-hour, eine, wenn wenig Leute unterwegs sind. Wenn viele gleichzeitig in die U-Bahn drängen, entsteht relativ Chaos, Gedrängel und Unordnung . Wenn nur wenige Leute da sind, gehen alle relativ gesittet und geordnet zur Bahn. Nicht viel anders ist es bei den Kristallen, je mehr Teilchen gleichzeitig kristallisieren wollen desto unordentlicher wird das Endergebnis. Das heißt –
hohe Keimmenge (dreckiges Wasser) und große Übersättigung der Lösung = viele kleine, ziemlich unordentlich verteilte Kristalle
kleine Keimmenge (sauberes Wasser) und geringe Übersättigung = wenige große, relativ geordnete Kristalle.
Nun kommt der wichtigste Teilaspekt hinzu, der alle Vorgänge in der Natur steuert: Die Energie.
Die Natur ist bestrebt, überall den Zustand geringster Energie anzunehmen – ein Ball rollt den Berg hinunter, da dort seine Energie am geringsten ist. Oder andersherum gesagt, wenn ihr etwas vom Boden gegen die Erdanziehung anheben wollt, müßt ihr Arbeit leisten, d.h. Energie investieren (was ihr dann als Muskelkraft spürt). Von allein fällt nix nach oben, denn es fühlt sich unten pudelwohl … Und so ist es mit allen Dingen in der Natur. Bei den Kristallen ist der Zustand kleinster Energie, derjenige mit schönen, regelmäßigen Kristallflächen, die durch die Atomstruktur des Materials vorgegeben wird . Beim flüssigen Wassertropfen ist es die Form einer Kugel. Bei festem Wasser (Eis) sind das hexagonale Formen, die Sechsecken oder Dreiecken etc. ähneln. Diese Form entspricht deshalb der kleinsten Energie, da dann alle Atome möglichst viele Partner und Nachbarn haben – auch Atome sind sowas wie soziale Wesen, die gerne kuscheln!
Dieser Zustand kann aber nur erreicht werden, wenn alle Prozesse langsam ablaufen und nicht zuviele Teilchen gleichzeitig aus der Lösung heraus am Keim kristallisieren wollen. Um beim Bild der U-Bahn zu bleiben – gehen wenige Leute gesittet in die Bahn ist es leicht, alle Leute fein säuberlich auf die Plätze zu verteilen. Drängen viele Leute gleichzeitig in die Bahn, so sind alle froh, erstmal irgendwo drin zu sein egal ob sie einen Sitzplatz ergattern, oder nicht. Manch ein Sitzplatz bleibt auch unbesetzt, obwohl viele Leute stehen, da durch das Gedränge kein Vorwärtskommen ist. So ähnlich ist das auch bei Kristallen.
Nun der letzte Aspekt – die Temperatur:
Bei der Kristallisation spielt nicht nur die Übersättigung eine Rolle, sondern auch die Temperatur – je größer die Temperaturdifferenz (z.B. beim Schockgefrieren), desto schneller wollen viele Teilchen gleichzeitig kristallisieren und es bilden sich viele Keime gleichzeitig. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn Dreck als Keimstellen in der Lösung ist.
Dendritische (verästelte, auf der kleinen Skala relativ ungeordnete) Formen des Eis entstehen beim schnellen Einfrieren (so wie es bei Emoto gemacht wird). Aber – die „schönen“ dendritischen Formen haben mehr Ordnung, als wenn das Wasser dreckig ist und viele kleine Kristalle schnell gleichzeitig wachsen insbesondere, wenn schockgefroren wird– das ist ähnlich wie bei den Handwärmern: Packungen gefüllt mit sog. unterkühlten Flüssigkeiten, die beim Klipsen mit dem Metallplättchen schlagartig kristallisieren – da bilden sich keine einzelnen „schönen“ Eiskristalle, sondern eine schlagartig zusammengewachsene Masse. Die relativ gleichmäßigen Kristalle (wie ich sie auf der Halo-Webseite verlinkt habe) bilden sich nur bei kleinen Temperaturdifferenzen und relativ sauberen Wasser.
Zusammengefaßt: Die genau Art und Form der wachsenden Kristalle hängt von sehr vielen Faktoren gleichzeitig ab:
1. Keimmenge
2. Übersättigung
3. Temperaturdifferenz
4. Zahl der Fremdteilchen (Dreck)
In seriösen Experimenten und Publikationen dazu werden die genauen Versuchsbedingungen immer angegeben, gerade damit das Experiment genau definiert ist und von jedem nachvollzogen bzw. reproduziert werden kann. Bei Herrn Emoto findet man dazu keinerlei Angaben. Durch leichte Variation der Versuchsbedingungen kann man vollständig andere Resultate erzielen!
Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Reifung.
Kristalle können je nach Temperatur und äußeren Bedingungen auch von einer ungeordneten in eine geordnete Form übergehen. Auch dazu wird bei Emoto nichts gesagt.
Zu den „schlechten“ äußeren Einflüssen wie Mikrowelle oder Hard Rock:
Schallschwingungen können den Zusammenhalt der Atome zerstören – das ist so, als wenn Menschen schön ordentlich beieinander stehen und dann ein Erdbeben erfolgt – alle werden durcheinandergeschüttelt . Kristalle können dann innerlich zerbrechen und sich in viele kleine Einzelkristalle spalten. Wenn das Rütteln aufhört, können sie ihre ursprüngliche Form nicht mehr herstellen, weil die äußeren Bedingungen, die zu dem beim Wachstum herrschenden Energiegefälle im chemischen Potential geführt haben, nicht mehr vorhanden sind. Die Kristalle haben dann einfach nicht mehr die Energie zur Neuordnung zur Verfügung.
Kristalle können Information speichern! Dies ist nichts neues, denn unser tägliches Leben hängt davon ab: Ob PC oder andere technische Anwendungen, überall erfolgt das Speichern von Informationen in Kristallen! Aber – Speichern von Informationen führt zu einem Zustand der Kristalle, der nicht dem Zustand mit kleinster Energie entspricht – wie beim Anheben eines Gegenstandes gegen die Erdanziehung – muß dafür Energie aufgewendet werden. Beim PC wird z.B. die Information mittels Energie auf die Festplatte geschrieben.
Wasser kann keine Information speichern, indem man ein Zettelchen mit dem Wort „Liebe“ auf das Glas klebt. Wasser im flüssigen Zustand ist in vollkommener Unordnung und kann keine Information aufnehmen! Ein Buch, in dem alle Buchstaben ständig durcheinanderwirbeln (wie die Wassermoleküle im flüssigen Wasser) kann man nicht lesen - man kann keine Information speichern. Um Information in den Buchstaben zu speichern, muß man Worte und Sätze formen, also eine Ordnung schaffen. In Kristallen kann man das auch, weil sie eine Ordnung besitzen, flüssiges Wasser hat diese Ordnung aber nicht, also kann keine Information gespeichert werden!
Ich frage mich nun, ob das wirklich einer von Euch bis zum Ende durchgehalten hat …
Mutts