Fjärils Nordhang-Grundstück

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Ort
ein kleiner Ort in NÖ
Es werden hier so schöne Gärten gezeigt, dass ich Jahre brauchte, ehe ich nicht mehr das Gefühl hatte vom Neid gefressen zu werden, wenn ich mir was davon anschaute. Noch viel länger hat es gedauert um mich dazu zu entscheiden mein Grundstück vorzustellen und zu erzählen, wie mein Leben war und ist damit. Eigentlich sollen hier schöne Gärten vorgestellt werden, lese ich, und der Anfang passt da gar nicht, es kommen aber auch noch schönere Teile.

Es begann damit, dass wir vor der vom Makler angegebenen Adresse standen und ich sagte nur „fahren wir wieder“. Aber dann haben wir nichts anderes gefunden, das erschwinglich und in akzeptabler Entfernung von unseren Arbeitsplätzen in Wien war (damals gab es noch eine Bahnstation 10 Minuten zu Fuß entfernt, inzwischen ist diese Bahnlinie aufgelassen, eine neue ist etwas weiter weg). Die Besitzerin, die ins Pensionistenheim ziehen wollte, ging mit dem Preis runter, weil auch andere dieses seltsame Haus auf diesem schrecklichen Grundstück nicht wollten, und so kauften wir es 1988. Seltsam ist das Haus insofern, dass es einmal ein Presshaus war, das in einen Nordhang gebaut worden war. In den 1950er-Jahren wurde es aufgestockt, damit die Kinder des Bauern darin wohnen konnten. Es ist ein Kapitel für sich, aber es soll ja um das Grün rundherum gehen, wobei rundherum nicht wirklich stimmt. Zur Veranschaulichung der offizielle Grundstücksplan (das Haus ist ca. 7 m breit, das ließ sich leicht messen quer durchs Wohnzimmer).
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Der Hang neben dem Haus ist einigermaßen terrassiert, allerdings nicht befestigt, die Erde bewegt sich also, besonders wenn „jemand“ darin gräbt, und an einigen Stellen kann man gerade noch einen Fuß vor den anderen setzen. Hinter dem Haus gibt es einen kleinen Abstand zum Erdreich, die Mauer aus Schalsteinen hat wunderbarerweise bis heute gehalten.
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Oberhalb geht es erfreulicherweise nicht gleich, aber dann doch weiter steil bergauf. Stacheldraht-Reste weisen darauf hin, dass es mal einen Zaun gab, der war schon verschwunden, als wir einzogen. Als der Nachbar auf der Ostseite Jahre später baute, suchte er vergeblich nach einem Grenzstein, der da wo sein sollte. Seine Mauer wurde schließlich einvernehmlich errichtet, indem er sich an unserer Hausmauer orientierte, und ob es weiter oben um ein paar Zentimeter vielleicht nicht stimmt, ist uns egal.

In der Realität lässt sich die auf dem Plan eingezeichnete südliche Grenze also nur erahnen, ist auch egal, denn der westliche/südliche Nachbar kümmert sich nicht um seine paar Meter Wildnis da oben (gut für diverse Vögel). Jenseits davon befindet sich sein Reitplatz, der wird von einer Ligusterhecke begrenzt, zumindest war das mal eine Hecke. Der Liguster breitete sich den Hang hinunter aus und ist da nun praktisch überall inmitten von diversen Bäumchen, Hartriegel und Lonicera-Büschen, letztere haben wir gepflanzt um den Hang zu halten, nachdem da mal Schlamm runterkam. Vieles ist überwuchert von Waldrebe, und der Boden ist mit Efeu bedeckt (der die Erde leider nicht festhält und immer wieder über die alten Triebe drüber wächst, sodass ein Gewirr aus Trieben am Boden liegt, ganz toll um sich darin zu verfangen, sollte man versuchen den Hang zu besteigen).
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Das ist der aktuelle Blick aus dem Dachboden-Fenster. Das Ding im Vordergrund ist die Entlüftung des Kellers, der waagrecht in den Hang gebaut wurde. Wir haben ein Gitter drauf getan, nachdem mal ein Vogel reinfiel, und ihr ein Regendach verpasst.

