Hallo,
da gäbe es viel zu schreiben. Ich versuch's mal in aller Kürze:
Ende 1998/Anfang 1999 habe ich mit den Freilandorchideen angefangen. Seinerzeit war das nicht so einfach; das www steckte noch in den Kinderschuhen und google war gerade erst erfunden. Dementsprechend schwer war es, an Infos und erst recht an Pflanzen ranzukommen.
Ich habe dann mit Mühe und Glück einen Züchter in der Nähe von Münster ausfindig machen können, bei dem ich meine ersten Cyps erwarb: einen dreitriebigen Stock (besser wohl ein Stöckchen) Cyp. calceolus und eine eintriebige Cyp. reginae. - Da die so nett waren und nicht sofort wieder eingegangen sind (was wohl meine Begeisterung damals schnell und rapide gebremst hätte), kamen dann jedes Jahr die eine oder andere hinzu. Heute habe ich etwa 20 Sorten und Hybriden Cypripedium und eine Reihe weiterer frostresistenter Orchideen im Garten, wie z.B. Dactylorhiza, Pleione, Bletilla, die heimische Gymnadenia conopsea, einige Epipactis, Pogonia als reine Moororchidee und andere. Mein Schwerpunkt sind und bleiben aber die Cypripedien.
Was die Kultur der Frauenschuh im Freiland so anspruchsvoll macht ist, dass diese Gattung keinen ausreichenden natürlichen Schutz insbesondere vor Fäulnisbakterien hat. Es gibt eine Theorie von einem Orchi-Liebhaber, dass diese Schutzaufgaben in der freien Wildbahn teilweise von Symbiosepilzen im Boden übernommen werden, oder die Pflanzen wachsen an so sauren Standorten, wie z.B. Cyp. accaule, dass da nichts faulen kann.
Cypripedien sind einerseits Waldpflanzen, benötigen also halbschattige, feuchte Standorte, andererseits stammen sie überwiegend aus den gemäßigten Gebieten der nördlichen Erdhalbkugel und sind daher auch voll winterhart. Ihr Problem im Winter sind also nicht tiefe Fröste -im Gegenteil, viele brauchen solche sogar, um zu blühen und zu gedeihen- sondern eher die bei uns anzutreffenden relativ warmen Winter mit viel zuviel Regen und zu wenig Schnee.
Also versucht man das im Garten umzusetzen:
1. Anpflanzung an halbschattigen Standorten ohne Mittagssonne.
2. Schutz vor Übernässung durch sehr lockere, durchlässige Substrate und gegf. zusätzlicher Drainageschicht.
3. Schutz vor Fäulnis durch Substrate mit möglichst hohen mineralischen Anteilen.
Man liest teilweise, sie sollten ein "lockeres, humoses" Substrat bekommen. - Ich halte von "humos" nicht viel. Rein mineralische Substrate, denen man die Nährstoffe durch
vorsichtige Düngung zuführt, sind bedeutend unproblematischer.
So, dass soll's für heute gewesen sein. Ansonsten schau einfach mal auf meiner HP. Zum Schluss noch ein Foto von unserem heimischen Cyp. calceolus:
LG Wolfgang