A tiny house...

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Die Sonnenschirme sind zusammengefaltet, weil noch keine Gäste da sind. Jetzt schon.
Aber es stimmt, heute war es sehr angenehm. Morgen wird es hier schon wieder wärmer.
 
  • Windgeschenke

    Die Luft ein Archipel
    von Duftinseln,
    Schwaden von Lindenblüten
    und sonnigem Heu,
    süß vertraut,
    stehen und warten auf mich
    als umhüllten mich Tücher,
    von lange her
    aus sanftem Zuhaus
    von der Mutter gewoben.


    Ich bin wie im Traum
    und kann den Windgeschenken
    kaum glauben.
    Wolken von Zärtlichkeit
    fangen mich ein,
    und das Glück beißt
    seinen kleinen Zahn
    in mein Herz.

    Hilde Domin


    Grade lese ich sehr gerne Gedichte und habe Der ewige Brunnen bestellt. Modernisiert und neu geordnet.
    Auf Empfehlung von Hilmar Klute (den ich sehr mag) in der SZ:
    Also darf... Sven Regener sein Prenzlberg-Sommereis-Lied in der Nachbarschaft von Friederike Mayröcker anstimmen.
    Morgen hol ich's ab.
     
  • Uaaah, der ist mal ein Totschläger. Oder Herzensbrecher, wie man will. Und das ist eine thematisch umfangreiche Sammlung, will ich meinne, wenn 12 Jahrhunderte plötzlich so modern zusammenstehen.
    Du mußt unbedingt mal Anlockkost bereitstellen, wenn Du was schönes findest.

    Ich komme gerade von der Zahnarztvertretung, eine ganz nette junge Dame in einer mordsschicken Praxis am Phönixsee. Der Schmerz, wenn er denn gravierend sei, wär der gleiche, aber ich muß jetzt unbedingt ein schickes Chiabatta mit Oliven (aufgebacken) vermampfen, man will ja wer sein, wenn man da rauskommt.
     
    Ich hab schon drin geblättert, ein schönes Buch ist das. Hölderlin natürlich auch. Zu dem hege ich eine mir unerklärliche Zuneigung, seit ich von meiner vornehmen Nachbarin einen stockfleckigen Gedichtband geerbt habe. Geschmeidig zu lesen ist er ja nicht. Der Hölderlin steht im Flurregal neben dem Vogelbuch. Da soll noch einer sagen, ich hätte meine Bücher nicht sinnvoll organisiert.

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    Hehe, der zerrüttete Turmmeister neben den dunklen Raben. Doch, paßt super. Ich mag Hölderlin auch, arg getrieben war er ja.

    Das Vogerlbuch möcht ich bestellen. Ich brauch ein Buch für einen heiteren Menschen, ich glaub, das paßt gut.
     
  • Heiterer Mensch ist sehr gut.
    Ich mochte Harry Rowohlt so gerne und war einmal in einer Lesung. Wunderbar. Er hat auch sehr schön Flann O'Brien und Ken Bruen übersetzt.
     
  • Die Frau Mama des Herzmenschen. Wer soviel lacht, kann nicht schlecht sein. Ist gerade in Rente gekommen und hat einen Liegestuhl von den Kollegen mitsamt Hut bekommen.

    Rowohlt hat für Literatur wohl gut gebrannt. Gebongt, ich hol mir das Bändelein für schmale 5 Euronen.
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Michael Caine hat einmal gesagt: Ein Gentleman ist jemand der Akkordeon spielen kann, es aber nicht tut.
    Das erscheint mir recht harsch. Hier wird gerade Akkordeon gespielt und es gefällt mir gut.
    Ich glaube das sind die jungen Männer aus dem Süden, die jeden Sommer in die Stadt kommen.
     
    Das ist ja noch schöner als ich dachte! Und Glückwunsch zu deinem Gedichteschinken. Sowas hab ich auch, denn sowas braucht der Mensch. Meiner hat sogar eine kleine Geschichte ... naja wär jetzt zu lang, hab noch zu tun. Wär mal ein spannender Vergleich, was sich seit meinem Gedichtband bis zu deinem alles geändert hat.
     
    Das Gute an einem Onleihe-Konto ist, dass man sich auch mal Bücher ausleiht, denen man im Buchladen nicht unbedingt größere Aufmerksamkeit schenken würde und so Schönes entdeckt. Der Kruso gefällt mir richtig gut.
     

    Jeh. Ich möchte öffentlich weinen. Alte Frauenbilder gehören selbstredend hinterfragt, bloß mit diesem Platzhalter möcht ich, die in der figürlichen Kunst zuhause ist, arg brechen. Der Mensch reduziert auf ein Fragezeichen ist alles andere als ansprechend.
     
    Was für ein Schmarrn, Fragezeichen.
    Darauf ein schönes Gedicht aus meinem neuen Buch (das stelle ich gar nicht ins Regal, es liegt griffbereit beim Sofa):

    die rohrdommel ist wach,
    ihr liederbuch
    in der mitte aufgeschlagen,
    seltsame schatten
    ergehen sich hinter
    mannshohen fuchsien,
    der fingerhut blüht
    aus weggeworfenen lumpen,
    ginster und farn
    liegen sich heftig im haar;
    worte höre ich,
    die meinen verstand schärfen
    oder aber mein herz
    umspinnen
    wie honigfäden.


    H.C. Artmann
     
    Wie schön old school es mit solchen Bildern daherkommt, dieses hübsche Gedicht. Mir gefallen die weggeworfenen Lumpen, und über den Namen der Vögel brauchen wir uns nicht unterhalten, der triggert mich von allein.

    Ich geh jetzt bei dickem Regen shoppen, ganz profan im Lidl, denke nach und trauere über Sinead O'Conner, das hab ich gestern gar nicht mitbekommen.
     