Anfangs sah es da noch nicht so schlimm aus und wir kümmerten uns nicht viel darum, auch weil es schwierig ist, diesen Hang hinaufzukraxeln. Im Laufe der Zeit wurde es aber immer chaotischer, diverse Bäumchen immer höher, und wir hatten nicht den Nerv das zu ignorieren (eine Esche war auch schon zu groß geworden) bzw. uns bei der Kraxelei zu verletzen. So kam ich eines Tages auf die Idee, einen Pfad anzulegen, der schräg den Hang hinauf geht. (Dabei habe ich die erwähnten Stacheldraht-Reste so ungefähr auf halber Höhe ausgegraben. Die Grenze dürfte aber nicht dort sein, mitten auf einem Steilstück, sondern der Draht kam da wohl hin, weil der Zaun weiter oben umgefallen war.) Wo es oben flacher wird, gibt es ein Stück (das östliche Drittel), das zwischen Bäumchen und Büschen begehbar ist, der mittlere Teil ist weiterhin unerreichbar (aber nicht so wild überwuchert), und dann gibt es noch den westlichen Teil mit eigenem Zugang .. ..
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So sah die erste Version aus, inzwischen hat mein Mann den Pfad ein wenig breiter gemacht, viel mehr geht nicht, und es muss auch immer wieder nachgearbeitet werden.

Als der alte Nachbar gestorben war und wir mal mit seinem Sohn sprachen, sagte ich ihm, dass wir möglicherweise die Grenze überschreiten um die Wildnis ein bisschen zu dezimieren. (Er wohnte damals im Ausland, war nur selten da, aber es hätte ja trotzdem sein können, dass er es bemerkt.) Da sagte er doch glatt, es sei o.k., wenn wir dieses Gelände nutzen würden. Ich war sprachlos .. nutzen! Als ob wir ein Zuviel an Energie abreagieren müssten .. ..

Auf der westlichen Seite führten von der Terrasse aus zwei „Treppen“ zur noch erkennbaren oberen Grundstücksgrenze, allerdings war es ratsam diese sehr vorsichtig und nur bei Trockenheit zu benutzen, und sie mussten auch immer wieder „saniert“ werden. Auch von der Terrasse auf das höhere Gelände hinter dem Haus gab es ein paar solche „Stufen“. 2011 bzw. 2014 kauften wir Alu-Treppen, die nach Maß angefertigt wurden.
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2011Hangtrep1.jpg 2011Hangtrep2.jpg 2014Hangtrep.jpg
 
  • Wie schön, dass du deinen Garten vorstellst, @Fjäril, und was für ein interessantes Grundstück und Gegebenheiten! Ich glaube dir sofort, dass es nicht einfach war, etwas daraus zu machen, aber deine Erzählung liest sich sehr spannend und ich freue mich sehr auf die Fortsetzungen.
     
  • Da muss ich Dich enttäuschen, wir haben gar nichts draus gemacht. Das ist Wildnis und bleibt es auch.
    Aber du gartelst doch schon, oder habe ich das bisher (auch in den anderen Beiträgen) falsch verstanden..? Du hast doch auch Beete & hübsche Pflanzen (zumindest meine ich, immer wieder welche gesehen zu haben 😅)
     
  • Aber du gartelst doch schon, oder habe ich das bisher (auch in den anderen Beiträgen) falsch verstanden..? Du hast doch auch Beete & hübsche Pflanzen (zumindest meine ich, immer wieder welche gesehen zu haben 😅)
    Ja, hast Du schon richtig verstanden, dazu komme ich später noch. Da geht es dann um die Teile, die eben sind. Ich habe jetzt mal oben angefangen, und es dauert eine ziemliche Weile, bis ich den Text zufriedenstellend hinbekomme und die Bilder zusammengesucht habe. Am Nordhang was zu ändern übersteigt unsere Möglichkeiten, es geht für mich darum damit zu leben und mir nicht zu wünschen, dass es anders wäre.
     
    Da geht es dann um die Teile, die eben sind.
    Das ist doch das einzig relevante. 👍
    Um einen solchen Nordhang komplett in ein Schmuckstück zu verwandeln müsste man extrem jung & gesund & fit sein oder jede Menge Kohle haben und das Ganze für sehr viel Geld aufwendig anlegen lassen.
    (Wäre bei uns auch nicht anders)
    Ich freue mich jedenfalls auf alle weiteren Berichte. Lass dich nicht stressen, wir sind alle hier und haben Zeit. :)
     
    So ein alter, verwilderter Hang ist ja alles in Allem gesehen auch recht pflegeleicht. Es hat sich schon längst ein Gleichgewicht eingestellt, zwischen den Pflanzen, die an diesem Standort überlebensfähig sind und denen, die es nicht sind.
    Z.B. haben es Brombeeren schwer, wenn sie nicht genug Licht bekommen. Kann man im Wald gut sehen, wo Rodungen vorgenommen wurden. Das will kein Mensch! Also nur ganz punktuell und gezielt eingreifen, wenn überhaupt!
    Die Flächen, die fürs Garteln vorgesehen sind, die muss man natürlich verteidigen. Damit bist du wahrscheinlich schon gut beschäftigt.
     
