Stuttgart 21 - Die Bäume fallen

Die Stuttgarter fühlen sich ausgetrickst, weil sie keine Volksabstimmung bekommen haben, das geht doch aus den Berichten von Orlaya hervor. Mich würde interessieren, ob Tono auch so cool bleiben würde, wenn es um München ginge und die Bäume im Englischen Garten dran glauben müssten. Wie ich schon einmal sagte, wurden Anfang der 90er die Pläne für einen Durchgangsbahnhof auch in München und Frankfurt geprüft und verworfen, in München u.a. mit der Begründung, dass so ein in die Stadt massiv einschneidendes Projekt nicht ohne Volksabstimmung durchführbar wäre. In BaWü gab es noch nie eine Volksabstimmung, da seid sogar ihr in Bayern besser dran (s. Rauchverbot). Wie Gabriel gestern sagte: Die Probleme in Stuttgart sind kein Zeichen dafür, dass Deutschland nicht mehr regierbar wäre, sondern dass hier schlecht regiert wurde.
Birgit
 
  • Hallo zusammen,

    nun, ich für mich meine schon behaupten zu können, dass ich den politischen Entscheidungsprozess und das baurechtliche Genehmigungsverfahren so einigermaßen auseinanderhalten halten kann - ich bin aber keine Verwaltungsfachkraft und kenne mich somit mit den einzelnen Punkten des baurechtlichen Genehmigungsverfahren nicht so gut aus.

    Ich sehe das Hauptproblem darin, dass das Projekt Stuttgart 21 zu komplex ist, als dass man es so einfach der politischen bzw. der baurechtlichen Schiene zuordnen könnte. Weiterhin hat dieses Projekt sehr viele Wendungen genommen, wurde zwischenzeitlich mal von der Bahn, dann von der Politik auf Eis gelegt - um später wieder aus der Taufe gehoben zu werden.

    Zurück zu den beiden Entscheidungsschienen. Ich beginne mit der zweiten, dem baurechtlichen Genehmigungsverfahren, in diesem Bereich gibt es sicherlich weniger konkret zu beanstanden - auch wenn es dort "einige" Einsprüche gegeben hat. Bereits gegen das Raumordnungsverfahren 1997 wurden lt. Wikipedia mehr als 13.000 Einwendungen vorgebracht. Wieviele Einsprüche es bei den einzelnen Planfeststellungs-Abschnitten gegeben hat konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen, es sind ja auch noch nicht für alle Abschnitte die Planfeststellungverfahren eröffnet worden. Grundsätzliches Problem beim baurechtlichen Genehmigungsverfahren sehe ich halt darin, dass nur die direkt betroffenen Gemeinden bzw. Bürger einbezogen werden. 1997 habe ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr in Stuttgart gelebt, ja ich war sogar bereits wieder von Ulm in meine Heimatstadt gezogen, war also ganz klar nicht mehr direkter Anwohner der Neubaustrecke bzw. des Bahnhof-Projekts. Ich konnte also gar keine Einwendung erheben - auch wenn ich sicherlich von diesem Projekt betroffen bin.

    So wende ich mich jetzt also dem politischen Entscheidungsprozess zu - und ich möchte auch behaupten, dass sich ein Gutteil des Protests gegen den politischen Entscheidungsprozess richtet. Die politische Schiene ist aber nicht so einfach zu beurteilen. Hätte sich denn das Wahlvolk bei der OB-Wahl von Stuttgart, bei der Landtagswahl oder bei der Stuttgarter Gemeinderatswahl gegen Stuttgart 21 entscheiden können? Welches politische Gremium ist denn zuständig für das Megaprojekt?
    Bei der Stuttgarter OB-Wahl 2004 war Stuttgart 21 schon ein großes Thema. Es war aber nur ein Kandidat ein erklärter S21-Gegner. Und der war mit seinen 32 Jahren sicherlich für manchen aus dem Wahlvolk einfach 'zu jung'. Bzw. er war Mitglied einer Partei, die für viele konservative, ältere Wähler eben doch nicht wählbar ist. Das ist überhaupt ein ganz wichtiger Punkt: Von den vier Parteien, die 2006 in den Landtag von BaWü eingezogen sind, befürworten drei Stuttgart 21. Das schränkt die Wahlmöglichkeiten von allen Leuten, die gegen Stuttgart 21 sind, doch massiv ein. Weiterhin darf man ja nicht vergessen, dass man sich durch sein Kreuzle irgendwie für ein 'Gesamtpaket' entscheiden muss, da geht es ja um viele, viele weitere Entscheidungen, die während einer Legislaturperiode von der gewählten Partei getroffen werden. Für mich ist es irgendwie 'falsch', wenn jetzt alle Bürger, die ein Zeichen gegen Stuttgart 21 setzen wollen, sich für mindestens fünf Jahre Grün entscheiden müssen. So bin ich ganz klar dafür, dass es bei strittigen Großprojekten viel leichter/schneller zu einer Volksabstimmung kommen sollte. Ich erinnere an das Grundgesetz Art.20: "(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen ... ausgeübt." Das Volk muss einfach auch noch ein Veto-Recht haben, wenn eine Entscheidung der Politiker (vermeintlich) falsch ist.

