Erfahrungsbericht

  • Ersteller Ersteller Florina Fina
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Wobei?

Jetzt bei er aktuellen Demo- und Blumenaktion? Nichts.

Bei den Vorfällen im Sommer?

Die Gröler haben weiter gegrölt;
wir haupt- und ehrenamtlich Helfer und ein paar Hände voll Anwohner haben sich mit den Flüchtlingen solidarisiert;
ein Flüchtling wäre fast gestorben, weil er aufgrund seiner chronische Erkrankung einen lebensbedrohlichen Notfall erlitten hat, die Rettungskräfte aber wegen der Blockaden und Angriffe gegen ihre Fahrzeuge und ihr Personal erst nach einer halben Stunde beim Patient ankamen;
die Polizei hatte Mühe, die Gröler vom Eindringen in das Gebäude abzuhalten;
Fensterscheiben gingen zu Bruch und ein Bett brannte durch einen Molotow-Cocktail, das Feuer konnte aber durch die Bewohner des Zimmers schnell gelöscht werden.

Nach zwei Wochen zogen die Gröler in die Nachbarstadt vor eine neu eröffnete Einrichtung. Die entsprechenden Bilder aus beiden Orten brachten es jeweils bis in die 20.00 Tagesschau.

Daraufhin wurde um den ersten Schauplatz eine Bannmeile errichtet und ein Versammlungsverbot verhängt, was seither auch tatsächlich durchgesetzt wird.

Was geblieben ist, ist einerseits die Ablehnung der Flüchtlinge durch die Einheimischen, und andererseits die Angst der Flüchtlinge vor den Einheimischen. Fremdenfeindliche Attacken auf der Straße (verbal und tätlich) gegen die Heimbewohner sind bis heute an der Tagesordnung. Von den Flüchtlingen, die ich persönlich kenne, gibt es keinen einzigen, der noch nicht entsprechende Erfahrungen gemacht hätte.
 
  • von all dem hört man hier kaum was ....

    ich hab mich stets gewundert, dass in einem Land wo rechtsextreme Gruppierungen erlaubt sind (fallen bei uns sofort unter das Wiederbetätigungsgesetz und wird bestraft) in einer Zeit wie dieser alles so ruhig bleibt
     
    Nein, es ist überhaupt nicht ruhig. Es brodelt sogar ganz gewaltig.

    Aber ausländerfeindliche Ressentiments und auch solche gegen deren Untertützer sind, zumindest in einigen Gegenden Deutschlands (und ich lebe in einer davon), schon so "normal" und alltäglich, dass da mittlerweile auch hier überhaupt nicht mehr drüber berichtet wird.

    Und DAS ist es, was mir persönlich Angst macht.
     
  • das verstehe ich auch nicht ....

    hier wird berichtet, wieviel Schnee in New York gefallen ist .. und dass da die Stadt lahmgelegt wurde (ehrlichgesagt, schauts bei uns jeden Winter mindestens 5 x so aus) ......

    auch die Berichterstattung über Köln brauchte 6 Tage bis zu uns ...

    ich weiß ich schon garnicht mehr was ich glauben soll und was nicht ..

    meine Kinder haben oft Kontakt zu Flüchtlingen, und meinen, diese seien lieber unter sich, reden in der fremden Sprache und beleidigen oft die Mädchen und auch die Jungs .... ich hab meine Söhne weltoffen erzogen und jetzt kommt z.B. mein Großer und weiß nicht wie er sich verhalten soll ... ehrlichgesagt tu ich mir auch schwer ...

    Ich hab ihm gesagt, mir is egal ob der Achmed oder Franz heißt, aber wenn der deinem Mädel schlimme Wörter nachschreit, dann red Tachelles mit dem!
     
  • Über Köln wurde auch in Deutschland erst verzögert berichtet.

