Um den Bogen noch weiter zu spannen...
Hallo Irubis,
da mache ich mal ein wenig mit....
gerade in den Vororten der großen Städte sind die Mieten horrend (man nennt diese Ansammlung nicht umsonst "Speckgürtel"). Ich merke es ja auch an unserer Wohnung im Umland von FFM, sauteure Gegend, nicht nur die Mieten sind hoch.
Das mit dem Speckgürtel ist eigentlich ein alter Hut und heutzutage müsste man eigentlich längst von einem (oder mehreren statdtintegrierten [historischen]), dem aktuellen inneren und einem äußeren Speckgürtel sprechen. Dabei ist die Immobilenpreisentwicklung innerhalb dieser Entwicklungszonen lokal unterschiedlich aber bezogen auf die aktuelleren "Stadterweiterungsgebiete" ist der innere Speckgürtel i.d.R. eine teure Gegend da hier eine noch (oder inzwischen) überwiegend höherwertige Bausubstanz auf Grundstücken mittlerer Größe steht und dieser ältere (und zentrumsnähere) Speckgürtel meist infrastrukturell sehr gut erschlossen ist. Fahrzeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln um 30 Min bis ins Zentrum einer Großstadt sind keine Seltenheit. Die jüngere historische Situation in D hat begünstigt, dass die inneren Speckgürtel der Metropolen sich in relativ kurzer Zeit etabliert haben und damit eine recht enge Bindung an Bauherrengenerationen vorliegt. Es mag etwas sehr pauschal sein, aber man kann provokativ durchaus formulieren: Die inneren Sckgürtel sind aktuell fest in der Hand der Alten.
In zahlreichen Neubaugebieten der 1960er und 1970er Jahre werden EFH in aktuell bester Lage von ein bis zwei Personen bewohnt, deren Kinder und ggf. auch schon Enkel sich mit weniger günstigen Wohnorten begnügen müssen.
Sicher, man kann sagen, dass man sich noch weiter entfernt, dort sind die Lebenshaltungskosten evtl. niedriger, aber irgendwann kippt dann die Waage... es geht sehr viel Zeit und noch mehr Geld für Sprit oder öffentlichen Personenverkehr drauf.
Die äußeren Speckgürtel sind schon deshalb eigentlch weniger attraktiv, weil zentrumsorientierte Infrastruktur (also sternförmig hineinführende Wege) mit größerem Abstand zum Zentrum immer weiter auseinander liegen.
Aus der Fläche heraus wird damit die Entfernung zur nächsten Hauptverkehrsader immer größer, die Attraktivität öffentlicher Verkehrsmittel in der Fläche sinkt drastisch - Individualverkehr in Richtung Zentrum muss nicht nur relativ große Entfernungen zurücklegen, sondern auch teilweise überlastete Strecken nutzen.
Die o.a. Bindung der Speckgürtelentwicklung an Altersgenerationen bedeutet allerdings auch, dass Änderungen absehbar sind, bzw. teilweise schon stattfinden. Geben die Alten ihre Wohnungen im inneren Speckgürtel auf, besteht theoretisch die Chance auf einen Generatíonenwechsel, der (jüngeren) Berufstätigen den Hauskauf in infrastrukturell günstiger Lage prinzipiell ermöglicht.
Dagegen sprechen leider vorrangig drei Aspekte:
1. die leider anhaltend hohen Grundstückspreise im inneren Speckgürtel,
2. die i.d.R. geringere Eigenkapitalausstattung jüngerer Hauskäufer und
3. die Tatsache, dass die älteren Häuser häufiger nicht den aktuellen Wohnidealen jüngerer Leute in vollem Umfang gerecht werden.
Nichtsdestotrotz sehe ich durchaus Chancen, dass (bei stagnierenden oder rückläufigen Geburtenzahlen) der Trend zu weiterer Ausuferung der Städte (von lokalen Sonderfällen abgesehen) ganz von alleine zum Stillstand kommt. Längst schießen in den Zentren (kleinerer) Kommunen (auch Kleinstädte auf dem Land)Altenwohnheime mit und ohne Betreuungsangebot aus dem Boden und wenn die Eigenständigkeit der Alten im inneren Speckgürtel abnimmt werden diese Angebote gerne angenommen. (So oder durch Ableben wird sich also die Verfügbarkeit zentrumsnaher Immobilien wieder erhöhen.)
Ich persönlich sehe daher das Bauen im äußeren Speckgürtel als ein eher riskantes Geschäft an, zu dem ich im Allgemeinen nicht raten möchte. Die kleinen individuellen Immobilen auf handtuchgroßen Grundstücken ohne brauchbaren Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel sind i.d.R. auf Dauer nur Geldgräber und verlieren mit jedem Cent Energiepreissteigerung an Wert.
Dieser Exkurs passt zwar wenig zur bisherigen Thematik des Threads, könnte aber für einige LeserInnen durchaus hilfreiche Anregungen enthalten.
Grüße
TB