Kennzeichnung F1-Hybridsaatgut?

Die Frage, die ich mir stelle ist, wie kann überhaupt sichergestellt werden, dass die alten samenfesten Sorten anständig erhalten werden?

Wenn man so liest, wieviele Tomaten man ziehen muss und welcher Aufwand dahinter steckt um nur EINE Sorte vernünftig zu erhalten, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Hobbygärtner und Züchter das vernünftig für so viele Sorten bewerkstelligt.

Es geht mir ja selber auch so. Ich nehme gerne Samen von eigenen Tomaten. Alleine schon zum Tauschen und Weitergeben über den Gartenzaun.
ABER ich habe selten mehr als zwei Expemplare pro Sorte. Eine vernünftige Erhaltung ist so auf Dauer nicht sichergestellt.
Und ich glaube auch nicht, dass die ganzen "Ein-Personen"-Samenanbieter hier im Internet sich den Aufwand machen. Die haben meist 50 Sorten und mehr im Programm. Das geht ja gar nicht.
Da wird sicher nur verhütet und basta.

Die Frage ist, kann so die Vielfalt sinnvoll erhalten bleiben?
 
  • Die Frage, die ich mir stelle ist, wie kann überhaupt sichergestellt werden, dass die alten samenfesten Sorten anständig erhalten werden?

    Es gibt Samenbanken, so wie die in Russland, wo die Alblinse erhalten wurde: http://www.sueddeutsche.de/wissen/w...burg-die-acht-billionen-dollar-bank-1.2040929

    Auch die UN unterhält so eine Samenbank. Aber das Problem ist die Finazierung - seit ende der Sowjetunion muss hat das Wawilow-Institut ein Geldproblem, und die UN Samenbank kann sich auch nicht um alles kümmern, z.B. die Alblinse ist niemals aufgenommen worden und ware um ein Haar als Sorte verloren gewesen.

    Diese Institute benötigen auch Anbaufläche in verschiedenen Klimazonen, oder entsprechende Gewächshäuser um alle paar Jahren die Samenbestände aufzufrischen.

    Es fehlt hier auch etwas der politische Wille. Was z.B. die USA in den Verteidungungshauhalt stecken, könnte dutzende solcher Institute finanzieren.

    PS: Noch eines, vielelicht das ambitionierteste Projekt: http://de.wikipedia.org/wiki/Svalbard_Global_Seed_Vault
     
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    Und ich glaube auch nicht, dass die ganzen "Ein-Personen"-Samenanbieter hier im Internet sich den Aufwand machen. Die haben meist 50 Sorten und mehr im Programm. Das geht ja gar nicht.
    Da wird sicher nur verhütet und basta.


    Auch daran habe ich inzwischen meine Zweifel... Sonst gäbe es nicht so viele falsche (= verkreuzte) Sorten. Und ich rede nicht von Aufspaltungen bei noch nicht samenfesten Sorten, sondern von alten, historischen Sorten.
     
  • im Zusammenhang mit F1-Hybriden lese ich immer öfter dass sie mehr Ertrag pro Pflanze bringen, ich kann das gar nicht nachvollziehen denn wenn ich von einer Pflanze (Cherry-Tomaten) zwischen 6 bis 8 Kilo, manchmal auch mehr ernte, dann langt mir das doch.
    Wenn du den Platz für entsprechend viele Triebe hast, ja. Dann könntest du aber bei gleichem Risiko auf Pilzerkrankungen auch mehr Pflanzen auf der gleichen Fläche setzen... womit wir wieder bei dem Punkt sind, das der Platz bei vielen Hobbygärtnern sehr begrenzt ist.
     
  • Ganz tolle Diskussion, bin begeistert. Einen langen Roman will ich nicht schreiben, da ich mit dem Smartphone tippe. Aber...

