Kennzeichnung F1-Hybridsaatgut?

Okay, ich möchte das trotzdem nicht in einem öffentlichen Forum verantworten.

Es ist auch schwammig...

Beispiel: Jemand, ich will jetzt mal den Namen nicht nennen, hat die Kumato stabilisiert. Sie macht die Runde als "Black Tomato". Ein Online-Shop nimmt sie ins Sortiment mit auf. Kennt aber ihren Ursprung nicht.

Ich persönlich verwende keine Hybridsorten in meinen Zuchtprojekten. Für mich ist das alles so ein bisschen wackelig, zumal ich nicht darauf angewiesen bin. Es gibt genug freie genetische Ressourcen sodass ich eigentlich auch ganz gut drauf verzichten kann.

Aber wenn da irgend so 'n Kleingärtner paar Samen aus 'ner Supermarkt-Tomate rauspult wird da wohl, na-ja, mir fehlt grad das Wort, ihr wisst was ich meine...

Grüßle, Michi
 
  • Morgen!

    Ich hab zum Thema noch ein wenig recherchiert und folgendes zur Kennzeichnung gefunden von der Homepage der Bingenheimer Saatgut AG:

    http://www.bingenheimersaatgut.de/content/de/Ueber-uns.html

    Zitat:
    Hybridsorten erkennen
    Gemäß dem Saatgutverkehrsgesetz müssen Hybridsorten mit dem Zusatz F1 gekennzeichnet werden. Dies gilt auch für Saatgutkleinverpackungen. Für die Vermarktung von Gemüse gilt dieses Gesetz jedoch nicht. Hier können Vermarkter auch andere Bezeichnungen einsetzen (Trademark).

    Zitat Ende

    Wenn das so stimmt, verstoßen hier die Saatgutfirmen, die diesen Zusatz weglassen, gegen ein Gesetz!
     
  • Hallo Leute!

    Ich muss diesen Thread wieder hervorkramen. Ich habe damals eine Email an Kiepenkerl geschrieben und folgende Antwort erhalten: (ich hoffe, ich darf aus der Email hier zitieren)

    Sehr geehrter Herr xxx,

    alle unsere F1-Hybriden sind als F1-Hybriden gekennzeichnet und sie finden die entsprechenden Angaben sowohl in unseren Katalogen „Gartenratgeber“ und „Gartenwelt“ als auch in unserem Shop.
    Früher stand „F1“ direkt hinter dem Sortenname auf den Portionstüten. Das ist allerdings rechtlich nicht zulässig, weil F1 nicht Bestandteil des Sortennamens ist.
    Es wurden daraufhin die Tüten überarbeitet und der Hinweis auf der Rückseite der Tüte im Text eingefügt. Bei der Neuesten Version steht das F1 nun zusätzlich im Kurztext auf der Vorderseite.
    Während der verschiedenen Überarbeitungen ist es bei den zwei von Ihnen genannten Tüten offenbar zu einem Fehler gekommen, so dass zurzeit einige Tüten im Handel sind auf denen der Hinweis fehlt.
    Wir bedauern das. Auf den neuen Tüten wird der Fehler behoben sein.

    Mit freundlichen Grüßen / Best regards



    Scheint sich also nur um einen Druckfehler zu handeln. Mal sehen, ob die Tüten dieses Jahr wieder korrekt bezeichnet sind. Muss sagen, der Kundenservice funktioniert hier gut, ich habe damals relativ schnell eine Antwort erhalten.
    Ich muss heuer mal auf die Tüten achten. Aber irgendwie kommt mir vor, als ob die korrekte F1-Bezeichnung auch bei anderen Saatgutanbietern immer versteckter angegeben wird bzw. oft einfach fehlt.

    Löblich und sehr gut finde ich, dass es bei Kiepernkerl nun auch ein Programm "Regional & Historisch" gibt. Leider befinden sich darunter auch sehr viele Hybridsorten. Was die mit regional und historischen Sorten gemein haben, ist aber fraglich... Ich finde, hier sollte man schon auf samenfeste Sorten achten,w enn man sowas anbietet... :mad:
     
  • Immerhin haben sie reagiert, und auch eine Erklärung parat. Beides finde ich schon mal sehr positiv, heisst es doch dass die Firma sich des Problems bewusst ist, und nachd er ersten revision der Tütchen noch mal nachgebessert hat um das F1 wieder auf die Vorderseite zu bringen.