    Die Erfahrung, dass Flüchtlinge lieber unter sich bleiben, habe ich auch schon gemacht. Wenn ich sie frage warum, dann bekomme ich Antworten wie:

    - ich habe das Gefühl, dass ich bei gesellschaftlichen Aktivitäten unter Deutschen nicht erwünscht bin
    - ich finde keine Arbeit - die Stelle, die ich hätte haben können, bekam am Ende ein Deutscher. Nun hat mich ein Landsmann in seiner Firma eingestellt
    - ich bekomme keine Wohnung. Ich hätte gern eine eigene, aber ich bin froh, dass ich bei Onkel X oder Freund Y wohnen kann
    - warum soll ich Deutsch lernen, wenn ich überhaupt nicht weiß, ob und für wie lange ich hierbleiben kann

    Es spielen auch Heimweh und Verunsicherung eine große Rolle. Immer, wenn ich mich plötzlich irgendwo oder mit irgend etwas zurechtfinden muss, was ich nicht kenne und mit dem ich schwer klarkomme, bin ich froh, wenn ich mich auf etwas Bekanntes und Vertrautes beziehen kann - das sind im Falle der Flüchtlinge die Landsleute und die eigene Kultur.

    Darüber hinaus ist es ein völlig normales Phänomen, im Ausland mit Landsleuten in seiner Muttersprache zu reden. Während meiner Jahre in einem südostasiatischen Entwicklungsland habe ich selbstverständlich in der Landessprache gesprochen, aber wenn ich tatsächlich einmal im Jahr andere Deutsche getroffen habe, dann habe ich mit denen deutsch geredet, selbst wenn es andere Entwicklungshelfer waren, die auch die Landessprache konnten. Das tut gut, ebenso Informationen von zu Hause aus erster Hand zu erhalten oder vielleicht gar Dinge wie eine Scheibe dunkles Brot. Da kann man noch so gut integriert sein und es einem noch so gut gefallen - Dinge, die einen an die eigene kulturelle Prägung erinnern sind unheimlich wichtig für das persönliche Gleichgewicht. (Umgekehrt sehne ich mich heute manchmal nach Sachen aus jenem Land und seiner Kultur.)
     
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    Nun so ruhig ist es nicht......

    Heute in den Nachrichten auf Teletext:

    In einer der Deutschen Städte gingen Syrier auf Afghanen los , etliche verletzte und immer mit ihren Messerchen.

    In einem anderen Teil Deutschland und Heim überfielen ausländische (wurde von den Flüchtlingen bestätigt) das Heim und schlugen auf die Flüchtlinge ein und demolierten einiges.

    Noch mal ein anderes Heim , ein minderjähriger Flüchtling erstach eine 20 jährige Helferin , sie erlag gestern Abend ihren Verletzungen.....Was denkt wohl ihre Familie ?

    Übrigens zum Unruhe stiften braucht es keine Rechtextreme .
    Hier in Basel soll/sollte am 3. Februar eine Pegida Demo stattfinden.
    Diese wurde abgesagt und verboten .....

    Nur die Linken nehmen dieses Verbot nicht an und drohen Unruhen und Gewalt an.
    Wer wird da wieder drunter leiden?....Geschäftsinhaber und Unschuldige Bürger wessen Eigentum zerstört wird.....Da geht mir die Hutschnur hoch.:mad:
    Polizei warnte heute in der Zeitung vor und ist in hoher Bereitschaft.
     