    Ja, es ist leider so: Die Isolation (=Verhütung) und eine richtige Selektion im Rahmen der Erhaltungszüchtung leidet in der Regel bei der Erhaltung alter Sorten. Dem Global gerecht zu werden bei der Menge an Sorten bei den wenigen Leuten, selbst weltweit gesehen, die dafür einstehen. Das wirkt unlösbar. Auch weil es kein Netzwerk gibt, keine Absprachen. Viele Sorten vielfach richtig erhalten werden. Und die meisten nur mangelhaft und notdürftig. Ich habe samenfeste Sorten, die haben eine enorme Vitalität und Ertragsleistung.

    Grüßle, Michi
     
    Moin Till,

    wenn ich von einer samenfesten Cherry-Tomate meine 6 Kilo haben möchte, dann muss ich doch aber keine 6, 7, 8 oder noch mehr Triebe stehen lassen, für gewöhnlich reichen 2 bis 4 aus um einen Ertrag von 6 und mehr Kilo zu haben, da sehe ich keinen wirklichen Unterschied zu F1-Hybriden.
    Sicher ist es richtig dass viele Hobbygärtner nicht unbegrenzt Platz haben, aber wenn eine Pflanze pilzanfällig ist sind die beiden rechts und links davon es auch, jedenfalls wenn sie der selben Sorte zugehörig sind.
    Übrigens haben sich viele samenfeste Sorten im ungeschützten Freilandanbau als widerstandsfähiger erwiesen als so manche Hybriden, wobei ich keinesfalls behaupten möchte dass dem generell so ist.

    Ich muss allerdings zugeben, es dauert einige Jahre bis man herausfindet welche Sorten sich für den Standort besonders gut eignen den man nutzen kann, einschließlich der unbekannten Größe "Wetter". Irgendwann hat man dann diverse Sorten zusammen die sich über die Jahre tapfer durchkämpfen und guten Ertrag bringen, aber selbst das hilft einem nicht wenn ein ganz "bescheidenes" Tomatenjahr kommt denn dann wollen sie alle nicht so wie man es gerne hätte.
    Und da man auch noch was zum schimpfen braucht testet man zusätzlich immer wieder Sorten die man noch nicht hatte:grins: - oder mach nur ich diesen Blödsinn?

    Gruß Conya
     
  • Und da man auch noch was zum schimpfen braucht testet man zusätzlich immer wieder Sorten die man noch nicht hatte:grins: - oder mach nur ich diesen Blödsinn?

    Gruß Conya



    Ich mache das aus Lust am Abenteuer :grins:
    Neue unbekannte Dinge/Wege zu erproben ist doch interessanter, als immerzu dasselbe.
     
    Oh bitte, dass machen wir doch alle... :D

    Mal ganz ehrlich, wem hier geht es denn rein um den Ertrag? Man hat ja schon seine Freude beim Anziehen, sehen wie es wächst, die ersten Blühten, dann die Früchte, das Verkosten...
    Es ist mir egal, ob ich 5 kg Ertrag habe oder 6-8 kg pro Pflanze. Da ist es mir schon viel wichtiger, dass die Pflanzen resistent und widerstandsfähig sind.

    Wir sind uns doch alle bewusst, dass sich unser Hobby finanziell nicht auszahlt. Wenn ich drüber nachdenke, was ich alles an Geld in Garten, Pflanzgefäße, Saatgut, Kunsticht und Strom, Erde, Dünger, Gewächshaus, etc. gesteckt habe, könnte ich sehr sehr sehr sehr lange Biogemüse kaufen. Aber wer will das schon? :grins:

    Zu den samenfesten "alten" Sorten: Wann sind die denn ungefähr entstanden? 18. Jahrhundert? 19. Jahrhundert? Früher? Später? Wie wurde damals eine "professionelle" Erhaltungszucht gemacht?

    Saatgutarchive sind ja nett zum Konservieren, aber was haben wir Hobbygärtner davon? Die Sorten gehörten doch in den Garten und auf den Teller!
     
    Saatgutarchive sind ja nett zum Konservieren, aber was haben wir Hobbygärtner davon? Die Sorten gehörten doch in den Garten und auf den Teller!