    Allerdings klingt das auch so als gäbe es Vorschriften, die das F1 von der prominenten Stelle hinter dem Sortennamen verbannen ... wenn die Hersteller dann nur hinten auf der Tüte von F1 Hybride erzählen kann ich das sogar nachvollziehen. "Verbraucherfreundlich" sieht allerdings anders aus. War da die Saatgutmafia wieder am Werk?
     
    Halte ich für eine Ausrede.
    Wenn es nicht Teil des Sortennamens ist ok. Was spricht dagegen, das dennoch prominent auf der Vorderseite zu vermerken, ebenso gross direkt unter dem Namen?
    Ich vermute, die Samenhersteller haben Angst davor, mit dieser Kennzeichnung den unkundigen Käufer zu irritieren. Da geht Lieschen Müller zum Obi und kauft eine bunte Mischung Gemüsesamen und dann steht da bei einer Tomate F1.. Oha, was ist das denn böses? Gentechnik womöglich? Bäh. Ne, lieber die ohne F1. Scheint der Trent in Deutschland zu sein. Die Inhaltsangaben auf Lebensmitteln sind auch kryptisch und nur für Experten zu entschlüsseln.

    Keine Ahnung, wer da in der Mehrheit ist, der unwissende Gelegenheitskäufer oder der kundige Tomatenfreak. Ich muß gestehen, daß ich Saatgut für Kohlrabi, Kohl, Karotten und co auch nur so nach der Optik kaufe, keine Ahnung, obs da Hybriden gibt. Lediglich bei Chilis und Tomaten bin ich da inzwischen deutlich weiter.
     
  • Neulich war ich auf der Suche nach Saatgut und wunderte mich über die Vielzahl von F1 Hybriden die angeboten wurden. So arg versteckt ist die Angabe meist nicht. Ich ziehe nicht-F1 Sortzen vor, nicht aus Angst, sondern weil ich gerne eigen Samen sammle und wider aussäe, dazu brauche ich stabile Sorten.

    Allerdings habe ich nicht darauf geachtet wer die Anbieter des Saatguts waren, Kiepenkerl und Sperli waren jedenfalls darunter.
     
    Das ist ganz bewußt so gemacht von der Industrie, denn sonst verkaufen diese ganzen Firmen ja im Folgejahr kein Saatgut mehr weil man es selber vermehrt.
    Man kann davon ausgehen das alle bekannteren Firmen F1 Saatgut vertreiben.

    Was meinst du warum sich Privat und in einigen Internetforen (steht dann meist bei alte Sortenreine Züchtungen, nur für den Privatanbau) für den Erhalt für altes Saatgut so einsetzten und drum bitten das Hobbygärtner wie wir da mithelfen?
    Sortenreines wird immer mehr verschwinden vom Markt, es geht leider nur noch um Gewinn.
     
    Aus Sicht der großen Saatgutindustrie sind Hobbygärtner sowieso eine verschwindent geringe, unbedeutente Gruppe. Das ist der Grund warum keine Pflanzenzüchtung mehr für Kleingärten betrieben wird. Wir müssen uns mit den Hybriden zufrieden geben, die für den großen kommerziellen Anbau gezüchtet wurden.

    Grüßle, Michi
     
    Wir müssen uns mit den Hybriden zufrieden geben, die für den großen kommerziellen Anbau gezüchtet wurden.

    Grüßle, Michi


    Müssen wir? Ich habe keine, zumindest nicht unter den Tomaten. Und trotzdem werde es immer mehr, sodass ich langsam Entscheidungsschwierigkeiten bekomme. Noch habe ich keinen Mangel.
     
  • Haste jetzt aus dem Kontext gerissen.

    Aber ja, bei der Vielzahl an samenfesten Sorten, die es noch gibt, sollte es einem nicht so schnell langweilig werden. Zumindest für die Leute, die wissen, dass es die gibt.