  • Florina Fina .. das mit dem Sprechen in einer anderen Sprache versteht keiner so gut wie ich ... wir leben hier in einem Land wo schon seit Jahrhunderten zwei Sprachen nebeneinander leben .. ich bin selbst zweisprachig erzogen worden, eben in beiden Landessprachen .. die slowenische Minderheit hat immer slowenisch gesprochen wenn sie untereinander waren, einfach zur Erhaltung der Sprache (die so in diesen Dialekten, sind mehrere, nur hier in Kärnten gesprochen wird, es wurde gesungen und uralte Lieder von Generation zu Generation weitergetragen) das ging in der Vergangenheit nicht ohne gröbere Konflikte ... viele slowenische Mitbürger sind im KZ wegen ihrer Sprache gestorben, wurden von ihren Höfen vertrieben. Dabei sind die slowenischen Mitbürger keine Zugereisten, sondern waren immer schon da, wie eben die deutschsprachigen Mitbürger. Meine Familie zb. ist nachweislich seit 600 Jahren hier und hatte bis in die Neuzeit immer Slowenisch als Muttersprache. Was haben die beiden Kulturen gegeneinander gekämpft, man wurde bespuckt nur weil man im Bus slowenisch sprach ... so, das waren aber zwei Kulturen mit der gleichen Religion, mit den gleichen Werten, mit den gleichen Wurzeln, mit der gleichen Heimat ...
    die Konflikte währten Jahrhunderte und sind erst in den letzten 10 Jahren spürbar weniger geworden ... mit Beitritt Slowenies zur EU ... wir sind jetzt froh, dass die zwei Kulturen friedlich nebeneinander leben, wir singen gemeinsam Lieder und trinken gemeinsam bei Festivitätet ....
    hin und wieder hört man noch Stimmen, die kritisch sind ... aber die werden immer leisen ...

    ... deshalb hab ich auch größte Bedenken, dass dieses Zusammenleben mit einer Kultur die so gänzlich anders ist, mit einer Religion die so gänzlich anders interpretiert wird.... so ohne weiteres funktionieren wird ...
     
  • kein Thema, den Kriegsflüchtlingen gehört geholfen ... unbedingt ... da gibts keine Diskussion drüber ...

    ich denke nur dass sich das Zusammenleben sehr schwer gestalten lässt ... und schon garnicht unter Zwang ... da befürchte ich Konflikte an die ich noch garnicht denken mag ... :(:(:(
     
    Ich würde es wirklich schön finden, wenn meine Zitate wenigstens vollständig und Kontext wiedergegeben würden.

    Es war die Frage, warum Ausländer lieber "unter sich" bleiben. Weil sie nämlich oft gar nicht anders KÖNNEN! Es kann sich jemand noch so viel Mühe geben dazuzugehören, es wird ihm nie gelingen, wenn man ihn nicht dazugehören läßt. Integration MUSS IMMER von beiden Seiten ausgehen!

    Und nein, es bricht mir kein Zacken aus der Krone, wenn ich die wichtigsten Phrasen eines Arzt-Patienten-Gespräches auf Arabisch oder Farsi kann.

    Sicherlich bringt das Zusammenleben verschiedener Kulturen Probleme mit sich, und sicherlich ist auch eine hundertprozentige Integration nicht möglich (aber muss sie das denn überhaupt sein, zu 100%?). Aber deswegen sollte man sich trotzdem Mühe geben (und zwar ALLE Beteiligten) und es wenigstens versuchen. Es gibt viele Beispiele von im Wesentlichen konfliktfrei gelingendem multikulturellen Zusammenleben auf dieser Welt.
     
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    naja Florina .. wir sind hier in einer STadt die damals sehr viele Flüchtlinge aus den ehemaligen Jugoslawien aufgenommen hat ...

    kein Problem ... sie kommen auf uns zu und wir quataschen miteinander ... sie besuchen unsere SChulen und lernten ganz schnell Deutsch ... gegenseitige EInladungen folgten ... auf Kinderfesten ... übrigends ... die sind auch alle muslim ...

    Man kann dem österreichischen Volk in den letzten Jahren wirklich nicht mangelnden Integrationswillen vorwerfen ...
     
    Das mache ich auch gar nicht, Fini. Ich bezog mich eher auf die Situation in meinem unmittelbaren deutschen Wohnumfeld.
     
    was ich jetzt sehe, gegenüber von damals, als die Jugoslawienkrise aktuell war ... ist .. das es jetzt so viele sind ... das Volk bekommt angst ...

    es werden Ghettobildungen passieren, das ist, wie du schreibst normal ...
    wenn ich als Österreicher nach Amerika geh, dann schau ich auch, dass ich unter meinesgleichen bleibe .. das ist menschlich und logisch ... aber nicht gut ..

    Man sieht nur noch die Massen ....