    Bin schnell noch ins Türkentor gehopst, liegt auf dem Weg, weil:
    Ocean Music“ ist eine temporäre Musikintervention zu Ehren des amerikanischen Künstlers Walter De Maria, der vor zehn Jahren, am 25. Juli 2013, verstorben ist. Seine Skulptur „Large Red Sphere“, eine massive Kugel aus Granit, ist seit 2010 im historischen Türkentor installiert.
    Walter De Maria (1935–2013) war ausgebildeter Schlagzeuger und im Jahr 1964 Mitglied von „Primatives“, der Vorgängerband von „The Velvet Underground“, mit Lou Reed, John Cale and Tony Conrad. In seinem 1968 entstandenem Stück „Ocean Music“ verbindet er eigene Tonbandaufnahmen des Atlantiks und Pazifiks mit seiner eigenen Schlagzeugimprovisation. Das Meeresrauschen erzeugt eine kontemplative, achtsame Stimmung – diese wird durch die besondere Raumsituation mit der Kugel als Sinnbild der Welt unterstrichen.


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    Wunderbar.
     
    Ach, der verrückte alte Zausel ist einfach viel zu wenig bekannt. Seine Prosa ist völlig bar jedes Zeit- und Stilbezugs, so spinnert, dass man beim Lesen ganz glücklich wird. :giggle: Aber versuch mal, über zB Pilgoraj und Mappamundi per Suchmaschine was zu finden!

    Hier hatte ich vor Zeiten schon ein Gedicht von ihm gepostet:


    Die NABU-Leute haben mir geschrieben, dass sich ein Schwarz-und ein Weißstorch gepaart haben und jetzt zwei Küken großziehen.
    Ja, stand bei uns in der Zeitung, mit Foto.
     
    Aber wenn es med ana schwoazzn dintn noch gibt, solltest du das unbedingt bestellen.
    Ich habe das Buch bei Medimops bestellt. Den moosgrünen Apfel könnte ich schon abholen. Weit ist es nicht zum Lehmkuhl, aber es regnet immer wieder. Ich fahre nächste Woche hin, es ist ja nicht so, als gäbe es in meinem Haushalt nicht das ein und andere Buch. Heute lasse ich mich nur wegen der Blumen abregnen.
     
    Genau die richtigen Worte. Solange man ohne Not vor ihr stehen kann, in die Stille hineinfließen und diese Wucht des Einfachen betrachten kann, isses gut.

    Und überhaupt. Das Rijksmuseum. Ich könnt jedes Wochenende hinfahren. Wunderbar ist auch der Eingang, man fährt ganz niederländisch durch einen Rundbogen mit dem Radl durch.
     
    Das wäre ein Erlebnis gewesen. Ein Farbenrausch. Vor Rembrandt hättet ihr einen weiteren Sog erlebt, ich bin mir sicher. Aber ob viel hängen bleibt, da ist wohl ein nüchterner Rausch stabiler.
    Die Selbstbildnisse von Rembrandt sind klein, in die Nachtwache wäret ihr hineingefallen.
     
    Na. Damals waren Tickets noch erschwinglich. Wenn eine Madame Swift Megakonzerte gibt, sieht man sie als kleinen Mückenschiet von janz hinten, und die Stehplätze kosten dann immer noch 250 Euronen.
     
    Ja, aber damals wurde auch noch mit Platten und CD's Geld verdient.
    Element of Crime, Isarphilharmonie, 2. Reihe, 76 €. Für mich okay.
     
    Ein Teil von Lemmys Asche ist jetzt in Wacken.:love:

    ...Lemmy Ian Fraser Kilmister, der teerimprägnierten Mitbegründers und Hohepriesters des Heavy Metal. Jahrzehntelang der Säulenheilige der Säufer und Hurenböcke, ein blitzgescheiter Giftcocktail auf zwei Beinen, der fast immer ein Buch dabeihatte. Geboren übrigens an Heiligabend 1945, natürlich, und fast auf den Tag genau 70 Jahre später gestorben, eingeäschert, beerdigt. Letzteres aber eben nicht ganz. Im Sinne von: nicht in toto.

    Jakob Biazza, Süddeutsche Zeitung
     
    Der August

    Nun hebt das Jahr die Sense hoch
    und mäht die Sommertage wie ein Bauer.
    Wer sät, muss mähen.
    Und wer mäht, muss säen.
    Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

    Stockrosen stehen hinterm Zaun
    in ihren alten, brüchigseidnen Trachten.
    Die Sonnenblumen, üppig, blond und braun,
    mit Schleiern vorm Gesicht, schaun aus wie Frau'n,
    die eine Reise in die Hauptstadt machten.

    Wann reisten sie? Bei Tage kaum.
    Stets leuchteten sie golden am Stakete.
    Wann reisten sie? Vielleicht im Traum?
    Nachts, als der Duft vom Lindenbaum
    an ihnen abschiedssüß vorüberwehte?

    In Büchern liest man groß und breit,
    selbst das Unendliche sei nicht unendlich.
    Man dreht und wendet Raum und Zeit.
    Man ist gescheiter als gescheit, -
    das Unverständliche bleibt unverständlich.

    Ein Erntewagen schwankt durchs Feld.
    Im Garten riecht's nach Minze und Kamille.
    Man sieht die Hitze. Und man hört die Stille.
    Wie klein ist heut die ganze Welt!
    Wie groß und grenzenlos ist die Idylle ...

    Nichts bleibt, mein Herz. Bald sagt der Tag Gutnacht.
    Sternschnuppen fallen dann, silbern und sacht,
    ins Irgendwo, wie Tränen ohne Trauer.
    Dann wünsche Deinen Wunsch, doch gib gut acht!
    Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

    Erich Kästner
     
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