eine Produktrezension bei Amazon für einen gelben Fenstersauger:
... also ich bin anschließend dem Kauf ein ganzes Stück näher getreten...
Von XXX auf 3. September 2011
Ich bin, man kann es nicht anders sagen, ein Nerdmännchen. Ich habe ein Informatikdiplom, nach letzter Zählung 3 Notebooks, 12 Spielkonsolen, 2 Katzen und eine Frau, die als Computerjournalistin genau so technikverliebt wie ich ist. Was ich auch noch habe ist ein Hass aufs Fensterputzen, der an das Verhältnis meines Katers zu gefüllten Badewannen erinnert. In der letzten Wohnung haben wir 11 Jahre lang gewohnt, und ob man es glaubt oder nicht: Man überlebt es, wenn man in dieser Zeit nur zwei mal die Fenster putzt. Direkt nach dem Einzug und kurz vor der Übergabe an den Nachmieter ist wirklich genug. Wir Computerleute brauchen ja auch nicht viel Licht, da kommen etwas opake Fenster eigentlich ganz gut.
Nun begab es sich, dass die beste Ehefrau von allen (sorry, Ephraim) und ich dieses Jahr in ein Eigenheim zogen, und es ist erstaunlich, wie sehr sich das Verhältnis zu den Fenstern ändert, wenn sie einem selbst gehören. Man sieht sie nicht nur mit anderen Augen, sondern man versucht gelegentlich sogar, durch sie hindurchzusehen - schließlich hat man den Garten auf der anderen Seite ja bezahlt, da will man ihn auch bestaunen. Nun, nach ca. 5 Wochen war klar, dass etwas passieren musste. Die bisherige Taktik, einfach auf eine Selbstreinigung der Scheiben zu warten, hatte offensichtlich versagt. Folglich schnappte ich mir meinen geliebten Dampfreiniger (ebenfalls ein gelbes Gerät) und zog aus, die Scheiben zu reinigen.
Merke: Was man auf die Scheibe dampft, tropft unten auf den Boden.
Nachdem das Dampfreinigerexperiment etwa so erfolgreich wie der Versuch, Knäckebrot zu toasten, ausgegangen war, musste eine Alternative her. Ich wäre wahrscheinlich mit einem Lappen losgezogen, wenn die beste Ehefrau von allen (das ist wirklich meine, Ephraim) nicht von diesem Fenstersaugerding gehört hätte, das angeblich doch so toll sei. Extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen, also tat ich, was ein echtes Nerdmännchen tun musste: Das Ding unbesehen bei Amazon mit 1-Click-Dingsbums bestellen, auf dass neues Spielzeug ins Haus kommen möge. Ungeiler als ein Eimer + Lappen konnte das Ding einfach nicht sein, insofern erschien mir das Risiko gering. Außerdem war das Ding von Kärcher, und ich LIEBE Kärcher. Mein Verhältnis zur Marke wurde von einem Erlebnis mit einem Hochdruckreiniger nachhaltig positiv geprägt, aber das gehört hier nicht hin.
Also zog ich heute bei strahlendem Sonnenschein durchs Haus und putzte alle Fenster. Am Anfang waren die Ergebnisse noch ziemlich mau, aber nach 3 Versuchen hatte ich die goldenen Regeln des Windowvaccings verinnerlicht: Nimm nicht zu viel Flüssigkeit, verreib die Flüssigkeit mit dem Wischdings und geh noch mal mit einem trockenen Tuch rund um die Fensterkante, junger Padawan. Streifig der Weg zur Klarheit war, doch durchsichtig die Fenster nun sind. Ich habe gerade sehr viel Lust, mit langen, grünen Ohren zu wackeln und bin enttäuscht, keine solchen zu besitzen. Aber dafür habe ich einen Kärcher WV50, und das ist mindestens genau so toll!
Ganz im Ernst: Wenn es im Himmel Fenster geben sollte, werden sie von kleinen gelben Engeln mit diesem Gerät geputzt. Dabei singen die Knilche ständig das Hohelied des Fenstersaugers und werden von Mitbewohnern bedrängt, die ihre Harfen und sonstigen Lärminstrumente gegen Fenstersauger tauschen wollen. Dieses Gerät hat nämlich alles, was ein Fensterreinigungsdingsbums haben muss: Eine Sauglippe, einen Akku und ein Gewicht, das einem auch nach einer Stunde frohlockenden Saugens nicht stört, wenn man nicht gar zu gebrechlich ist. Ich erinnere noch mal an mein Informatikdiplom und weise den Vorwurf übertriebener Fitness entschieden von mir. Das Teil kann wirklich jeder normale Mensch rumtragen.
