Also wenn ich lese, wie nun hier (verbal hin-)gerichtet wird, reut es mich fast, dass ich diesen Strang mit meinem Beitrag aus seinem Dornröschenschlaf geholt habe...
Ich finde es ganz schön heftig, wie Anett alias Harzfeuer hier die Stimmung aufgeheizt hat mit ihren Vorwürfen und Anschuldigungen!
Manchmal denke ich, so ein Nickname gibt doch viel Aufschluß über die Person die dahinter steckt. Harzfeuer hat hier jedenfalls eindeutig gezündelt...
Ich finde das sehr schade, wie hier Menschen, die sich Gedanken um die ihnen anvertrauten Haustiere machen, angegriffen und verunglimpft werden.
Man könnte ja kurzerhand den Spieß umdrehen und sich mal vorstellen, was wäre, wenn jemand wie Anett/Harzfeuer Zoodirektor wäre...
Naja, vielleicht würde sie dann das Thema "Tiere niemals einsperren" etwas differenzierter betrachten.
Nun könnte natürlich der Einwand kommen, dass Zoos sowieso abgeschafft gehörten, weil sie keine artgerechte Haltung der Tiere ermöglichen - naja, also dann ist das halt Schicksal, wenn wir in 10, 15 Jahren keine sibirischen Tiger mehr auf diesem Planeten haben, oder keine Orang-Utans, keine Flachlandgorillas, keine Roloway-Meerkatzen, keine...
...weil deren natürlicher Lebensraum längst keine Bestandserhaltung mehr zulässt...
Genauso wie ich es als Aufgabe der Zoos sehe, diese wundervollen Geschöpfe, die sich in der Evolutionsgeschichte so mannigfaltig entwickelt haben, nun wenigstens vor dem Aussterben zu schützen, wenn wir Menschen mit unserer Lebensweise schon so tief und nachhaltig in die natürlichen Zusammenhänge eingegrifffen haben, genauso sehe ich es als Aufgabe der Tierhalter an, einerseits das individuelle (Lebe)Wesen, das er bei sich aufgenommen hat, bestmöglich zu schützen, als auch dessen Auswirkungen auf die schon über die Maßen belastete Umwelt zu minimieren.
Was würdet ihr denn einem Halter von einem Husky-Rudel (ich kenne mich ein wenig mit diesen Hunden aus, meine Cousine nimmt mit ihrem Rudel auch an Hundeschlittenrennen teil) halten, wenn der hier postulierte, Tiere einzusperren käme niemals für ihn in Frage???
Würde es euch gefallen, wenn dieses Rudel dann auf der Hatz nach einer Katze durch euren Garten brechen und diese dann auf eurer Terrasse, vor eurem Frühstückstisch, erlegen würden?
Und bitte keine Diskussion darüber, dies würden die Huskys nicht tun. Sie tun solches, so bald man ihnen Gelegenheit dazu gibt. Weshalb der Garten meiner Cousine mit dem Hundezwinger mittlerweile einem Hochsicherheitstrakt ähnelt...
Ich möchte diesen Aspekt in die Diskussion einbringen, weil er bisher nicht betrachtet wurde: Die Auswirkungen der Freilaufhaltung bei Katzen auf das - sowieso schon angeschlagene - natürliche Gleichgewicht.
Ich weiß nicht, inwieweit ihr euch mit der Herkunft eurer geliebten Fellnasen beschäftigt habt?? Nun, alle Hauskatzenarten, angefangen mit der allseits beliebten Europäisch Kurzhaar, besser bekannt auch als F(eld)W(ald-und)W(iesen)K(atze), über Perser, Siamesen, Briten, selbst in der Optik an Wildkatzen erinnernde Norweger, Maine Coon und Sibirer - stammen allesamt von der afrikanischen Falbkatze ab und tragen eben keinesfalls Erbgut der in Europa ansässigen Wildkatze in sich.
Was bedeutet dies für die Herkunft unserer Katzen? Wir alle kennen die Theorien zur Domestikation der Hunde. Aufgrund der ähnlichen Familienstrukturen und Jagdgewohnheiten lohnte es sich für beide Seiten, sowohl für die in einer Jäger-und Sammlergesellschaft lebenden Steinzeitmenschen, als auch für die Wölfe, eine Kooperation einzugehen, gemeinsam zu jagen, gemeinsam zu leben, das Rudel "Familie" gemeinsam zu beschützen.