    Durch die Türe im Obergeschoß tritt man auf die Terrasse. Meine ältesten Digital-Fotos sind aus dem Jahr 2005, auf einem sieht man, dass ein Teil der Mauer unterhalb der Terrasse bereits ein bisschen kippt. Und die Reste des Schlingknöterichs – war eine Schnapsidee, den da als Sichtschutz zu pflanzen, ist ja schließlich eine Pflanze, die sehr groß wird. In unserem Fall wurde er rapide immer breiter. (Beim Efeu, den wir jetzt stattdessen haben, muss auch immer wieder zurückgeschnitten werden, damit er nicht zu dick wird, aber der wächst langsamer.)
    2005TerrMau.jpg 2010Terr1.jpg 2010Terr2.jpg
    Der Terrassenboden bestand aus Beton, der zerriss allmählich. 2010 ließen wir Platten legen.

    Wegen der kippenden Mauer hat uns ein Gärtner geraten Cotoneaster zu pflanzen, der würde die Erde festhalten, die dort (von Anfang an?) aufgeschüttet worden war. Schwer zu sagen, ob die Mauer ohne den schneller weiter gekippt wäre, jedenfalls kam der Zeitpunkt, zu dem wir entschieden, dass die Mauer nun doch fachmännisch erneuert werden sollte. Der Cotoneaster war riesig geworden, bot Ratten Unterschlupf und breitete sich auch dorthin aus, wo wir ihn nicht haben wollten. Jeder Ast, der auf der Erde auflag, schlug Wurzeln, die neue Pflanze breitete ihre Äste weiter aus .. 2023 wurde alles abgeschnitten (natürlich treibt das wieder aus) und heuer kamen zwei Männer von einer kleinen Baufirma um eine neue Mauer zu errichten.
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    Die Terrasse liegt zunächst im Schatten des Hauses und dann von Bäumen, Sonne gibt es sehr kurz am Vormittag, derzeit aber auch am späten Nachmittag, weil ein paar kranke Eschen des Nachbarn im Westen gefällt wurden. Sie dient seit einigen Jahren hauptsächlich als Ort für meine Fuchsien. (Früher gab es mehr Sonne und andere Blumen.)
    2024FuchsiTerr.jpg 2005Trep.jpg
    Natürlich gibt es auch außen eine Treppe um auf die Terrasse bzw. von ihr hinunter zu kommen. Wir haben sie so gelassen wie sie war, nur die schon etwas morschen Bretter wurden durch dicke aus Lärche ersetzt. Zur Hangseite hin gab es als „Befestigung“ Schalsteine, die quer stehenden zerbrachen und neigten sich nach und nach. Alle waren mit Erde gefüllt und es wuchs Gras und anderes wilde Grünzeug darin. Die der Treppe entlang stehenden deckte ich zu und stellte Töpfe drauf. Der Schlauch, der die Hauswand entlang führt, verbindet die obere Regentonne mit der unteren, das seltsame Brett mit dem Rohr auf den Stufen lag da nur rum.

    2024NebTrep.jpg 2017Krot.jpg
    2016 legte ein starker Mann uns statt der nun schon sehr kaputten Schalsteine ein paar große Steine hin. Hier herrschte all die Jahre fast immer Schatten, ich glaube, es ist heuer das erste Mal, dass am Nachmittag wegen der gefällten Bäume etwas Sonne hinkommt. 2017 wohnte eine Wechselkröte in einem Spalt und saß oft davor.
     
    Guten Morgen, das ist einfach toll was ihr mit diesem Grundstück vollbracht habt. Ihr habt meinen vollen Respekt. Auch für die Zukunft viel Freude und vorallem Kraft.
    Bei uns ist alles eben, ich kann mir eine Bewirtschaftung in diesen-Bergen / Steillage -garnicht vorstellen.
     
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