Die Waldkapelle
(Autor unbekannt)
Die Frau Doktor wünschte, ihren Ferienaufenthalt in der
Nähe des Fürstenwaldes zu verleben. Da sie weiß, dass
der Andrang immer sehr groß ist, reist sie schon einige
Tage vorher ab, um sich ein Zimmer nach ihren Geschmack
auszusuchen.
Von dem Dorfschulzen begleitet findet sie ein Einzelzimmer,
mietet es für ihren Aufenthalt und fährt wieder nach Hause.
Dort angekommen, fällt ihr ein, dass sie vergessen hat, zu
fragen, ob ein WC (gutbürgerliches Wasserklosett) vorhanden
ist. Da schreibt sie an den Dorfschulzen und bittet ihn um
Antwort.
Dieser zerbricht sich bald den Kopf, was wohl WC bedeuten soll.
Er fragt den Pfarrer. Dieser sagt ihm, damit wäre sicherlich
die Waldkapelle gemeint. Der Dorfschulze schreibt nun
folgenden Brief:
"Sehr geehrte Frau Doktor!
WC ist vorhanden. Es liegt eine viertel Stunde vom Dorf entfernt,
inmitten schattigen Waldes. Es ist schon wegen seiner gesunden
Lage zu empfehlen. WC ist geöffnet Mittwoch und Sonntag bis
zum Beginn der Dunkelheit. Es empfiehlt sich eine viertel Stunde
vor Beginn da zu sein. Es sind ca. 60 Sitze und Stehplätze
vorhanden. Bei schönen Wetter findet die Veranstaltung auch
unter freiem Himmel statt. Sonntags empfiehlt sich der Besuch
besonders, da die Sache mit Orgelbegleitung vor sich geht.
Wir werden uns erlauben, der gnädigen Frau den besten Platz
zu reservieren - inmitten duftiger Pflanzen. Die Akustik ist ganz
hervorragend und schon von vielen Kennern bewundert worden.
Selbst der zarteste Ton ist in allen Gegenden zu hören und
verbreitet ein tausendfaches Echo. Für Besucher, denen der
Weg zu lang ist, ist ein Omnibus eingerichtet."
Der Dorfschulze