Zum Teich sage ich mal nichts, weil ich damit keine Erfahrung habe und nicht wirklich beurteilen kann, wie gefährlich das tatsächlich ist. In meiner Kindheit hatte man keine Teiche im Garten, aber wir hatten ein in den Boden eingelassenes, offenes, 1,50m tiefes Regenfass, in das ich als Kleinkind ganz leicht hätte reinfallen können. Bin ich aber nicht, weil a) meine Mutter drauf geachtet hat, dass ich da nicht zu nahe rangehe (im Kleinkindalter) und b) ich dann doch irgendwann auf die Warnungen der Erwachsenen gehört habe und am Fass recht vorsichtig war. Trotzdem, sowas würde ich heute nicht mehr in den Garten bauen, keine Frage.
Aber es geht ja um mehr, der Teich ist ja nur eine Gefahrenquelle. Und ganz allgemein habe ich den Eindruck (und dies wird durch viele Beiträge in diversen Threads bestätigt), dass wir heute unsere Kinder über-behüten. Aus dem Garten werden nicht nur die tödlichen Pflanzen verbannt, sondern alles, was nicht absolut harmlos ist. Sogar Rosen, weil sich "mein Kind an den Dornen verletzen könnte". Kinder dürfen nicht mehr auf den Rasen, weil sie ja "den Löwenzahn essen könnten". Sie dürfen nicht ins Beet, weil sie ja "Erde in den Mund stecken könnten" (alles irgendwo mal gelesene Zitate, sinngemäß). Wir wischen den kleinen mit dem Sagrotan-Tuch den Tisch ab, bevor sie Essen bekommen, rennen mit jedem Kratzer zum Arzt, der gerne desinfiziert und verpflastert, halten unsere Kleinen unter Daueraufsicht und packen sie nach Möglichkeit in Watte.
Das jede Mutter, jeder Vater versucht, das Kind vor wirklichen Gefahren zu schützen, ist normal und richtig und liegt in unseren Genen verwurzelt, wir können (zum Glück) gar nicht anders. Inzwischen sind aber viele so weit, ihre Kinder nicht nur vor den wirklichen Gefahren zu schützen, sondern vor jeder nicht angenehmen Erfahrung. Aber nur aus Erfahrung lernt man, nicht aus dem Vermeiden von Erfahrung. Wenn uns als Kind schlecht wurde, nachdem wir irgendeine schöne Beere gegessen haben, haben wir die nie wieder gegessen. Wenn wir uns die Beine aufgerissen haben, nachdem wir die Abkürzung durch die Wildrosen oder Brombeerenhecke gehen wollten, sind wir danach doch lieber außen rum gegangen. Wir haben unsere selbstgebackenen Sandkuchen im öffentlichen Sandkasten nicht nur gebacken, sondern auch "verkauft" und gegessen und sind daran nicht nur nicht gestorben, sondern zum größten Teil sogar damit belohnt worden, nicht gegen alles mögliche allergisch zu sein. Wir haben unsere Tornister selbst getragen, ohne eine Rückgratverkrümmung zu bekommen (im Gegenteil), wir sind zur Schule gelaufen, auch bei Regen und Schnee, und es hat nicht wirklich geschadet.
Nicht falsch verstehen: ich bin sehr dafür, Kinder vor Gefahren zu behüten und zu schützen. Vor wirklichen Gefahren. Das ist unabdingbar und erste Elternpflicht. Aber ich bin auch dafür, Kinder auch eigene Erfahrungen machen zu lassen und das Leben kennen lernen zu lassen. Sie lernen zu lassen, was nicht gut für sie ist (nicht alles, was nicht gut ist, ist gleich tödlich - und ein Nachmittag Bauchschmerzen ist kein Weltuntergang). Ihnen zu erklären, was sie tun dürfen und was nicht, einleuchtend und kindgerecht erklären, nicht einfach nur verbieten und verhindern. Und und und...
Anderes Beispiel, erlebt in der Vor-Einschulungsbesprechung. Meine Mutter hat mich damals am ersten Schultag zur Schule gebracht (übrigens das einzige Mal, dass sie mich begleitet hat) und gut wars. Heute: die Mutter kommt mir einer ganzen DinA4-Liste zur Vorbesprechung und übergibt die der Lehrerin, eine Auflistung, worauf bei ihrem Kind so alles zu achten ist: nicht am Fenster sitzen, könnte Zug bekommen. Nicht zu weit von der Tafel weg sitzen, nicht zwischen zwei Jungs sitzen, kein Wasser trinken, nichts anderes essen als das mitgegebene etc. etc.. Ich hab mir da mal vorgestellt, wie die Lehrerin das schaffen soll, 28 individuelle Wunschlisten zu berücksichtigen ...
Ich zweifle in keinster Weise an, dass wir alle nur das beste für unsere Kinder wollen. Aber ich befürchte einfach, dass dabei manchmal auch stark übertrieben wird und das Resultat genau das Gegenteil von dem sein wird, was wir eigentlich erreichen wollen: selbstbewußte, selbständige, lebensbejahende und Freude empfindende Kinder groß zu ziehen, die dann im "wirklichen Leben" ihren Mann/ihre Frau stehen können und werden.
Entschuldigt, wenn ich etwas abgeschweift bin, aber Roksis Einstellung im großen und ganzen ist mir sehr sympathisch, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihre Kinder auch in einem Gartenteich nicht ertrinken lässt, da wird sie schon aufpassen (oder die Geschwister). Es ist m.E. ein großer Unterschied zwischen einem eher resignativen "Das Leben ist halt gefährlich, kann man nichts machen" und einem zielstrebigen "Das Leben steckt voller Gefahren, aber wir werden sie meistern". Ich lese aus Roksis Posts eher die letztere Einstellung, und ich finde das eine recht gesunde Einstellung, sowohl für die Eltern als auch für die heranwachsenden und das Leben für sich entdeckenden Kinder. Und nur "reine Theorie" ist ihre Einstellung sicherlich auch nicht - wenn schon zwei Kinder da sind, wird sie schon so einige Erfahrungen gemacht haben
Mix für ungut, musste einfach mal raus und soll auch keine Kritik an irgendjemandem sein - die, die ich beschreibe und meine, sind in aller Regel sowieso nicht in Foren wie diesem unterwegs (leider). Und jetzt wieder zurück zu den Gartenthemen
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)