Lieber Sprengerfreak,
besonders vorteilhaft hast Du Deinen tollen Fund ja nicht abgelichtet.
Das ist ein sogenannter Propeller-Regner Typ PR-L ; hergestellt im VEB Rohrleitungsbau Bitterfeld in einer Ausführung um 1965. Geliefert mit Düsen 8, 10 und 12 mm - Verbrauch und Reichweite in Abhängigkeit des anliegenden Wasserdrucks. Aus Sicht der Agrartechniker ein Schwachregner(!) mit einer Niederschlagsdichte um die 15mm.
Du wirst Dich fragen, woher ich das so sicher wissen kann.
Es gab in der DDR eine Zeitschrift „Agrartechnik“, ehemals „Deutsche Agrartechnik“ - 1951 bis 1990 - in der wissenschaftliche Erkenntnisse um die DDR Landwirtschafts-Technik publiziert wurden.
Mit einem wunderbaren Projekt der Uni Hohenheim wurden alle Ausgaben dieser Zeitschrift digitalisiert und im Internet zur Verfügung gestellt. Eine Unmenge von Beiträgen beschäftigt sich mit der Frage Feld- und Gartenbaubewässerung.
http://440ejournals.uni-hohenheim.de/index.php/de_agrartechnik/index
Ganz souverän bewege ich mich noch nicht in deren Find System, aber gut genug, um schon mehrere Abende vollständig beim Stöbern in diesem virtuellen Archiv versackt zu sein.
Zum Stichwort Propeller-Regner nur so viel vorab aus meiner Recherche:
Der Propellerregner selbst, geht offenbar auf eine Erfindung von Johann Michaelis zurück.
Michaelis hatte mit seiner Innovation wohl nicht den Gartenbau im Auge, sondern mehr die Verregnung von geklärten Stadtabwässern. Ein Thema, das zu Beginn des 20 Jahrhunderts in den Stadtverwaltungen großes Interesse fand. Da ging es allerdings um Dimensionen, die den Gartenfreund wohl mehr erstaunen, als wirklich interessieren.
Für uns sehr viel interessanter ist dann eher das öfter ventilierte Thema der Wasserverteilung von Freiland-Regnern. Gartenbau- Ing G. Vogel veröffentlichte in Heft 8 1956 eine vergleichende Untersuchung.
Es traten gegeneinander an:
1. Regenturbine Pluvius-Typ 02,
2. Viereckregner Modell "Hellerau",
3. PropeIlerregner Typ PR 22
4. PropeIlerregner Typ PR
5. PropeIlerregner Typ PR-L.
Auf Mark 2 sei nur so hingewiesen… ein früher Hellerau. Mark 5 ist der Vorläufer Deines Neuzugangs
Fazit des Tests: Der PR-L hatte 1956 die beste „Wasserverteilung“ der gezeigten Regner
1966 in Heft 5 Untersuchung verschiedener Regnertypen - Dr. Ing. D. Voigt - (inzwischen ist er in Sachen Landtechnik promoviert) werden noch einmal Regner für den Gartenbau verglichen.
Im Bild Perrot vs. Bitterfelder PR-L
Der guten Ordnung halber sei erwähnt – der von mir gern zitierte Test der Stiftung Warentest aus 1966 mit seinen 400 Wassermessgefäßen war schon gut, aber Dr. Voigt hat sich im vorliegenden Test noch mehr Mühe gemacht.
Windeinfluss (für Propellerregner immer ein Problem); Tropfenfall und -größe, Reichweite, Wasserverbrauch, Anzahl der Einzelteile…
In der Zeitschrift wird nur eine Zusammenfassung geliefert – der Test selbst muß recht umfangreich gewesen sein. Exponate aller, in dieser Zeit aktiven Hersteller von Bewässerungssystemen wurden herangezogen. Bitterfelder Rohrleitungsbau, Perrot, Mannesmann, Hölz, Hüdig…
Bereits 1962 (Heft 6) hatte die „Deutsche Agrartechnik“ dem Thema Drehstrahlregner zwei Artikel gewidmet.
Die Drehstrahlregner – Dr. M Schlichting und Die Beurteilung der Wasserverteilung von Drehstrahlregnern von Dipl. Ing. Voigt (er muß anerkannter Spezialist in Sachen Bewässerung sein und die Veröffentlichungen dokumentieren illuster seine akademische Karriere)
Das ist die Klassifizierung der Drehstrahlregner nach Schlichting 1962
Ich hätte mir jetzt nicht so viel Mühe gemacht, nach Propeller-Regnern zu schauen, wenn ich nicht selbst ein Exemplar im Schuppen hätte.
(Bereits gezeigt in Posting 7) Ein PR –L … da hat es jetzt geschlagene 15 Jahre gedauert, bis ich den Hersteller ermittelt habe. Die tragische Geschichte meines Exemplars: Bis ins Jahr 2000 hat dieser Regner eine Scholle bewässert, die dann dem Ausbau des BER weichen musste. Wie viele glückliche Jahre hätte der vormalige Eigentümer des Regners seinen Garten aus heutiger Sicht noch nutzen können…?