    Moin,

    aus dem Grund suche ich mir verschiedene Sorten aus Shops und privaten Archiven zusammen oder auch von anderen Hobbygärtnern, Bauern usw.
    Sorten die sich bei mir gut machen und nicht dauernd krank werden behalte ich im Sortiment, andere werden gestrichen und immer wieder wird was (für mich) Neues ausgetestet und obwohl die Hybridsorten nicht schlecht sind meide ich sie denn Saatgut kann ich von denen nicht gebrauchen - außer zum experimentieren.
    Pflanzen selber anziehen macht schon Spaß, aber ich mache es auch deshalb weil ich von den meisten Sorten gar keine Jungpflanzen kaufen könnte, sie werden nicht angeboten, aber auch nicht nachgefragt weil sie zumindest in Germany kaum jemand kennt.
    Da muss noch viel Informationsarbeit geleistet werden, nicht nur in Foren, auch im eigenen Umfeld und so weit es mir möglich ist mach ich das, mit Erfolg.

    Gruß Conya
     
    Ich finde das ist eine gute Methode, selbst zur Erhaltung beizutragen.

    Wie groß ist dein privates Sortenarchiv ungefähr?
    Ich habe immer das Gefühl, dass das bei mir ganz ganz schnell aus dem Ruder laufen könnte und ich dann hunderte Sorten habe und der ganze Garten mit Tomaten voll ist... :d (so nach dem Motto: "Nur noch diese eine Sorte, die ich erhalten möchte...")

    Persönlich finde ich dieses Forum hier sehr gut, grade die ganzen Experten, die hier ihr Wissen weitergeben, die Züchtungsprojekte und die Ratschläge für Neulinge sind unglaublich wertvoll. Das alleine trägt schon zur Aufklärungsarbeit bei. Aber du hast recht, es muss noch viel getan werden.

    Und ich finde, mit den alten Sorten sollte auch privat "gearbeitet" sprich gezüchtet werden. Zum Erhalten des Bestehenden gehört für mich auch neues schaffen. Vielleicht sollten wir hier im Forum das eine oder andere Kreuzungsprojekt ins Leben rufen.
     
  • Moin,

    ich habe kein Archiv, aber irgendwas um die 100 und ein paar mehr Sorten, davon 43 die sich in meiner Gegend bestens bewährt haben, alle anderen sind noch in der mehrjährigen Bewährungsphase oder kommen jetzt neu dazu.
    Was sich hier nicht erfolgreich durchschlagen kann wird aus dem Sortiment gestrichen, damit lässt sich gut vermeiden dass man zum Sammler mit größeren Lagerbeständen wird.

    Gruß Conya
     
  • Mal was neues von Kiepenkerl:

    Ich habe mal wieder wegen der Kennzeichnung von F1 Hybriden bei Kiepenkerl nachgefragt. Mich geht das nämlich ziemlich auf die Nerven, wenn man nicht mehr weiß, was genau ne Hybride ist und was nicht.

    Ihre Frage:

    Sehr geehrte Damen und Herren!Handelt es sich bei dieser Sorte um eine F1-Hybride? Wenn ja, warum ist dies nicht auf der Samentüte vermerkt?Genauso bei der Sorte Diplom? (diese wird als Bio-Saatgut verkauft)mfg

    Unsere Antwort:
    Sehr geehrter Gartenfreund,die Tomate Licobello ist eine F1, Die Tomate Diplom Bio nicht. Da es bis jetzt noch keine einheitliche Zeichnungspflicht für F1 Hybriden gibt, steht es leider noch nicht überall auf den Tüten. Ihr Nebelung Kundenservice

    Da gibt es keine einheitliche Kennzeichnungspflicht? Ich dachte immer, das wäre klar geregelt, dass da drauf stehen muss, dass es eine F1-Hybride ist? Kennt ihr die Diplom als samenfeste Sorte? Ich kenne die nämlich nur als Hybride. Ist auch so im EU Sortenkatalog vermerkt. Weiß da jemand von euch mehr?
     
    Ich kenn mich mit dem rechtlichen Aspekt nicht aus.