Was mich als Besitzer einiger grandios schlecht zu reinigender Fenster besonders begeistert hat, ist, dass das Biest in jeder Position funktioniert. Man kann senkrecht saugen, waagrecht und auch gerne über Kopf - das kriegen nicht mal die Stars der Filme hin, die natürlich keiner hier anschaut, aber von denen jeder schon mal gehört hat. Das Ergebnis ist immer überzeugend, und wenn man sich einigermaßen geschickt anstellt, geht kein Tropfen daneben. Die einzige Haltung, in der ich das Gefühl mild nachlassender Saugwirkung hatte, war beim Überkopfwaagrechtsaugen, aber man macht ja nicht jeden Tag die Unterseite der Dunstabzugshaube sauber. Notfalls könnte man für diese eine Fläche vielleicht sogar einen Lappen nehmen. Ausnahmsweise.
Bevor ich mich der allgemeinen Materialqualität und derlei Dingen zuwende, noch ein Wort zum Zubehör. Die mitgelieferte Sprühflasche mit dem Wischdings sieht auf den ersten Blick wie ein ziemlich überflüssiges Gimmick aus, ist es aber nicht. Es handelt sich um eine dieser extrem guten Ideen, von denen man sich fragt, warum man nicht selber drauf gekommen ist. Durch die Kombination von Sprühflasche und Lappen in einem Gerät spart man eine Hand ein, mit der man zärtlich den Sauger umfassen und durch die Gegend tragen kann, das finde ich praktisch. Der Sauger findet's auch gut, glaube ich - er hat jedenfalls sehr zufrieden gebrummt, als ich den Knopf gedrückt habe. Vielleicht war er auch deswegen so happy, weil das mitgelieferte Konzentratpröbchen so gut gerochen hat, aber dann würde ich ihn zukünftig enttäuschen müssen: Die überteuerten Einzelportionspackungen kaufe ich sicher niemals nach. Dafür habe ich schon eine Flasche des Kärcher-Reinigungskonzentrats bestellt, da kommt man billiger weg, hat trotzdem ein Originalprodukt und erzeugt auch noch weniger Verpackungsmüll. Ganz so gut riechen wie der Teuerkram tut es allerdings nicht.
Materialqualität. Das Teil ist aus Plastik, vermutlich im Alltagsgebrauch unzerstörbar, leicht zu zerlegen und einfach zu reinigen. Ärgerlich ist nur, dass man den Akku nicht austauschen kann - da hat die Firma Kärcher sich wohl Anregungen bei einem Telefonhersteller geholt, den ich nicht leiden kann. Ich will es vorläufig verzeihen, weil der Akku immerhin ein modernes Lithium-Ionen-Teil ist, aber trotzdem: Das hätte man besser machen können. Ein austauschbarer Akku mag verhindern, dass der Kunde alle zwei Jahre ein neues Gerät kauft, aber immerhin könnte man Ersatzakkus verkaufen. Naja, ich werde ja sehen, wie lang das Ding hält.
Alles in allem bin ich jedenfalls, wie man dem Text vielleicht entnehmen kann, extrem begeistert. Der WV50 ist ein Killergerät, und die einzige Sache, die ich bereue, ist, nicht den WV60 genommen zu haben. Der unterscheidet sich zwar nur durch die Tragetasche, aber die hätte ich heute doch praktisch gefunden - und einzeln kostet sie deutlich mehr als den Aufpreis von WV50 zu WV60. Aber gut, das ist Meckern auf hohem Niveau und ich will es nicht als Negativpunkt aufführen.
In diesem Sinne gebe ich dem Kärcher die Höchstpunktzahl und weise darauf hin, dass ich NERDmännchen bin, nicht ERDmännchen. Das klingt zwar ähnlich, aber ich bin nicht so possierlich. Dafür habe ich einen Daumen und kann somit den Kärcher halten, das kann das Erdmännchen nicht. Armes Erdmännchen.