Jäger- und Sammlergesellschaften gab es lange Zeit, bevor der Mensch Ackerbau und Viehzucht für sich entdeckte.
Wie kam er aber zu der Katze, und wieso gerade zur Falbkatze? Es wird davon ausgegangen, dass sich der Ackerbau in der Steinzeit im Gebiet des "fruchtbaren Halbmondes" des Zweistromlandes im heutigen Irak, entwickelte und sich in der Frühzeit zunächst regional ausbreitete - eben auch in die Gebiete, in denen die Falbkatze ansässig war.
Da die frühen Ackerbauern, anders als die Jäger und Sammler, darauf angewiesen waren, ihre Ernte für das gesamte Jahr einzulagern, hatten sie erheblich mehr unter Fraßschädlingen zu leiden, als die Jäger und Sammler, die nur kurzzeitig bevorrateten und ansonsten eher "aus der Hand in den Mund" lebten. Plötzlich wurden Mäuseplagen zu einer Bedrohung der Lebensgrundlage - und welches Tier ist bekanntlich der beste Mäusejäger?
Unsere Katze.
Die Dankbarkeit der frühen Ackerbauern für die Tätigkeit der zuerst mehr wilden, dann langsam domestizierten Falbkatzen gipfelte ja unter anderem in der Verehrung als Gottheit, die ihr die Ägypter, deren Wirtschaft ja in überaus großem Maße vom Getreide abhängig war, angedeihen ließen.
Zur gleichen Zeit, als im Zweistromland sich eine Ackerbaugesellschaft etablierte, als Ziegen, Schafe, Rinder gezähmt wurden (alles übrigens Tiere, deren Vorfahren ebenfalls aus dieser Region stammen...) ging in Europa noch über Tausende von Jahren alles seinen gewohnten Gang in Jäger und Sammlergesellschaften.
Erst vor ca. 5.000 Jahren fasste die Ackerbaukultur langsam Fuß in hiesigen Breiten, und es ist davon auszugehen, dass mit dieser Kultur eben auch die ersten, nun domestizierten, Hauskatzen den Kontinent erreichten.
5.000 Jahre scheinen eine lange Zeit, doch unter biologischen Gesichtspunkten ist es gerade mal ein Wimpernschlag, und die hier ansässige Wildtierpopulation konnte sich noch kaum auf diesen eingeschleppten Jäger anpassen, als die industrielle Revolution mit einhergehender Bevölkerungsexplosion das fragile Gleichgewicht endgültig zum Kippen brachte.
Angesichts der Auswirkungen der vermehrten Katzenhaltung gibt es bereits vermehrt Stimmen von Naturschützern, die zum Schutze von Vögeln, Reptilien, Amphibien und Insekten schon fordern, Katzen zur Jagd unbrauchbar zu machen, indem man ihnen die Zehenendglieder mitsamt der Krallen amputiert bzw. sie am es am liebsten sähen, wenn jegliche Katzenhaltung verboten würde!
Ich bin über solche Forderungen, insbesondere die tierquälerische Amputationsforderung mehr als entsetzt!
Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass sich die geliebte Fellnase und Samtpfote draußen in der freien Wildbahn in einen erbarmungslosen Jäger verwandelt.
Dass es viele positive Auswirkungen der herkömmlichen Katzenhaltung gibt, würde ich als allerletztes bestreiten: ich habe ein Tier zum streicheln, zum versorgen, muss im Gegenzug nicht viel Arbeit aufbringen wie spazieren gehen, spielen, soziale Ansprache, weil die Katze ja eh den ganzen Tag irgendwo alleine unterwegs ist, muss mich nicht um lästiges Reinigen von Katzenklos kümmern, mein Anwesen wird frei gehalten von Schädlingen wie (Wühl-)Mäusen und Ratten, die Katze versorgt sich zum Großteil selbst, habe darum wenig bis keine Futterkosten...
