Es geht aber wohl allen so, die irgendwo wohnen, wo andere im Urlaub hinfahren. Wenn irgendwo sich zu viele Menschen sammeln, ist auch immer ein Anteil rücksichtsloser Leute dabei.
Ich lebe in einer Stadt, die - außer zur Coronazeit - auch einen ordentlichen Anteil Touristen abbekommt und auch verträgt. Aber wenn irgendwas besonderes los ist, von Skulpurausstellung bis Weihnachtsmarkt, dann werden es auch schon mal zu viele Menschen.
Uns Einheimischen sagt man dann nach, sture Westfalen zu sein, unfreundlich, maulfaul. Nee, ihr lieben Gäste von Münster, wir sind eigendlich eine bunte Gesellschaft und es ist relativ einfach, hier Wurzeln zu schlagen. Aber wenn an einem Morgen der zehnte Mensch nach dem Weg zum Weihnachtsmarkt fragt, während es zum einen deutlich mehr als einen Weihnachtsmarkt gibt und zum anderen der Frager direkt unter dem Hinweisschild steht, dann mag man irgendwann nicht mehr den menschlichen Wegweiser spielen.
Der klassische Einheimische macht es dann so, wie die Tiere im Naturschutzgebiet: Er geht dem Rummel aus dem Weg und kommt wieder, wenn es ruhiger ist. Schade ist nur, wenn diese Zeiten, in denen man ausweicht, zu lang werden, denn irgendwann möchte man seine eigene Stadt ja auch mal selbst nutzen.
Und ja, es nervt, dass man sich auf der Toilette der Stadtbücherei erst mit dem Leserausweis die Tür freischalten muss, weil zu viele diese kostenlose Möglichkeit genutzt haben. Es nervt, wenn man mit dem Rad Umwege fahren muss, weil die Innenstadt mal wieder in fremder Hand ist und der direkte, schnelle Weg versperrt. Es nervt, wenn die Linienbusse unbestimmte Verspätungen haben, weil sie in dem Gewühl auch nicht durchkommen (Respekt vor den Fahrerinnen und Fahrern, die dort täglich mehrfach unfallfrei die langen Gelenkbusse durchsteuern) und es nervt, wenn man als Kuriosum betrachtet wird (oh, guck mal, ein Radfahrer im Winter) und niemand zu bewegen ist, vom extra markierten Radweg runterzugehen...to be continued.
Und trotzdem freue ich mich darauf, wenn wir endlich die Coronazeit so weit überstanden haben, dass wir wieder Gäste in unserer Stadt haben dürfen - es müssen ja nicht gleich wieder so viele Busse anrücken, dass der komplette Schloßplatz vollgeparkt steht.