Marianna's Peace
Aus meinem Tomatentagebuch, 29.08.08:
Nach und nach und immer schneller werden die Tomaten reif.
Über die kleinen Eierfrüchte der Principe Borghese habe ich gefunden, dass sie zum Trocknen gut geeignet sind. Das hatte ich nun gar nicht vor! Egal, sie kommt sowieso nicht mehr in meine Kübel, trotzdem sie wirklich viel trägt.
Marianna's Peace, eine Berühmtheit, die ich mit allerhöchsten Erwartungen verkostet habe:
Sie ist bötchenförmig, weich, aber nicht matschig oder mehlig, saftig, hat ein ausgeprägtes, würzig-salziges, intensiv gemüsiges (= nicht obstiges) Aroma, das bei den nicht ganz spät-vollreifen wegen der noch etwas stärkeren Säure ein wenig besser zur Geltung kommt. Sie hat eben genug Süße, um den höheren Säureanteil auszugleichen. Absolut reif dürfte sie ziemlich weich sein und die Schale wird sich noch leichter vom Fleisch lösen.
Sie ist sehr vollfleischig und schmeckt so "wie früher", wie Tomatenscheiben mit Salz, Pfeffer, Zwiebel auf lockerem Weissbrot mit harter Kruste, die einem den Gaumen aufreisst.
Durchaus lecker und als Tomatensalat erfrischend. Verkochen werde ich sie nicht, obwohl sie dazu auch gut geeignet wäre.
Der Ertrag ist gut bis erstaunlich, besonders wenn ich zugestehe, dass viele (vor allem hohe und riesenfrüchtige) Fleischtomaten nicht unbedingt Kübel-Fans sind. Auch die Größe der einzelnen Frucht ist ordentlich. Schade, dass sie in den oberen Etagen noch so viele grüne Früchtchen hat, die sie nicht mehr zu voller Größe aufpumpen kann.
Die Pflanze wird hoch und stark mit auffallend kräftigen Trieben, kartoffelblättrig.
Ich muss die Tomaten nacheinander mit der Schere vom Wickel schneiden, einfaches Abpflücken vom Stiel geht bei ihr nicht.
Empfehlenswert, schon allein wegen der Legende um Marianna, der Auswanderin, und des Preises, der einmal für die Samen bezahlt wurde. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass sie DIE absolute Krönung aller Tomaten sei. Es ist auch etwas unfair, ganz grob und generell süße oder feste (Grilltomaten), körnig-sämige (Marktomaten für Saucen), kleine, halbwilde, hocharomatische oder besonders säurebetonte oder hohle zum Füllen mit großen Fleischtomaten in einen Topf zu werfen und zu vergleichen. Ich vergleiche ja auch nicht Zwetschgen mit Pfaumen und Mirabellen und komme zu dem Ergebnis, dass eine Pflaume für eine Zwetschge ein Bisschen wenig würzig und auch gar nicht mirabellig schmeckt.
Alle selbstgezogenen Tomaten schmecken mir besser als Dekostückchen von rötlichen Wassersäcken, die dem Insalata-mista-Teller eines Restaurants beiwohnen.
Marianna kommt in die engere Wahl für's nächste Jahr, wenn die immer noch grüne Mammoth German Gold sie nicht aussticht - oder ich endlich ein paar Brandywines durchbekomme oder die Costoluto Genovese Selec. Valente mir zufällig wieder in die Hände fällt oder ich nächstes Jahr auf dem Bullheart- oder "dieses Jahr nur dunkelrot, oliv-bräunlich, blaurot bis schwarze"- oder "dieses Jahr nur russischstämmige"-Trip bin !