Allerdings empfinde ich es als sehr einseitig, eben nur diese positiven Auswirkungen auf einen selbst, sein eigenes, direktes Umfeld zu betrachten, und dies auch nur solange, wie man selbst betroffen ist.
Das stereotype und unnachgiebige Beharren auf der in meinen Augen überkommenen Freilaufhaltung der Katzen verschließt ja wissentlich die Augen vor den Auswirkungen auf die Umwelt, angefangen von der erwähnten Schädigung von Vogel-, Reptilien- und Insektenpopulationen über die Belästigung der Nachbarschaft wegen Katzenkot und -urin bis hin zur Beeinträchtigung der Lebensqualität der Katzen selbst durch Überpopulation, verbunden mit Stress, Rangkämpfen und dadurch ausgelösten (Immun)Krankheiten.
Zweitens wird hier in einem Strang, in dem es um genau dieses geht, die - nicht nur in meinen Augen ideale - Katzenhaltung mit gesichertem Freilauf von den Kritikern völlig unterschlagen.
Mir fehlen in dieser Diskussion die Facetten des Lebens, welches nicht aus Schwarz-Weiß-Malerei, sondern aus ineinander verlaufenden Grautönen besteht.
Anstatt aufeinander einzudreschen - sollte man doch lieber einen für alle Seiten gangbaren Kompromiss anstreben.
Unser Kompromiss sieht so aus, dass wir 1/3 unseres Gartens für unsere Katzen reserviert haben. Unsere Katzen haben so eine großzügige Spielfläche, abwechslungsreiche Versteckmöglichkeiten, vielfältige Sinneswahrnehmungen - all das, was in einer reinen Wohnungshaltung zu kurz kommen kann.
Andererseits ist sicherlich dieses Stück Erde für die Natur sozusagen "verloren". Zwar haben wir sehr viele Vögel auch im Bereich des Katzengartens, sie ernähren sich hier wie im übrigen Gartenteil gerne von Insekten, Würmern, Schnecken und Samen - allerdings ständig in Hab-Acht-Stellung und ein Nestbau wird in dieser Umgebung wohl (hoffentlich) niemals stattfinden.
Auch mit der ansässigen Spitzmauspopulation liegt einer meiner Kater - leider - in ständigem Clinch. Glücklicherweise fängt er die Tierchen lebendig und da ich ständig in der Nähe bin, wenn die Katzen draußen sind, kann ich dann eingreifen und ihm befehlen die Spitzmaus auszulassen - die dann zeternd, doch glücklicherweise unverletzt, von dannen zieht.
Vielleicht denkt doch der eine oder andere Katzenfreund mal darüber nach, dass unsere geliebten Fellnasen in ihrer Gesamtheit doch wirklich gravierende Auswirkungen auf unsere sowieso schon gebeutelte Natur haben.
Und ob es nicht vielleicht oder gerade auch im Sinne der Katzen wäre, ihnen einen geschützten Raum zu geben, der sie ja auch davor bewahrt, selbst Opfer zu werden.
Ich möchte meine Katzen nie missen, ich genieße jeden Tag, jede Stunde mit ihnen. Ich weiß um ihre "Jagdstrecke", die beeindruckend ist, wenn man bedenkt, dass sie ja nur auf etwas über 100 m2 auf die Jagd gehen...
Ich empfinde es als meine Verantwortung für unser aller Umwelt, dass ich dafür sorge, dass sie ihren Jagdtrieb nicht ungebremst ausleben können.
Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es dennoch genügend für sie, es macht auch große Freude, sie Katzenangeln und -wedeln auf der Rasenfläche hinterherspringen zu lassen, ein befriedigendes Gefühl, weil man etwas gemeinsam mit seiner Katze tut, wodurch dann auch die Beziehung intensiver wird.
Es kann keine ideale Welt geben, weder für Katzen noch für die Natur, solange es uns Menschen gibt.
Aber dennoch können wir versuchen, aufeinander zuzugehen und einen Kompromiss zu realisieren, der die Bedürfnisse aller Seiten so gut wie irgend möglich berücksichtigt.
In diesem Sinne gebe ich allen ein freundliches "Köpfchen" nebst wohligem Schnurren.