    Ich kenn nur etwas zur Sorte sagen: Die Diplom F1 ist definitiv eine F1-Hybride. Produziert wird die Saat von HILD Samen GmbH (http://www.hildsamen.de/pdf/frucht_de_tomaten.pdf). Die Hybride ist eine verbesserte Form von Hild's Diplom, welche eine alte, samenfeste Sorte ist - nur noch zu bekommen über IPK Gatersleben.

    Grüßle, Michi
     
    Moin,

    bei einigen Sorten kann es schon mal zu Verwirrungen führen, z. B. gibt es von der Goldita auch eine F1-Hybride und eine samenfeste Variante, wobei ich die Letztere bevorzuge, sie ist meiner Ansicht nach besser als die Hybride.
    Wenn man dann noch bedenkt dass nicht immer auf den Tüten steht ob es eine F1 ist oder nicht ist das Chaos schon fast perfekt... aber vielleicht ist das auch so gewollt denn ein Verbraucher der das nicht mehr durchschauen kann gibt seine Suche schneller auf und resigniert mit der Zeit.

    Gruß Conya
     
    Ich hatt Vitella Sorte gekauft ghabt. Ich wollt dies JAhr auch Samen gewinnen, doch im Internet steht auch Vitella F1. Ist auch von Kiepenkerl. Auf der Packung steht kein F1. 'Was meint ihr Samen machen oder lieber gleich eine ähnliche Sorte raussuchen? Hab ich bei Baldur geholt, wenn das helfen sollte.
     
    wenn Du die Samen schon da hast, warum nicht aussäen? Nur wenn Du die Samen von der im nächsten Jahr aussäst, dann hast Du halt nicht mehr dasselbe, sondern eine vielfältige Sortenaufspaltung. Wenn Du das nicht willst, nächstes Jahr einfach neue Samen kaufen (und dann samenfeste Sorten nehmen).
     
    Die Vitella ist eine Hybride und kommt von De Ruiter Seeds BV, ein Unternehmen, das zu Monsanto gehört.

    Hier der Link aus der Sortendatenbank der Eu:

    http://ec.europa.eu/food/plant/propagation/catalogues/database/public/index.cfm?event=RunSearch

    Leider ist ein direkter Link zur Sorte nicht möglich. Hier ein Screenshot im Anhang.


    Unter dem Punkt "Name" steht "Hybrid", daneben steht dann "yes".


    Hab die Sorte mal gegoogelt, sieht doch gut aus, würde ich - jetzt wo Du die Samen schon hast - auf jeden Fall probieren. Resistent gegen Krautfäule ist immer gut ;).
    Auf den Bildern der Verpackungen, die ich im Netz gefunden habe, ist sie bei Kiepenkerl schon als F1 gekennzeichnet. Vielleich hast du ne alte oder eine ganz neue Packung, wo das geändert wurde?
    Zur Weitervermehrung würd ich mir aber eine samenfeste Sorte suchen.
     

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    Im von WaA76 genannten link bin ich nicht fündig geworden. Weiß jemand von euch sicher ob die Balconi yellow (Quedlingburger Saatgut) eine F1 ist? Wenn ich die Sorte google, dann finde ich Hits mit und mit ohne F1. Gibt es beide Sorten, oder ist sie immer ein Hybrid? Ich baue die Tomate auf jeden Fall dieses Jahr an, wüßte halt nur gerne, ob ich Samen nehmen kann.

    Liebe Grüße, Pyromella
     
    Hab die Verpackung genauer studiert, hinten bei der kleingedruckte Beschreibung steht daß es eine Hybrid F1 Sorte ist. Schade. Ich werde diese Sorte nächstes Jahr ersetzen ich mag keine Überraschungen.
    Danke.
     
    Die im Sortenkatalog eingetragene Balconi Yellow ist auf jeden Fall eine Hybride (siehe Anhang).

    Laut Sortenkatalog stammt sie direkt von der Saatzucht Quedlinburg GmbH, da diese auch als Erzeuger/Erhalter eingetragen ist.

    Das Suchen in der Sortendatenbank ist oft nicht einfach, ich stoße da teils auch an meine Grenzen. Ich poste hier mal, wie ich es normalerweise mache.
     

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