L
Lantana
Guest
Hallo zusammen
Da immer mal wieder Threads auftauchen, in denen die Rede ist von "Hasen" oder wo ein Einzeltier vorgestellt wird von Tierarten, welche zu mehreren gehalten werden sollten, möchte ich hier mal eine kurze Uebersicht präsentieren, damit wir nicht immer nur punktuell auf solche seltsamen Ammenmärchen eingehen können:
1. Der Hase: Das bepelzte Haustier mit langen Ohren, das in vielen Haushaltungen entweder in der Zwergform oder draussen im (leider) Isolations-Kasten gehalten wird, ist immer und ausschliesslich ein Kaninchen, kein Hase.
Es hat sich leider eingebürgert, dass die meisten Leute das Kaninchen als Hasen bezeichnen, obwohl das nicht stimmt.
Das hier ist ein Feldhase:
Feld, wird leider immer seltener und baut sich keine Höhlen. Er kann unglaubliche Geschwindigkeiten entwickeln, wenn er flüchtet.
Die Jungen des Feldhasen sind Nestflüchtlinge, d.h. sie kommen bereits voll bepelzt und mit offenen Augen auf die Welt. Schon von daher ist die Unterscheidung zum Kaninchen sehr einfach, das ja, wie die meisten wissen, als Nesthocker blind, taub und nackt mehrere Tage noch im weich gepolsterten Nest sitzt, bevor es dann rauskommt.
Hasen können nicht als Haustiere gehalten werden, weil sie wie gesagt, äusserst schnell sind und als Einzelgänger nicht gezähmt werden können.
Es gibt ab und zu Fälle, wo ein Feldhase in Menschenobhut aufgepäppelt wird und sich so halbwegs an eine Menschenfamilie gewöhnen kann, aber trotzdem sind solche Hasen nicht für die Haltung in Gefangenschaft geeignet und werden in der Regel später wieder ausgewildert.
Das Kaninchen ist im Gegensatz zum Hasen ein Sippen- und Familientier und darf deshalb auch als Haustier nicht alleine gehalten werden. Sie leben in grossen Höhlensystemen und im Familienverband.
Weil es soziale Tiere sind (im Gegensatz zum Hasen), können sie auch rel. einfach gezähmt werden und werden daher schon seit Jahrhunderten als Haustiere, bzw. "Fleischkonserve" gehalten.
Die "übliche" Haltung in kleinen Isolations-Kästen ist tierquälerisch, aber leider weit verbreitet. Es dauert wohl noch lange, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass auch eine "Fleischkonserve" ein Anrecht auf ein einigermassen artgerechtes Leben in grossem Auslauf und mit Artgenossen haben sollte.
Erst Ansätze sind vorhanden, aber leider noch viel zu wenig...
2. Einzelhaltung:
Ebenfalls ein Ammenmärchen ist die noch immer verbreitete Einzelhaltung von Sippen- und Familientieren:
Hier eine Auflistung von Haustieren, welche nicht alleine gehalten werden sollten:
- Meerschweinchen
- Kaninchen
- Ratten
- Mäuse
- Chinchillas
- Degus
- Gerbils
- Wellensittiche
- Papageien (sollten in der Heimhaltung völlig verboten werden ausser in riesigen Volieren!)
- Kanarienvögel
Haustiere, die einzeln gehalten werden müssen, weil es sonst zu Beissereien kommt, die bis zum Tode führen können:
- Hamster (Gold-, Teddy- und alle Zwerghamsterarten)
- Weissbauch-Igel (nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Igel, welcher geschützt ist und nicht als Haustier gehalten werden darf!)
Entwicklung der letzten Jahre in der Heimtierhaltung:
Vor 20 Jahren:
Haustiere dienten nur dem Vergnügen der Menschen und wurden als Dekor angesehen: Der Kanarienvogel im winzigen Käfig, aufgehängt vor der Haustür, das einzelne Meerschweinchen im Kinderzimmer im 60cm-Käfig, das vereinsamte Kaninchen im Hausflur oder die Fleischkonserve Kaninchen im Hinterhof im Holzkasten
Vor 10 Jahren:
Erste zaghafte Erkenntnisse und Verhaltensforschungen über die wirklichen Bedürfnisse der Heimtiere. Staun, staun... das langweilig herumhockende Meerschweinchen blüht zu neuem Leben auf, wenn es in einer Sippe von 3 - 4 Individuen in einem grossen Gehege leben darf!
Vor 5 Jahren:
Viele Haustierhalter beginnen eigene Gehege zu bauen, weil die Käfige im Zoobedarf alle viel zu klein sind. 2 Kaninchen benötigen 4 m2 Platz... solch grosse Käfige gibt es nicht zu kaufen.
Für die Wohnungshaltung sind Kaninchen eigentlich überhaupt nicht geeignet, weil sie als Höhlentiere die Möglichkeit zum Scharren und Graben brauchen. Das können sie nur in einem grossen Gartengehege ausleben.
Aktuell:
Durch unermüdliche Aufklärungsarbeit (sic!:mrgreen beginnt sich mancher Halter langsam zu fragen, was eigentlich das natürliche Verhalten von Sippentieren ist und bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn ein Sippentier wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Ratte einzeln gehalten wird.
Ich hoffe, dass ich den/die eine oder anderen ins Grübeln bringen konnte...