    Deshalb tut einem das Video von einem Individuum so gut, mir halt ... es sind nicht mehr die vielen bedrohlichen Flüchtlinge, sondern es ist ein freundliches Gesicht, das Danke sagt, das Ganze wird dann etwas persönlicher ...
     
    Siehst du, dieses eine Gesicht, es ist persönlicher und schon siehst du die Dinge in einem anderen Licht.

    Genau so geht es mir mit "meinen" Flüchtlingen. Es sind für mich Menschen mit Gesichtern, Namen und Geschichten. Keine anonyme Masse, sondern Individuen, manche sind sogar zu Freunden geworden. Zwar ist es bei mir mehr als einer, aber eine immer noch überschaubare Menge, ich habe zu jedem einzelnen einen gewissen persönlichen Bezug.

    Und aus diesem Grund, weil ich halt persönlich viel mit Flüchtlingen arbeite, sehe ich auch in der "anonymen Masse" eben in die Gesichter - und denke mir meinen Teil...
     
    ja das ist schön, und bitte behalte dir dein großes Herz ...

    mir persönlich macht nur die Zukunft angst, nicht die Flüchtlinge an sich .. sondern das Gesamte .. ich sehe die Uneinigkeit, die Zerrissenheit der in totale Schreckensstarre verfallene EU, die für mich der Inbegriff von Sicherheit und grenzenlose Freiheit war ... sehe sie sterben ...

    sehe die Gräben im Volk... die sich immer weiter auftun ...

    die angst ..

    verstehst was ich meine?

    hab grad ein tolles video gesehen

    https://www.youtube.com/watch?v=zNERcF1J1uY
     
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    Ja, ich glaube, ich verstehe dich gut.

    Es kann einem Angst werden, wenn man in die Zukunft blickt. Ich habe hier ja auch schon öfter geschrieben, was mir Angst macht.

    Der eine hat Angst vor den vielen Fremden, der andere mehr vor der Reaktion der Einheimischen - auf diese Fremden...

    Wir können die Politik kurzfristig nicht ändern (und ob eine langfristige Änderung die Gesamtsituation zum Guten wendet? - ich habe meine Zweifel!), und wir müssen uns auch mit den Fremden arrangieren. Sie sind da, ob es uns gefällt oder nicht, und sie werden nicht deswegen wieder gehen, indem wir ihre Unterkünfte in Brand stecken, sie in der Straßenbahn anpöbeln oder zusammenschlagen, sie für alle eigenen Probleme verantwortlich machen und deren Helfer tätlich angehen.

    DAS, dieses tägliche Miteinander, unser eigenes Verhalten, die kleinen Gesten - das haben wir in der Hand. Jeder einzelne für sich selbst kann damit dazu beitragen, in welche Richtung die brenzlige Gesamtsituation sich entwickelt. Ob wir versöhnlich aufeinander zugehen oder ob die Gräben immer tiefer werden. "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann werden sie das Gesicht der Welt verändern", sagt ein afrikanisches Sprichwort.

    Nachtrag zu dem Video:

    Recht hat er! Aber er sagt leider, leider nicht, wie das gehen soll.

    Ich habe in der Entwicklungshilfe gearbeitet, aktiv, sieben Jahre lang, im Ausland, in einem der ärmsten Länder der Welt, in dem Land mit den - bezogen auf die Bevölkerungszahl - meisten Minenverletzten und Waisen und mit der höchsten jährlichen HIV-Zuwachsrate weltweit. Und auch mit einer der höchstkorruptesten Regierungen weltweit. Und mit vergammelnden, verrostenden Panzern, auf denen deutsche Produktionsschilder prangen...

    Glaub' mir, die weltweite humanitäre Katastrophe ist von Menschen gemacht (von reichen Menschen...) und wird auch nach wie vor von ihnen unterhalten.

    Aber humanitäre Katastrophen spielen sich nicht nur weit weg ab, sondern gerade eben auch vor unerer eigenen Haustür. Ja, auch das ist eine.
     
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