    Grüßle, Michi
     
  • Außerdem hast Du uns fein erklärt, wie man neue Sorten macht. :pa:


    Wir können sie dann ja als Ziersträucher und Hundefutter unter die Leute bringen :grin:
     
    Also ein Bekannter vom mir hat mal für eine bekannte Saatgutfirma im Außendienst gearbeitet und erzählt, dass bei den Samentütchen derart gewaltige Margen an Gewinn drin sind, dass glaubt fast keiner.

    Ich weiß nicht, ob den Samentütenfirmen im Hobbybereich wirklich daran gelegen ist, Hybridsorten zu verkaufen, damit ja keiner Samen nehmen kann.
    Wer sich auskennt und auf samenfeste Sorten Wert legt, tut das sowieso und wird auch im Netz mehr als fündig.
    Ich denke, dass dort einfach die Margen höher sind als bei einer 0815 Sorte. Denn mal ehrlich: welcher normale Hobbygärtner nimmer von seinen Sorten immer Samen, achtet auf Verhütung und einen groß genugen Genpool? Das machen viele hier im Forum, die sich speziell damit auseinadersetzen. Aber bei uns in den Kleingärten und der Nachbarschaft wo fast alle Gemüse anbauen, tut das keiner. Die kennen oft nichtmal den Unterschied zwischen Hybride und samenfester Sorte.

    Das nächste ist ja, dass wenn eine Samentütenfirma alte Gemüsesorten in größerem Umfang ins Programm aufnehmen möchte, dies ja auch rechtlich gar nicht geht. Die meisten Sorten sind nicht registriert und dürfen daher nicht zum Verzehr als Gemüse angeboten werden. Wenn die Saatgutindustrie keine samenfesten Sorten anbietet, woher sollen es die Samentütenfirmen dann beziehen?

    Das mit der schlechten Kennzeichnung von Hybriden fällt mir auch hauptsächlich bei Kiepenkerl und Sperli auf. Wobei ich auch sagen muss, dass ich nichts gegen diese Firmen habe, die Qualität des Saatguts ist meiner Erfahrung nach hervorragend.
     
    Müssen wir? Ich habe keine, zumindest nicht unter den Tomaten. Und trotzdem werde es immer mehr, sodass ich langsam Entscheidungsschwierigkeiten bekomme. Noch habe ich keinen Mangel.
    Hab ich schon mal geschrieben vor langer Zeit: Ich glaube, daß das Internet dank Foren wie diesem, dank der Möglichkeiten des Online Shoppings und des länderübergreifenden Austausches das Überleben vieler vieler Sorten möglich macht. Es wird immer genug Enthusiasten und Hobbygärtner geben, die da Zeit reinstecken. Hauptsache die Lobby der Industrie fängt nicht irgendwann an, die Umsetzung der Gesetze zu fordern, die sie schon durchgedrückt haben. Nicht umsonst beziehen viele von uns Saatgut für "Zierpflanzen"...
     
    Das mit den Zierpflanzen liegt aber auch daran, das man mit 10 oder 15 pingelig abgezählten Körnchen keine Erhaltungszucht betreiben kann, weil das schlicht viel zu wenige sind und der faule (bzw. gierige) Kleinerzeuger sich die sortenreine Vermehrung und ordentliche Aufbereitung des Saatguts gespart hat.

    Der große Unterschied zwischen Ein- und Verkauf täuscht aber (wie bei Vertriebspyramiden) leicht darüber hinweg, dass die Ware auch an den Mann gebracht werden muss. Ob man 5gr oder 10gr (~3000Korn) samenfeste Tomatensamen für 1Euro kauft, ändert nichts daran, dass die Privatkunden nicht beliebig viele Pflanzen anbauen können.

    Dazu kommt, dass die vergleichsweise teuren Hybridsorten teilweise extreme Vorteile haben. Für mich als Hobbygärtner macht es einen Riesenunterschied, ob ich 2-3kg oder 5-6kg Cherrytomaten von einer Pflanze ernten kann. Das ein Samenkorn statt 0,1ct schon mal 80cent kostet, fällt bei den Ertragsunterschieden nicht ins Gewicht... auch weil ich den Ertrag gar nicht durch zusätzliche Pflanzen und unbezahlte Mehrarbeit ausgleichen könnte (von den Kosten eines größeren Gewächshauses ganz abgesehen).
    Als Privatanbauer kann ich teure Hybride auch durch Stecklinge vermehren, falls mir die Hybrid-Samenkörner in meinen Mengen zu teurer sind.
     