    Lieben Gruß
    Orlaya
     
    Hallo,

    hier ist ja schon sehr vieles gesagt worden.
    Mir fällt dazu nur noch ein, daß ich es seltsam finde, den Bürgern etwas aufzuzwängen, was die eigentlich gar nicht wollen.
    Die, die dieses Projekt durchsetzen wollen, fahren doch en nicht mit der Bahn.
    Aber, im TV läuft gerade ein Film, über dessen Inhalt ich nicht diskutieren möchte. Was mir da aufgefallen ist, ist der Bahnhof von Baden-Baden.
    Ich habe gar nichts gegen diese Stadt. Ich war noch nie dort. Was ich aber darüber gehört habe, es soll ein sehr feines Pflaster sein. Also, nix für mich, was nicht heißt, daß ich mir die Stadt nicht einmal anschauen würde. Ist bestimmt sehr schön da.
    Aber der Bahnhof, wenn der wirklich so aussieht, wie der eines kleinen Vorortes vom Lande, dann sollte man dort vielleicht investieren.:)

    LG tina1
     
  • Hi Tina,
    guck mal unten in folgendem Link - wie wunderschön der alte Bahnhof Baden-Badens war/ist!!

    Baden-Baden, der alte Bahnhof

    Passt zwar nicht so ganz ins Thema......:)

    Herzliche Grüße
    von
    Moorschnucke:o

    P.S- Gerade gelesen: Die Bahnhöfe von Baden-Baden und Darmstadt sind "Bahnhöfe des Jahres 2010"!!!!
     
  • :grins:Danke, Birgit - hab's mir nochmal angesehen und angehört, denn ich hatte mich gestern Abend schon gekringelt vor Lachen!!!:grins:

    Allerdings kann einem oft das Lachen im Halse stecken bleiben!!

    Einen möglichst heiteren Tag ....... in jeder Hinsicht
    wünscht dir
    Moorschnucke:o
     
    Nach diesem Artikel in der Süddeustchen Zeitung revidiere ich meine Aussagen:


    Stuttgart 21 - Der unheilbare Mangel - Politik - sueddeutsche.de


    Die Stuttgarter Bürger wurden 1994 handstreichartig über den Tisch gezogen. Dass dies mit demokratischen Mitteln möglich war, ist erschütternd, lässt sich aber nicht mehr korrigieren. Selbst den Gerichten sind danach die Hände gebunden. A sauber's Völke habt's Ihr da gewählt!

    Ich ziehe mich dann aber aus der Diskussion heraus.


    demokratisch gewählte Grüße
    Tono
     
    Vielleicht das hier noch von mir, sozusagen als Abschiedsgeschenk in diesem leidgeprüften Fred:


    Stuttgart21.webp


    verspielte Grüße
    Tono
     
  • Mal so unparteiisch dahingedacht:

    Was für eine Milchmädchenrechnerei.

    Wird da nicht ein weng argt mit Prognosen und Schätzungen bilanziert? Es gibt einige Punkte, die betriebswirtschaftlich nicht berücksichtigt wurden oder halt bewusst nicht berücksichtigt sein sollen. Die mannigfaltigen Steuereinnahmen vor Ort sehe ich gar nicht berücksichtigt.

    Hätte sich der Ersteller/Moderator nicht nur 15 sondern 60 Minuten Zeit genommen, wären am Ende eventuell alle mit einem positiven Ergebnis hervorgegangen.

    Eine seeeeehr einseitige Dokumentation.

    Es ist wie es ist, es kann nur ein Pro S21 oder Kontra S21 geben, die Fronten sind viel zu sehr verhärtet.

    Aber eine schöne Präsentation, kommt beim dsds und Bild verwöhnten Mitbürger sicherlich sau gut an.
     
    Tja nun ist ja am Sonntag die Volksabstimmung über
    das S21-Kündigungsgesetz.

    Ich rechne mit einer eher geringen Beteiligung weil viele
    einfach müde sind ob dem Thema.

    Des weiteren sind die Stimmzettel ja etwas verwirrend.
    Wenn ich für S21 bin - muss ich NEIN ankreuzen
    wenn ich dagegen bin - muss ich JA ankreuzen

    denke dass da manche, vorallem auch älter Personen
    etwas ins schleudern kommen.

    Na mal sehen wie es ausgeht.



    LG Feli
     
    und ... wie ist es ausgegangen ?

    nein für ja

    ja für nein

    ist ja wirklich eine linke sache

    ein schelm, der da an was böses denkt
     
    Huhu Büchermammut,
    zum einen haben eh nicht genügend Leute abgestimmt, zum anderen ist die Mehrheit in vielen bereits ausgezählten Kreise FÜR S21, also für den Weiterbau.

    Herzliche Grüße
    von
    Moorschnucke:o
     
    Die Wahlbeteiligung war höher als ich erwartet habe
    und der Bahnhof wird nun weiter gebaut.


    Naja Moorschnucke, jeder entscheidet selber ob er wählen geht
    oder nicht. Da braucht dann hinterher keiner motzen.




    LG Feli
     
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