Liebe Grüsse,
Lantana
Da immer mal wieder Threads auftauchen, in denen die Rede ist von "Hasen" oder wo ein Einzeltier vorgestellt wird von Tierarten, welche zu mehreren gehalten werden sollten, möchte ich hier mal eine kurze Uebersicht präsentieren, damit wir nicht immer nur punktuell auf solche seltsamen Ammenmärchen eingehen können:
1. Der Hase: Das bepelzte Haustier mit langen Ohren, das in vielen Haushaltungen entweder in der Zwergform oder draussen im (leider) Isolations-Kasten gehalten wird, ist immer und ausschliesslich ein Kaninchen, kein Hase.
Es hat sich leider eingebürgert, dass die meisten Leute das Kaninchen als Hasen bezeichnen, obwohl das nicht stimmt.
Das hier ist ein Feldhase:
Feld, wird leider immer seltener und baut sich keine Höhlen. Er kann unglaubliche Geschwindigkeiten entwickeln, wenn er flüchtet.
Die Jungen des Feldhasen sind Nestflüchtlinge, d.h. sie kommen bereits voll bepelzt und mit offenen Augen auf die Welt. Schon von daher ist die Unterscheidung zum Kaninchen sehr einfach, das ja, wie die meisten wissen, als Nesthocker blind, taub und nackt mehrere Tage noch im weich gepolsterten Nest sitzt, bevor es dann rauskommt.
Hasen können nicht als Haustiere gehalten werden, weil sie wie gesagt, äusserst schnell sind und als Einzelgänger nicht gezähmt werden können.
Es gibt ab und zu Fälle, wo ein Feldhase in Menschenobhut aufgepäppelt wird und sich so halbwegs an eine Menschenfamilie gewöhnen kann, aber trotzdem sind solche Hasen nicht für die Haltung in Gefangenschaft geeignet und werden in der Regel später wieder ausgewildert.
Das Kaninchen ist im Gegensatz zum Hasen ein Sippen- und Familientier und darf deshalb auch als Haustier nicht alleine gehalten werden. Sie leben in grossen Höhlensystemen und im Familienverband.
Weil es soziale Tiere sind (im Gegensatz zum Hasen), können sie auch rel. einfach gezähmt werden und werden daher schon seit Jahrhunderten als Haustiere, bzw. "Fleischkonserve" gehalten.
Die "übliche" Haltung in kleinen Isolations-Kästen ist tierquälerisch, aber leider weit verbreitet. Es dauert wohl noch lange, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass auch eine "Fleischkonserve" ein Anrecht auf ein einigermassen artgerechtes Leben in grossem Auslauf und mit Artgenossen haben sollte.
Erst Ansätze sind vorhanden, aber leider noch viel zu wenig...
2. Einzelhaltung:
Ebenfalls ein Ammenmärchen ist die noch immer verbreitete Einzelhaltung von Sippen- und Familientieren:
Hier eine Auflistung von Haustieren, welche nicht alleine gehalten werden sollten:
- Meerschweinchen
- Kaninchen
- Ratten
- Mäuse
- Chinchillas
- Degus
- Gerbils
- Wellensittiche
- Papageien (sollten in der Heimhaltung völlig verboten werden ausser in riesigen Volieren!)
- Kanarienvögel
Haustiere, die einzeln gehalten werden müssen, weil es sonst zu Beissereien kommt, die bis zum Tode führen können:
- Hamster (Gold-, Teddy- und alle Zwerghamsterarten)
- Weissbauch-Igel (nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Igel, welcher geschützt ist und nicht als Haustier gehalten werden darf!)
Entwicklung der letzten Jahre in der Heimtierhaltung:
Vor 20 Jahren:
Haustiere dienten nur dem Vergnügen der Menschen und wurden als Dekor angesehen: Der Kanarienvogel im winzigen Käfig, aufgehängt vor der Haustür, das einzelne Meerschweinchen im Kinderzimmer im 60cm-Käfig, das vereinsamte Kaninchen im Hausflur oder die Fleischkonserve Kaninchen im Hinterhof im Holzkasten
Vor 10 Jahren:
Erste zaghafte Erkenntnisse und Verhaltensforschungen über die wirklichen Bedürfnisse der Heimtiere. Staun, staun... das langweilig herumhockende Meerschweinchen blüht zu neuem Leben auf, wenn es in einer Sippe von 3 - 4 Individuen in einem grossen Gehege leben darf!
Vor 5 Jahren:
Viele Haustierhalter beginnen eigene Gehege zu bauen, weil die Käfige im Zoobedarf alle viel zu klein sind. 2 Kaninchen benötigen 4 m2 Platz... solch grosse Käfige gibt es nicht zu kaufen.
Für die Wohnungshaltung sind Kaninchen eigentlich überhaupt nicht geeignet, weil sie als Höhlentiere die Möglichkeit zum Scharren und Graben brauchen. Das können sie nur in einem grossen Gartengehege ausleben.
Aktuell:
Durch unermüdliche Aufklärungsarbeit (sic!:mrgreen beginnt sich mancher Halter langsam zu fragen, was eigentlich das natürliche Verhalten von Sippentieren ist und bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn ein Sippentier wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Ratte einzeln gehalten wird.
Ich hoffe, dass ich den/die eine oder anderen ins Grübeln bringen konnte...
Liebe Grüsse,
Lantana