    Also ein Bekannter vom mir hat mal für eine bekannte Saatgutfirma im Außendienst gearbeitet und erzählt, dass bei den Samentütchen derart gewaltige Margen an Gewinn drin sind, dass glaubt fast keiner.

    Doch, ich.

    Die Tüten werden nämlich immer größer, der Inhalt immer kleiner und der Preis bleibt oder steigt. Inzwischen sind in manchen Tüten nur noch 4 (!) Samenkörner, und die kosten rund 2 Euro. Es steht zwar drauf wie viel drin ist, aber aus meinen Kindheitstagen kenne ich das anders - damals waren die Tüten kleiner, aber es waren immer dutzende Samen drin, bis vielleicht auf dickes wie Bohnen, wo nicht mehr als 20 oder 30 in die Tüte hineingingen.

    Unlängst hatte ich einen Bericht über die schwäbische Alblinse gelesen, die beinahe verlorengegangen wäre. Ein Biobauer willte diese Sorte wieder anbauen (die einzige Linse die auf dem Boden gut wächst), und erst nach jahrelanger Suche fanden sich noch einige in einem russischen Saatgutarchiv in St. Petersburg (die Sorten Späths Alblinse I und Späths Alblinse II, eine mehlige und eine festkochende Sorte).

    Irgendwie bezeichnend dass ausgerechnet Russland sich darum kümmert ... die modernen Sorten, die er zwischendurch probierte waren alle ungeeignet für den kargen und im sommer oft trockenen Boden.

    Das aussterben alter Sorten ist real, sogar solche, die regional große Bedeutung hatten.
     
    Auf der anderen Seite kostet Erhaltungszüchtung von Sorten Geld. Viele Sorten = viel Platz und Zeitbedarf, hohe Kosten, aber vergleichsweise geringer Ertrag. Kein Wunder also, daß das nicht im grossen Stil gemacht wird.
    Ein Grund, warum ich gerne Samen kaufe, statt selber zu machen - finanzielle Unterstützung von Tatjana und co. Der Hauptgrund ist, daß ich bei einer oder zwei Pflanzen pro Sorte keine Lust habe, daß eine ganze Rispe nicht trägt, weil das Verhüterli da einen Prozess behindert hat.
     
    Moin,

    im Zusammenhang mit F1-Hybriden lese ich immer öfter dass sie mehr Ertrag pro Pflanze bringen, ich kann das gar nicht nachvollziehen denn wenn ich von einer Pflanze (Cherry-Tomaten) zwischen 6 bis 8 Kilo, manchmal auch mehr ernte, dann langt mir das doch. Mehr kann ich von den Hybriden auch nicht erwarten, es sei denn ich nutze die gleiche Anbaumethode wie sie im kommerziellen Betrieb weit verbreitet ist (bügeln), dann habe ich deutlich mehr Ertrag, allerdings unabhängig davon ob F1-Hybride oder nicht.
    Eine fehlende Kennzeichnung fällt mir vor allem bei Jungpflanzen auf die in Baumärkten usw. angeboten werden, viel mehr als "Tomate" ist da nicht zu lesen.

    Gruß Conya
     
    Mmmhja, hab es letztes Jahr schon mal erklärt und damit niemand suchen muss zitiere ich mich mal selbst...;)

    den Begriff "bügeln" kenne ich nur aus der Ganzjahreskultur in Gewächshäusern.
    Dabei wird in 3 bis 3,5 m Höhe ein Spanndraht gezogen an dem so genannte Bügel befestigt werden auf denen die Schnur zum Aufleiten der Pflanzen aufgewickelt ist. Kommt die Pflanze am Spanndraht an wird sie abgehängt, man wickelt also etwas von der Schnur vom Bügel und versetzt jenen gleichzeitig ein Stück nach vorne.
    Mit dieser Methode wird ein größeres Längenwachstum der Pflanze bis zu 20 m und entsprechend hoher Ertrag erreicht.
    In der Regel wird der unterste Teil der Pflanze bei jedem Abhängen entblättert und so der Knicktriebbildung durch Lichtmangel entgegen gewirkt, das verhindert aber keine Knicktriebe durch hohes Fruchtgewicht.

    Gruß Conya
     
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